EDITORIAL
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9.2015
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in Bremen ist eine Heuschreckensteuer geplant (Kommentar Seite 18). Kaufen
Privatinvestoren künftig Immobilien, könnten 19 Prozent fällig werden. Im-
mobilieneigentümer mutieren zu Prügelknaben – kann man schon glauben.
Es gibt sie nun mal, diese zwei Welten. Den Kosmos. Alle Nichtimmobilisten.
Und einen besonderen Planeten darinnen. Der größte Teil seiner Bewohner
– Logistikentwickler, Büroinvestoren etc. – ist völlig harmlos. Einige aber,
Wohnungs-Makler, -Vermieter, -Investoren, liegen mit dem Kosmos im Dau-
erclinch. Und der attackiert mit ein paar merkwürdigen Gesetzesplänen.
Was tun dagegen? Erster Impuls: Einen Ausfall wagen. Betonen, die Zahl der
Bauträger, die Grundstücke kaufen, sinke schon aus Angst vor der Sozial-
wohnungsquote (Interview Seite 12). Aber der Gegner ist kampferprobt. Wie
titelte vor Kurzem die taz: „Miethaie müssen hungern. Weil sie nur noch zehn
Prozent draufschlagen können“. Wer so argumentiert, ist schwer zu schlagen.
Zweiter Impuls: Verständnis zeigen für den Kosmos. Etwa für Politiker und
ihre Nöte. Völlig überraschend! So wie die Gnade des Opferangehörigen
für den Mörder! Im Bieterwettbewerb war die städtische Gesellschaft gegen
einen Privaten unterlegen. Wenn das kein Grund ist für die Steuer! Plane-
tenbewohner sollten jetzt gemeinsam „Om“ singen, ausatmen. Folge wäre ein
Waffenstillstand. Vielleicht würden Wohnungsinvestoren zwar vorübergehend
hungern. Aber wenn keiner mehr baut, verkauft, vermietet, wird der Kosmos
schon bald wieder anklopfen. Denn der Staat kann diese Lücke nicht füllen!
Ihr
„Die Immobilienbranche muss
mit Unerwartetem punkten.
Sonst bleibt sie stecken in einem
nicht zu gewinnenden Kampf
gegen die Gesellschaft.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Gnade für den Mörder