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Es fördert innovativeWohn- und Quartiersprojek-
te auf dem Land mit bis zu 10.000 € pro Projekt.
Die Forderungen der Verbände
„Das Land Rheinland-Pfalz pflegt im Hinblick auf
die Förderung des ländlichen Raumes eine ko-
operative Zusammenarbeit mit der Wohnungs-
wirtschaft“, lobt Dr. Axel Tausendpfund, Direktor
des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungs-
wirtschaft e. V. (VdW südwest). „Ländliche und
strukturschwache Räume müssen wieder stärker
ins Bewusstsein rücken“, fordert er. „Nur im Zu-
sammenspiel von Stadt und Land kann die Ant-
wort auf die drängenden Fragen der aktuellen
Wohnungsmarktsituation liegen.“
Ganz ähnlich argumentiert Hans Maier, Direktor
des Verbands bayerischer Wohnungsunterneh-
men (Baugenossenschaften und -gesellschaften)
e. V. (VdW Bayern). Er spricht sich für „geeignete
Förderstrukturen“ aus, „die durch eine Attrak-
tivitätssteigerung die Abwanderung und damit
den Zuwanderungsdruck auf die Ballungsräume
abschwächen“. Weil auch im ländlichen Raum
neben Einfamilienhäusern attraktive Mietwoh-
nungen nötig seien, bedürfe es mehr Flexibili-
tät bei der Wohnraumförderung. Außerdem sind
nach Ansicht Maiers interkommunale Koopera-
tionen nötig. Als Beispiel nennt er die 2018 von
der Stadt Erlangen und acht Umlandgemeinden
gegründete GEWOLand GmbH. Sie verfolgt das
Ziel, auch im Landkreis bezahlbaren Wohnraum
für breite Gruppen der Bevölkerung zu schaffen
(siehe auch DW 2/2019 ab S. 32).
„Wir müssen den ländlichen Raum wieder aktiv
stärken“, fordert auch Frank Emrich, Direktor
des Verbands Thüringer Wohnungs- und Immo-
bilienwirtschaft e. V. (vtw). „Arbeitsplätze und
Infrastrukturen für Wohnen, ÖPNV und Verkehr,
Medizin, Bildung und Versorgung müssen pro-
aktiv ausgebaut, Akteure vor Ort unterstützt
werden.“ Ein Thesenpapier des vtw bezeichnet
die Infrastruktur als „zentralen Ermöglicher“
der ländlichen Entwicklung. Essenziell sei dabei
„die lückenlose und leistungsfähige Versorgung
des ländlichen Raumes mit Datenanbindung“.
Darüber hinaus lenkt der vtw den Blick auf die
Arbeitsplatzsituation: Der ländliche Raum wer-
de gestärkt „durch die Sicherung vorhandener
Arbeitsplätze und die Ansiedlung neuer Arbeits-
plätze bzw. die Ermöglichung neuer Arbeitsfor-
men“ wie Home-Office und dezentrales Arbeiten.
Auf das damit verbundene Potenzial weist auch Dr.
Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deut-
schen Städte- und Gemeindebundes, hin. „Wenn
es möglich ist, in den ländlichen Regionen über
Telearbeitsplätze zu arbeiten, schnell ohne Auto
in die Städte zu gelangen und die Menschen eine
attraktive Infrastruktur im Bildungs-, Gesund-
heits- und Freizeitbereich vorfinden, wird auch der
Zuzugsdruck auf die Ballungsräume abnehmen.“
Landsberg fordert deshalb „ein ganzes Bündel an
Maßnahmen“ wie beispielsweise bessere Anbin-
dung an die Ballungsräume, eine Stärkung des
ÖPNV und die Schaffung einer leistungsstarken
Infrastruktur für digitale Lösungen. Detaillierte
Forderungen erhebt das kürzlich veröffentlichte
Positionspapier „Ländliche Räume als Innovati-
onsräume stärken!“.
Wie Kommunen sich einbringen
Ob die Politik diese Forderungen tatsächlich um-
setzen wird, bezweifelt Konstantin Kortmann,
Head of Residential Investment bei der Beratungs-
gesellschaft JLL. „Um die angespannte Situation
Oft sind ländliche Regionen nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Busse fahren häufig
nur stündlich, die Haltestellen befinden sich außerhalb des Ortes. Hier besteht Handlungsbedarf
Panoramablick von
Bermersbach im
Schwarzwald:
Dorfkerne werden
zunehmend durch
eine erfolgreiche
Innenentwicklung
gestärkt
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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