STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
10
5|2017
Innerhalb der Begehungsrouten wurden mehrere
Standorte ausgewählt, an denen die Kriterienliste
von den Teilnehmern konsensorientiert abgear-
beitet wurde. Dieses gemeinsame Beantworten
des Erhebungsbogens führte vor Ort zu intensi-
ven Diskussionen zwischen den Akteuren. Parallel
wurden ergänzende Fotos für die dokumentari-
sche Bestandsaufnahme zu bestehendenMängeln
oder Qualitäten im Gebiet angefertigt.
Mehrwert der gemeinsamen Begehung
Die Vorteile der gemeinsamen Begehung lassen
sich nach unseren Erfahrungen im Rahmen des
Transit-Projekts wie folgt zusammenfassen:
• Die stadträumliche Begehung eines Quartiers
bietet dieMöglichkeit des Austauschs vonWoh-
nungsunternehmen und den anderen im Quar-
tier tätigen Akteuren („Blick über den eigenen
Tellerrand“).
• Die gemeinsame Zielsetzung zur Reduzierung
der objektiven und subjektiven Sicherheit er-
möglicht die gegenseitige Akzeptanz („keine
Meinung ist unwichtig“).
• Der Erhebungsbogen strukturiert den gemein-
samen Blick auf das Quartier und erhöht die
Effizienz der Begehung.
• Der „Vor-Ort-Bezug“ der Begehung erhöht den
Praxisbezug und schärft den gemeinsamen Blick
(„Alle Akteure reden über das Gleiche“).
• Der gemeinsame Praxisbezug der Teilnehmer
erleichtert die Kooperation und weitere Ver-
netzungen.
Die beteiligten Wohnungsunternehmen haben
nach Beendigung des Forschungsprojektes erste
Umsetzungsschritte vorgenommen. Über Be-
leuchtungskonzepte und Erweiterung der Geh-
wege wurden Wegehierarchien vorgenommen
(Tag- und Nachtwege), neue Hausnummern
wurden sichtbar und beleuchtet angebracht, die
Anzahl der Fahrradständer mit Rahmensicherung
wurde erhöht und in den Hausflurenwurden Kon-
taktdaten für den Notfall ausgelegt.
Zukünftig sollen weitere Umbaumaßnahmen
unter sicherheitsrelevanten Aspekten stattfin-
den, wie die Gestaltung der Außenbereiche für
unterschiedliche Nutzungen und das Anlegen
neuer Wegeführungen, die durch Trampelpfade
sichtbar sind. Vor allem an den Schnittstellen zur
kommunalen Verantwortung soll es in Bezug auf
Sauberkeit und Grünpflege eine verbesserte Ko-
ordination und Absprachen geben.
Gute Nachbarschaft sowie kontinuierliche und geschickte
Investitionen in den Wohnungsbestand sorgen für ein siche-
res Wohnumfeld, das wissen Wohnungsunternehmen schon
lange. Dort, wo soziale Kontrolle durch eine funktionieren-
de Nachbarschaft besteht, existiert meist auch ein hohes
subjektives Sicherheitsgefühl. Aber auch ein im Rahmen
von Modernisierungsarbeiten oder im Neubau hergestellter,
wirkungsvoller technischer Einbruchschutz ist wichtig, das
beweisen Wohnungsunternehmen, die sich z. B. in Nieder-
sachsen oder Nordrhein-Westfalen in lokalen Sicherheits-
partnerschaften (SiPa) engagieren (siehe DW 1/2015, S. 22,
DW 12/2015, S. 38 und S. 41 sowie DW 8/2016, S. 10). So
haben sich z. B. bereits 21 Mitgliedsunternehmen des vdw
Niedersachsen Bremen erfolgreich um das „Qualitätssiegel
sicheres Wohnen“ beworben, das von der „Sicherheitspart-
nerschaft im Städtebau in Niedersachsen“ verliehen wird.
SIPAS UND TECHNISCHER EINBRUCHSCHUTZ
Ein ungepfleger Außenraum lässt oft
Angsträume entstehen
Eine schlechte
Beleuchtung von
Hauseingängen,
die ungenügende
Erkennbarkeit von
Hausnummern und
unzureichende
Fahrradabstellplätze
können ein subjektives
Unsicherheitsgefühl
auslösen