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an. So lud 2018 Bundeslandwirtschaftsministe-
rin Julia Klöckner zum „ZukunftsforumLändliche
Entwicklung“ und initiierte zudem das Aktions-
bündnis „Leben auf demLand“. „Wenn Geschäfte,
Schulen und Arztpraxen schließen und kein Bus
mehr fährt, wenn der Leerstand zunimmt und
Ortskerne veröden, dann entsteht ein Gefühl des
Abgehängtseins“, stellt die Politikerin fest. Um
dieses „Auseinanderdriften von Stadt und Land“
zu verhindern, müssten Staat und Gesellschaft an
einem Strang ziehen.
Nicht untätig bleiben will auch das Bundesmi-
nisterium des Innern, für Bau und Heimat. Im
September 2018 lud es zur Auftaktsitzung der
Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnis-
se“ ein. Diese beschäftigt sich in sechs Fachar-
beitsgruppen mit unterschiedlichen Themen von
kommunalen Altschulden über Raumordnung bis
hin zur Teilhabe an der Gesellschaft. Bis Juli 2019
soll die Kommission einen Bericht mit detaillierten
Vorschlägen vorlegen.
Konkrete Unterstützung bietet bereits jetzt das
Bundesprogramm„Ländliche Entwicklung“ (BULE).
Unter immobilienwirtschaftlichen Gesichtspunk-
ten besonders interessant ist das Modul, das für
die Förderung von Mehrfunktionshäusern vorge-
sehen ist. Gemeint sind damit Gebäude, die unter-
schiedliche Funktionen unter einemDach vereinen
– z. B. einen Dorfladen, eine Landarztpraxis, einen
Pflegestützpunkt oder Vereinsräume.
Was die Bundesländer vorhaben
Die Förderung des ländlichen Raums haben sich
auch die Bundesländer auf die Fahnen geschrieben –
jedenfalls verfügt so gut wie jedes Flächenland über
entsprechende Förderprogramme. „DieHerausfor-
derung für den ländlichen Raumbesteht darin, die
nötige Infrastruktur zu schaffen und zu erhalten“,
sagt Birgit Keller, Ministerin für Infrastruktur und
Landwirtschaft in Thüringen. 2018 erweiterte
der Freistaat Thüringen die Förderrichtlinien im
Bereich Integrierte Ländliche Entwicklung, sodass
jetzt auchDorfläden gefördert werden können. Zu-
dem startet das Ministerium eine Brachflächenin-
itiative, die durch die Kombination verschiedener
Förderprogramme dieWiederbelebung von Brach-
flächen unterstützen soll.
Eine wichtige Rolle spielt der ländliche Raumauch
in Bayern. Dort ist 2018 die Förderung der Dorfer-
neuerung verbessert worden. Kommunen erhal-
ten nun 80 % Förderung, wenn sie leerstehende
Gebäudemodernisieren oder aber abbrechen und
so die Grundstücke für eine Wiederbebauung be-
reitstellen. Ziel ist es laut der bayerischen Land-
wirtschaftsministerinMichaela Kaniber, bis 2030
rund 5.000 Gebäude dorfgerecht zu sanieren, neu
zu nutzen oder aufzuwerten. Um Arbeitsplätze
in den ländlichen Raum zu bringen, startete der
damalige bayerische Finanzminister und heutige
Ministerpräsident Markus Söder zudem 2015 das
Projekt Behördenverlagerung. In den ersten drei
Jahren wurden 37 Behörden und staatliche Ein-
richtungen in strukturschwache Regionen Bayerns
umgesiedelt.
Ebenfalls innovativeWege beschreitet Rheinland-
Pfalz, wo rund drei Viertel aller Einwohner außer-
halb der kreisfreien Städte leben. So initiierte das
Bundesland eine Landarzt-Offensive: Studienbe-
werber erhalten auch ohne Spitzenabitur einen
Medizin-Studienplatz, wenn sie sich verpflichten,
später eine Landarztpraxis zu übernehmen. Einen
anderen Akzent setzt das Sozialministerium:
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Viele ländliche Regionen sind von Leerstand und maroden Gebäuden geprägt,
wie beispielsweise das brandenburgische Teltow
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