DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2016 - page 36

ENERGIE UND TECHNIK
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bei der Einspeisung von Solarwärme können auch
niedrige Temperaturen aus den Kollektoren ge-
nutzt werden. Der Solarertrag dieser Niedertem-
peratursolarthermie sei ein weiterer Vorteil des
Wärmekonzeptes.
„Die Sonnenenergie wird, wenn sie nicht umge-
hend verbraucht wird, im Boden, also im eTank,
zwischengespeichert und von dort bei Bedarf per
Wärmepumpe wieder in die Gebäude zurückgelei-
tet“, erklärt Holthuizen das Wärmekonzept. Der
Primärenergiebedarf für Heizung und Warmwas-
ser der ersten vier Gebäude, derenModernisierung
inzwischen abgeschlossen ist, solle so von rund
210 kWh/m
2
a auf 29 kWh/m
2
a gesenkt werden,
also auf weniger als 15% des früheren Verbrau-
ches. In dieser Rechnung ist der PV-Strom nicht
berücksichtigt. Denn noch speisen die 193m
2
gro-
ßen PV-Anlagen, die ebenfalls installiert sind, die
Energie nach EEG ins Netz ein.
Nahezu warmmietenneutral
Laut Jochen Icken, zahlten die Mieter bisher eine
Warmmiete von 7,94 €/m
2
. Bei einer 32m
2
großen
1-Raum-Wohnung, einer für das Quartier durch-
aus typischen Einheit, mache das 254,08 €. Nach
der Sanierung könnte die Miete, rechtlich durch-
aus zulässig, per Modernisierungsumlage auf
12,92 €/m
2
, also 413 €, angehoben werden. Das
will die Genossenschaft nicht undmuss es auf Basis
des Wärmekonzeptes auch nicht. So legte sie die
Warmmiete im genannten Beispiel auf 8,25 €/m
2
fest; die sanierteWohnungkostet damit 264€ – ge-
rade 10 €mehr als zuvor. „Das autarke regenerati-
ve Energiekonzept ermöglicht uns, rund 1,50 €/m
2
bei der Energie einzusparen.“ Das führe nahe an
die Warmmietenneutralität, so Icken.
Als Wermutstropfen empfindet er die Tatsache,
dass bei derWärmedämmung eine Fassadendämm-
stärke von 16 cm aufgebracht werden musste.
Nach den Berechnungen der eZeit Ingenieure hät-
ten bei demgeringen Primärenergiebedarf bereits
10 cm ausgereicht. Umwenigstens die Förderung
nach KfW 85 zu erhalten, musste die dafür erfor-
derliche Dämmstärke umweitere sechs Zentimeter
erhöht werden. Eine Regelung, die das Ergebnis des
Wärmekonzeptes letztlich konterkariert. In seiner
Dankesrede anlässlich der Scheckübergabe durch
Umweltministerin Hendricks betont er – um zum
Nachdenken über manche Forderungen der EnEV
anzuregen – deshalb auch: „Trotz dieses ambitio-
nierten Energiekonzeptes werden wir durch die
EnEV und damit einhergehend die Fördermittel-
vergabe gezwungen, mehr Dämmung an den Fas-
saden anzubringen als für den Energieverbrauch
und die Behaglichkeit der Bewohner notwendig.
Hierdurch wird unnötig Energie verbrannt. Daher
stellt sich die Frage: Warumwird nicht einfach eine
Anforderung an den Primärenergieverbrauch eines
Gebäudes festgelegt – und es den Eigentümern und
Ingenieuren überlassen, den bestenWeg zu finden?
Schließlich ist nicht jede Immobilie gleich – und
ob ein vorgegebener Energieverbrauch durch das
Anbringen eines starkenWDVS oder durch den Ein-
satz einer effizientenHaustechnik erreicht wird, ist
doch letztlich egal.“
Der DEM, den eZeit Ingenieure GmbH und Parabel Energiesysteme GmbH entwickelt haben, steuert die Umwand-
lung, Verteilung, Speicherung und den Verbrauch der solaren und anderen erneuerbaren Energien im Gebäude
Quelle: eZeit Ingenieure
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SCHEMA DES DYNAMISCHEN ENERGIEMANAGERS (DEM)
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