DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 5/2017 - page 21

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Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) ermög-
lichen dank eines großen Gestaltungsspielraums
– z. B. hinsichtlich Farbe, Oberfläche und Materi-
alität – speziell imWohnungsbau besondere Iden-
tität für Gebäude und Bewohner. Gefordert sind
heute wertschöpfende und bestandssichernde
Fassadenkonstruktionen auf der Grundlage einer
objekt- und umfeldgerechten Gestaltung. Die wär-
medämmende Funktion der Fassadenbauart ist nur
ein Aspekt. Wesentliche weitere Entscheidungs-
parameter sind die Langlebigkeit, Gestaltungs-
vielfalt, der Brandschutz, die Kostensicherheit
sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen
und die Rückbaufähigkeit mit entsprechend hoher
Recycelfähigkeit.
Gestaltungvielfalt und Baukultur
Aspekte der Wirtschaftlichkeit beherrschen be-
reits die frühe Planungsphase. Die Rahmenbedin-
gungen dafür orientieren sich in erster Linie an
der Entscheidung zur Auswahl eines geeigneten
Fassadensystems und an den Anforderungen an
deren Gestaltung. Diese werden von der Fassaden-
technik und möglichen Gestaltungsspielräumen
bestimmt. Dazu gehören dieWerkstoffauswahl der
Bekleidungen, deren Befestigungen und die De-
tailausbildung, z. B. Anschlüsse, Fugenausbildung
und Übergänge zu anderen Bauteilen.
Die Konstruktionsweise der VHF, die Wärmedäm-
mung undWitterungsschutz trennt, ist bauphysi-
kalisch vorteilhaft und ermöglicht es, mit unter-
schiedlichen Bekleidungen vielfältige Wirkungen
zu schaffen. Eine große Palette von Materialien,
Oberflächen, Formaten, Formen, Fugen, Farben
und Montagearten steht bereit, um individuelle
Entwurfsideen zu verwirklichen. Die widerstands-
fähigen und dauerhaften Bekleidungswerkstoffe
sorgen für ein langfristig ästhetisches Erschei-
nungsbild und bieten große Freiheit beim Ge-
stalten von Gebäudehüllen. Dadurch können sich
vorgehängte hinterlüftete Fassaden gestalterisch
auf das konkrete Objekt und den Standort bezie-
hen, bilden so den Kontext zu dessen Umfeld und
bieten gleichzeitig eine Chance für die Stärkung
der Baukultur. Dem architektonischen Anspruch
kann dabei in allen Facetten Rechnung getragen
werden.
Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit
UmdieWirtschaftlichkeit einer Baumaßnahme zu
beurteilen, müssen die Kosten über den gesam-
ten Lebenszyklus berücksichtigt werden. Größere
Aufwendungen bei der Herstellung lohnen sich
dank der höheren Lebensdauer, der geringeren
Schadensanfälligkeit und des niedrigeren Instand-
haltungs- und Wartungsaufwandes von VHF. Sie
schützen die dahinterliegenden Bauteile vor un-
terschiedlichen Umwelteinflüssen und helfen,
feuchte Wände auszutrocknen. So erhöhen sie
die Lebensdauer der gesamten Konstruktion und
sorgen für Werterhaltung oder Wertsteigerung.
Die einzelnen Bestandteile des VHF-Systems ha-
ben einen Nutzungszeitraum von über 50 Jahren.
Durch die geringe Schadensanfälligkeit des Fas-
sadensystems sind die Wartungsintervalle groß.
Sollten an den Bekleidungen dennoch Schäden
entstehen, sind einzelne Elemente austauschbar.
In der Nutzungsphase sorgen effiziente Dämmma-
terialien und innovative Unterkonstruktionen für
niedrigste U-Werte und damit für geringen CO2-
Ausstoß und niedrigen Energieverbrauch.
Außerdem werden die Vorteile des Systems hin-
sichtlich der Recyclingfähigkeit deutlich – ins-
besondere im Hinblick auf die Novellierung der
Abfallverzeichnisordnung im letzten Jahr: Die
VHF lässt sich fast vollständig in die Einzelkom-
ponenten zerlegen und recyceln. Grundsätzlich
empfiehlt es sich, nicht brennbare Dämmstoffe
aus Stein- oder Glaswolle zu verwenden, die nicht
mit Schadstoffen (Algizide, Fungizide, HBCD usw.)
kontaminiert sind.
Kostensicherheit
Gerade im Wohnungsbau kommt der modularen
Bauweise eine besondere Bedeutung zu.
Standardisierung und Vorfertigung helfen, Bau-
prozesse zu beschleunigen, gleichzeitig eine
hohe Qualität zu garantieren und die Kosten zu
reduzieren. Auf der Grundlage des VHF-System-
baukastens, z. B. in Formvon vorkonfektionierten
Systemlösungen, gelingt es, den Gedanken und die
Vorteile des seriellen Bauens mit den Anforderun-
gen an eine hochwertige, abwechslungsreiche und
ästhetische Gestaltung zu verbinden.
Die Kostensicherheit ist ein wesentliches Merk-
mal der vorgehängten hinterlüfteten Fassade. Die
Montage der einzelnen Komponenten (Unterkon-
struktion, Dämmung, Bekleidung) kann weitge-
hend unabhängig von der Witterung erfolgen.
Mindesttemperaturen sind nicht zu beachten.
Zudem sind Einzelbauteile vorgefertigt und in der
Reihe der Montageabläufe abrufbereit zwischen-
gelagert. Das verkürzt die Bauzeiten und sorgt für
geringere Kosten für den Bauherrn.
Brandschutz
Investor und Architekt unterliegen zudem keiner
bauaufsichtlich geregelten „Systembindung“,
d. h. die Komponenten sind untereinander frei
kombinier- und austauschbar. Durch die freieWahl
der Systemkomponenten einer vorgehängten hin-
terlüfteten Fassade lassen sich alle brandschutz-
technischen Anforderungen baurechtskonform
erfüllen.
Die Verwendung ausschließlich nicht brennba-
rer Materialien machen die VHF dadurch sicher
und verhindern auch, dass bei Beschädigungen
die System-Brandschutzeigenschaften verloren
gehen.
Ronald Winterfeld
Geschäftsführer
Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorge-
hängte hinterlüftete Fassaden e. V. (FVHF), Berlin
SYSTEM DER VORGEHÄNGTEN HINTERLÜFTETEN FASSADE (VHF)
NACH DIN 18516
Quelle: FVHF
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