Laura Henkel, Freiburg
PERSONAL & KARRIERE
I
RECRUITING
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Fotos: von Arnim Personalberatung
Instrumente der Unternehmensführung.
Ein Schlüssel hierzu könnte ein tatsächlich
gelebtes HR-Businesspartnerverständnis
sein. Hier hapert es noch viel zu oft in den
Unternehmen. Als externe Berater erleben
wir häufig, dass wohlfeiler Anspruch und
Wirklichkeit weit auseinanderliegen. An-
gesichts der immensen Arbeitsverdich-
tung in den HR-Abteilungen ist dieser
Konflikt aber im „Daily Doing“ häufig
nicht lösbar.
Ist Internationalität für die Unterneh-
men wichtiger als früher? Welche Rolle
spielen aktuelle Ereignisse, etwa der
Brexit?
Nach unserer Wahrnehmung
spielt Internationalität in der Tat eine
größere oder andere Rolle als noch vor
einigen Jahren. Wir nehmen zum Beispiel
insbesondere im Ingenieurbereich eine
deutliche Zunahme von Bewerberinnen
und Bewerbern aus EU-Ländern wahr.
Allerdings fällt uns oder beziehungswei-
se den Interessenten immer wieder ihre
mangelnde deutsche Sprachkompetenz
auf die Füße. Auch ist im deutschen Pla-
nungs- und Baubereich, gerade imPraxis
alltag, häufig komplexes Fachwissen, ein
funktionierendes Netzwerk und ein hohes
Maß an kommunikativer Kompetenz und
kultureller Vertrautheit erforderlich. Das
macht den Zugang für ausländische Be-
werber häufig schwierig.
Der Brexit wird mittelfristig definitiv zu
massiven Umwälzungen für den Finanz-
platz London führen und damit auch für
den gesamten international operierenden
Kapitalanlagebereich. Das wird sich auch
auf der Mitarbeiterebene auswirken. Ak-
tuell ist es aber zu früh, umAussagen tref-
fen zu können, was hier auf uns zukommt.
Ein Szenario, wie wir es 2007/2008 in der
Investmentbranche gesehen haben, ist –
wenn auch unter anderenVorzeichen – al-
lerdings nicht unwahrscheinlich.
In welchen Sektoren der Branche wird
derzeit besonders nach Personal ge-
sucht? Sind Veränderungen imVergleich
zu früher zu beobachten?
Im aktuellen
Niedrigzinsumfeld erlebenwir einAllzeit-
hoch und einen vordringlichen Bedarf im
Umfeld Projektentwicklung, Planungs-
und Bauprojektmanagement und bei allen
akquisitions- und transaktionsbezogenen
Themen. Als Dauerbrenner bei Invest-
ment und Akquisition, aber auch imAsset
Management und bei der Bewirtschaftung
hat sich das Wohnimmobiliensegment
etabliert. Sehr interessanteThemen haben
wir zudem im Umfeld kommunaler und
öffentlicher Bestandshalter und Entwick-
ler zu verzeichnen.
Gibt es „neue“ Kompetenzen, die Be-
werber mitbringen sollten, weil sie
zunehmend nachgefragt werden?
Die
Themen digitale Kompetenz, BigData und
die damit verbundene fundamentale Ver-
änderung der Informationsbeschaffung
und -auswertung werdenMetathema sein,
genauso wie neue Kommunikationswege
und -kompetenzen sowie veränderte Ar-
beitsmethoden und Arbeitswelten. An-
gesichts der damit verbundenen Heraus-
forderungen raten wir, das Augenmerk
proaktiv auf den digitalen Nachwuchs
im Unternehmen zu richten, um wettbe-
werbsfähig zu bleiben.
Wir verfechten allerdings ebenso stark
die Meinung, dass auch Unternehmen
ihre Arbeitgeberkompetenzen verändern
müssen. Sie werden sich künftig definitiv
in ungekannterWeise um ihreMitarbeiter
bewerbenmüssen. Althergebrachte Sicht-
weisen müssen überdacht, neue Wege
der Mitarbeiterauswahl und -bindung
beschritten werden. Statt „Passung“ und
„Matching“ werden wir den Blick auf in-
dividuelle Potenziale und auf die Zusam-
menstellung von „Gewinnerteams“ rich-
ten müssen sowie auf die Führungskräf-
te- und Teamentwicklung als integrierte
Führung muss lernen
Gute Kandidaten können sich
die Jobs aussuchen. Wenn
Unternehmen in der Immo-
bilienwirtschaft also einen
neuen Mitarbeiter suchen,
müssen sie sich stärker
denn je selber bewerben.
Die Personalberater
Stefani
Miseré
und
Ralf Haase
sagen, worauf es ankommt.
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Stefani Miseré und Ralf Haase
sind Gesellschafter der
von Arnim Personalberatung.