Immobilienwirtschaft 9/2015 - page 12

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MARKT & POLITIK
I
INTERVIEW
Immobilienwirtschaft Deutschland BID
gelebt wird. Hier sind die Einzelverbände
das wichtige Gut.
Die Herausnahme des Neubaus aus der
Mietpreisbremse war dort Thema?
Bruch:
Natürlich. Aber es ist wichtig, Ross
und Reiter zu nennen. Der BFW streitet
seit Jahren gemeinsam mit dem Mieter-
bund für bessere Neubaukonditionen.
Schließlich stehen die BFW-Mitglieder
für 50 Prozent des Wohnungsneubaus.
Auf der Basis dieser langjährigen Zusam-
menarbeit haben wir auf dem BID-Stand
der Expo Real 2013 beschlossen, einen
gemeinsamen Brief mit dem Mieterbund
zu verfassen. Darin haben wir die He-
rausnahme des Neubaus aus der Miet-
preisbremse und anderes verlangt. Dass
diese Forderungen von der Politik erfüllt
wurden, kommt jetzt der gesamten Bran-
che zugute.
Welches sind die Themen, mit denen
sich der BFW zurzeit beschäftigt?
Ibel:
Wir wollen den Mittelstand in der
Immobilienwirtschaft erhalten und stär-
ken. Daraus ergibt sich auch unser The-
menspektrum, von der Mietrechtsände-
rung bis zur Erbschaftssteuerreform. Uns
beschäftigt das gesamte Spannungsfeld
zwischen Quantität, Qualität und Kosten,
in dem sich die mittelständische Immo-
bilienbranche derzeit befindet. Unser
Auftrag sind zuverlässige Investitions-
bedingungen für die Wohnungs- und
Gewerberaumwirtschaft.
Sind Sie zufrieden mit den politischen
Rahmenbedingungen?
Ibel:
Nein. In Deutschland wird der In-
vestor kaum dafür belohnt, dass er baut.
Im Gegenteil: Angesichts aller Steuern
und Beschränkungen scheint es ja gera-
dezu eine „Abgabe“ auf die Schaffung von
Wohnraum in verschiedensten Formen
zu geben. Wir brauchen aber Kapital und
Herr Ibel, drei Vierteln Ihrer Mitglieder
geht es laut Umfragen gut und sie sind
optimistisch für die Zukunft. Brauchen
die den BFW noch?
Ibel:
Ja, die Triebkraft des derzeitigen
Booms ist ja nicht etwa auf gute politische
Rahmenbedingungen zurückzuführen,
sondern auf den historisch niedrigen
Zinsstand. Der wird aber nicht so bleiben!
Und die Immobilien, die derzeit verkauft
werden, hatten vier Jahre Vorlaufzeit ...
Aber es gibt steigende Baugenehmi-
gungszahlen.
Bruch:
Das wird immer wieder gesagt,
aber der Ansatz ist falsch. Auch hier flacht
die Dynamik ab, und angesichts des im-
mensenNachholbedarfs habenwir – trotz
Zinstief – längst nicht so viel gebaut, wie
wir hätten bauen müssen. Wir müssten in
den Städten eigentlich „explodieren“.
Werden die Interessen Ihrer Mitglieder
nicht auch vom Zentralen Immobilien-
ausschuss wahrgenommen?
Ibel:
Nein. Die deutsche Immobilien-
wirtschaft ist meist mittelständisch orga-
nisiert und regionalisiert. Dem wird eine
alleinige Interessenvertretung durch 176
überregionale große Unternehmen und 24
Verbände nicht gerecht, zumal in beiden
Bereichen ein Mix aus Immobilienwirt-
schaft im engeren und weiteren Sinn ab-
gebildet wird. Der BFW ist in den Ländern
verwurzelt und im Bund vernetzt. Unsere
Mitglieder stehen für die mittelständische
Immobilienwirtschaft. Sie brauchen eine
eigene Interessenvertretung.
Aber es gibt Überschneidungen der In-
teressen.
Bruch:
Der Mittelstand lässt sich ungern
vereinnahmenund inVerbände-Verbände
eingliedern. Dadurch werden Positionen
zwangsläufig verwässert. Wir schätzen
eher die kooperative Zusammenarbeit,
wie sie in der Bundesarbeitsgemeinschaft
Bauträger, Projektentwickler:
Die Sorgen werden größer
Sozialbauquote, mangelnde
Förderung & Co. führen dazu,
dass immer weniger gebaut
wird. Bestimmte Argumente
kommen bei den maßgeb-
lichen Politikern nicht mehr
an. Ein Interview mit BFW-
Präsident
Andreas Ibel
und Bundesgeschäftsführer
Christian Bruch
.
„Kommunen tun oft alles
dafür, dass gar nicht ge-
baut wird. Das Dilemma
zeigt sich, wenn sie für
Flüchtlinge bauen wollen
und die von ihnen selbst
geschaffenen Regelun-
gen im Wege stehen. “
Andreas Ibel,
BFW-Präsident
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