DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 6/2018 - page 25

und in dieser Zeit Sendungen für die Bewohner
entgegennimmt. Diese können dort auch Retou-
ren hinterlassen, falls die Jeans doch an der Hüfte
zwickt oder die Farbe der bestellten Turnschuhe
nicht gefällt.
Nun mag das Studentenwohnhaus in Hannover
ein Extremfall sein. „Wir haben es mit einer sehr
online-affinen Zielgruppe zu tun, die es gewohnt
ist, alles Relevante imNetz zu ordern“, sagt Marcel
Schneider, Director Operations bei der Internati-
onal Campus Group. Zudem seien die Bewohner
tagsüber oft nicht zu Hause. „Unsere Bewohner“,
stellt Schneider fest, „genießen den Paketservice
und die damit verbundene Flexibilität.“
Paketkästen im Kommen
Diesen Komfort wollen auch andere Wohnungs-
und Projektentwickler – besonders solche im
gehobenen Segment – ihren Kunden bieten.
Dabei setzen sie i. d. R. allerdings nicht auf
eine personalintensive Lösung mit einem Con-
cierge, sondern auf ein automatisiertes System
mit Kästen, in denen die Zusteller ihre Pakete
deponieren können. Um nur zwei Beispiele zu
nennen: Im Projekt Wave, das derzeit im Berliner
Stadtteil Friedrichshain entsteht und 161 hoch-
wertige Eigentumswohnungen umfasst, sieht der
Projektentwickler Bauwerk Capital ein solches
Paketbox-System vor. Und das Unternehmen
Instone Real Estate Development GmbH lässt
die DHL in seinem in Entstehung begriffenen
Luisenpark – einer Wohnanlage mit rund 550
Miet- und Eigentumswohnungen in Berlin – eine
Packstation mit mehreren Modulen aufstellen.
Diese sind rund um die Uhr zugänglich und über
eine digitale Steuerung zu bedienen. „Das hat den
Vorteil“, sagt Carsten Sellschopf, Chief Operating
Officer (COO) bei Instone, „dass das Paket auch
unabhängig von den Anwesenheitszeiten des
Concierges abgeholt werden kann.“ Sellschopf
ist überzeugt: „Vor dem Hintergrund des zuneh-
menden E-Commerce ist die Paketannahme ein
elementares Thema.“
Das sehen auch Wohnungsunternehmen so, die
erschwingliche Mietwohnungen anbieten. So hat
z. B. die Berliner degewo AG 150 Paketkastenan-
lagen im Einzugsbereich von 5.500 Wohnungen
aufgestellt, weitere Anlagen sollen bis Jahresen-
de folgen. Dabei werden die Kästen, die sich mit
einem Code öffnen lassen, je nach Platzsituation
entweder im oder vor dem Haus platziert. „Der
Vorteil für unsere Mieter liegt klar auf der Hand:
Die Paketkästen sind rund umdie Uhr zugänglich“,
sagte Wolfgang Medger, degewo-Kundenzent-
rumsleiter Süd, bei der Vorstellung des Projekts
im vergangenen Jahr. Bei ihren Neubauten plant
degewo allerdings nicht von vornherein mit sol-
chen Anlagen. „Wir werden zunächst die geplanten
Pilotprojekte durchführen und dabei insbesondere
die Nachfrage auf Mieterseite beobachten“, sagt
eine degewo-Sprecherin.
Insellösung oder zustellerübergreifendes
System?
Aufgestellt und betriebenwerden die degewo-An-
lagen von der DHL Paket GmbH, die die gesamten
Kosten trägt. Das ist auch bei der Vonovia SE so,
die bisher gut 300 Paketanlagen – alle in Berlin
– aufgestellt hat. Dabei erhält nicht jeder Mieter
einen eigenen Kasten. Vielmehr funktioniert das
System so: Der Zusteller wirft eine Benachrichti-
gungskarte mit einemBarcode in den Briefkasten
des Mieters. Diese Karte dient als elektronischer
Schlüssel für die Paketkastenanlage; nur der
Etwa 5.500 Wohnungen der Berliner degewo sind an eine solche
Paketkastenanlage angeschlossen. Betrieben wird diese von DHL
Quelle: DHL Paket GmbH
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