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2|2018
Einen morbiden
Charme strahlen die
Gebäude aus – noch,
denn alsbald sollen
sie im neuen Glanze
erstrahlen
Vision – so stellen sich Architekten und Projektentwickler den künftigen Stadtteil vor
Denkmalschutz und Neubau als leistungsstarker
Partner für die Stadt Potsdam.“ 2015 hatte die
Deutsche Wohnen in Potsdam-Babelsberg ihren
ersten Neubau seit langer Zeit fertiggestellt und
sich dabei lobend über die Zusammenarbeit mit
den städtischen Behörden geäußert.
Einiges ist in Potsdam-Krampnitz allerdings
noch offen – so z. B. die zukünftige Nutzung der
besonders repräsentativen Gebäude (Kasino,
Fähnrichsheim und Pförtnergebäude), die zum
Bereich der Deutsche Wohnen gehören. „Denk-
bar“, sagt Lars Wittan, „wäre eine Nutzung für
Nahversorgung, Gastronomie, Veranstaltungen
sowie für soziale Einrichtungen.“
Keine Schlafstadt
Diese Absicht deckt sich mit den grundsätz-
lichen Zielen des Entwicklungsträgers und der
Landeshauptstadt. Denn auch wenn Krampnitz
schwerpunktmäßig ein Wohngebiet werden
soll, so wollen die Verantwortlichen doch keine
reine Schlafstadt schaffen. Zum einen ist nach
gegenwärtigem Stand der Bau von drei Kin-
dertagesstätten, einer Grundschule und einer
weiterführenden Schule sowie einer Jugend-
freizeiteinrichtung geplant. Zum anderen ist
ein Gewerbeflächenanteil von bis zu 20% vor-
gesehen. Von den Teilnehmern des 2-stufigen
städtebaulich-landschaftsarchitektonischen
Realisierungswettbewerbs, den der Entwick-
lungsträger im August 2017 ausgelobt hat, ist
deshalb laut Bert Nicke gefordert, „multifunk-
tionale Options- und kleinteilige Gewerberäume
in den Erdgeschosszonen sowie kleine Einheiten
als Büro- und Produktionsflächen für nicht stö-
rendes Gewerbe vorzuhalten“. Ebenfalls geplant
ist ein Nahversorgungszentrum. Die erste Phase
des städtebaulichen Wettbewerbs endete imOk-
tober 2017; Abgabetermin für die zweite Phase
ist Anfang 2018.
Zu den städtebaulichen Zielen gehört darüber
hinaus eine Mischung unterschiedlicher Wohn-
und Eigentumsformen. Beabsichtigt sei, „neben
öffentlich geförderten Mietwohnungen auch
günstiges Eigentum zu schaffen“, erläutert Bert
Nicke. „Dazu gehören auch nachbarschaftliche
bzw. gemeinschaftliche Wohn- und Bauformen
wie z. B. Baugemeinschaften oder Baugruppen.“
Die Vermarktung des nicht der Deutsche Woh-
Das Preisgericht des offenen, 2-stufigen,
städtebaulichen Realisierungswettbewerbs
„Wohnen in Potsdam Krampnitz“ hat nach
intensiven Diskussionen aus 31 eingereich-
ten Arbeiten zehn für die zweite Phase des
Wettbewerbs ausgewählt.
Ziel des Wettbewerbs ist es, ökologisch,
wirtschaftlich und sozial nachhaltige Kon-
zepte mit hoher städtebaulicher Qualität
zu finden, damit sich auf dem ehemaligen
Kasernenareal in Krampnitz ein lebendi-
ges, urbanes Quartier entwickelt.
Der Wettbewerb wird vom Entwicklungs-
träger Potsdam GmbH im Auftrag der
Landeshauptstadt Potsdam und in Abstim-
mung mit der Deutschen Wohnen durchge-
führt, dies gab der Entwicklungsträger am
23. November 2017 bekannt.
STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
nen gehörenden Gebiets soll Ende 2018 mit der
Ausschreibung von drei denkmalgeschützten
Bestandsgebäuden im westlichen Entwicklungs-
gebiet beginnen.
Infrastruktur als Herausforderung
Eine weitere Herausforderung stellt die Verkehrs-
anbindung an die etwa 10 km entfernte Innen-
stadt dar. Bereits heute stehen Autofahrer, die von
Norden kommen, imBerufsverkehr regelmäßig im
Stau. Die Verantwortlichen streben deshalb an,
die Straßenbahnlinie ins Bornstedter Feld nach
Krampnitz zu verlängern. Dies soll laut Nicke in-
nerhalb von zehn Jahren erfolgen, ist aber davon
abhängig, ob der Bund und das Land Brandenburg
Fördermittel zur Verfügung stellen. Bis es so weit
ist, sollen Busse die Anbindung sicherstellen.
Bei der Finanzierung der Infrastruktur werden im
Übrigen auch die Investoren zur Kasse gebeten.
Grundlage dafür sind die Vorschriften in städ-
tebaulichen Entwicklungsbereichen, wie Nicke
erläutert: „In einem städtebaulichen Entwick-
lungsbereichwerden die Grundstückseigentümer
über gutachterlich ermittelte Ablösebeträge an
den Gesamtkosten der Maßnahme beteiligt. Bo-
denwertgewinne verbleiben dabei grundsätzlich
bei der Kommune, soweit sie der Finanzierung der
Infrastruktur dienen.“ Abgeschlossen sein soll die
Entwicklung des Gesamtbereichs von Krampnitz in
den kommenden 15 Jahren – im Jahr 2032 könn-
ten dann also rund 7.000 Menschen im neuen
Stadtteil wohnen.
Quelle: Müller Reimann Architekten Berlin