NEUBAU UND SANIERUNG
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6|2018
betreffende Mieter kann also das entsprechende
Fach öffnen und sein Paket entnehmen.
„Der Aufstellort richtet sich nach den örtlichen
Gegebenheiten“, erläutert Vonovia-Pressespre-
cherin Bettina Benner. Dabei wählt das Unterneh-
men möglichst einen Ort innerhalb des Gebäudes,
um Vandalismus vorzubeugen. Auch Vonovia in-
stalliert solche Paketanlagen in ihren Neubauten
noch nicht, berücksichtigt aber von Anfang an
die nötige Infrastruktur (z. B. Stromanschluss im
Treppenhaus).
Allerdings hat dieser auf DHL beschränkte Ansatz
einen offensichtlichen Nachteil: Mieter, deren
Sendung von Hermes, DPD, GLS oder einem an-
deren Dienstleister geliefert wird, müssen wei-
terhin den Weg zur Abholstelle unter die Füße
nehmen oder bei Nachbarn nach demVerbleib des
Pakets forschen. Wäre es da nicht sinnvoller, an
zustellerübergreifenden Lösungen zu arbeiten?
„Ja, ein System, auf das alle Zusteller zugrei-
fen, ist aus unserer Sicht für die Mieter und die
Wohnungsunternehmen das Wünschenswerte“,
heißt es bei degewo.
Tatsächlich kommen solche Systeme bereits zum
Einsatz – z. B. bei der Baugenossenschaft Esslin-
gen eG (BG Esslingen). Sie hat in der Richard-
Hirschmann-Straße eine Paketkastenanlage für
144Wohneinheiten in Betrieb genommen, wobei
sie sich für die My-Renz-Box entschieden hat.
Das ist eines der Systeme, das die Zustellung
und Rücksendung von Paketen unabhängig vom
Paketdienstleister ermöglicht. Sobald der Zu-
steller ein Paket einwirft, wird der Bewohner
per E-Mail, SMS oder Push-Nachricht per App
benachrichtigt. Damit kann er sich an der Anlage
authentifizieren, so dass sich das richtige Fach
öffnet. Bis Ende 2018 will die BG Esslingen auch
die übrigen ihrer 3.000 Wohnungen mit diesem
System ausstatten.
Eine Frage der Kosten
Für diese Paketkastenanlagen ist i. d. R. keine
Baugenehmigung nötig, heißt es bei der Erwin
Renz Metallwarenfabrik GmbH & Co. KG, welche
die My-Renz-Box entwickelt hat. Der Nachteil
für das Wohnungsunternehmen ist, dass es in
diesem Fall die Kosten zu tragen hat. Die Firma
Erwin Renz empfiehlt für ein Wohnhaus mit 30
Einheiten ca. 10 bis 13 Paketkästen. Das kostet
nach Unternehmensangaben inklusive Montage
und Inbetriebnahme rund 10.000 €. Ein optiona-
ler Service- und Wartungsvertrag kann ab 0,35 €
proWohneinheit undMonat geschlossen werden.
Einen Mindestpreis von 4.000 bis 5.000 € für
„sinnvolle elektronische Systeme“ nennt die Max
Knobloch Nachf. GmbH, die ebenfalls zusteller-
übergreifende Paketkästen anbietet.
Die Kosten für den Betrieb der Anlagen können
nach Herstellerangaben auf die Betriebskosten
umgelegt werden. Dem widerspricht allerdings
Dietmar Wall vom Deutschen Mieterbund: Die
Umlage auf die Betriebskosten lässt nach seinen
Worten der § 2 der Betriebskostenverordnung
Auch die Vonovia testet, wie Paketkästen bei ihren Mietern ankommen.
Das System ermöglicht es, auch Retouren auf diese Weise zu versenden
Quelle: Erwin Renz Metallwarenfabrik GmbH & Co. KG
Die Baugenossenschaft
Esslingen eG hat sich für ein
System entschieden, das
offen ist für unterschiedliche
Zustelldienste
Quelle: Vonovia