DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 1/2016 - page 35

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1|2016
Links:
Die vor den Gebäuden liegenden „eTanks“
sind nach unten offene Saisonspeicher,
die auf Basis der offenen oszillierenden
Pufferspeicher-Technik arbeiten
Unten links:
Der ergänzende Wohnraum wurde in
Holzskelettbauweise geschaffen
Unten rechts:
Bundesumweltministerin Dr. Barbara
Hendricks sowie die Vorstände der
Märkischen Scholle Margit Piatyszek-
Lössl und Jochen Icken (v. l.) bei der
symbolischen Überreichung des Schecks
aus dem Umweltinnovationsprogramm
die 1930er-Jahre-Bauten mit Dachgeschossen
aufgestockt. Am Ende des mehrjährigen Sanie-
rungs- und Modernisierungsprozesses werden
sogar 901 Wohneinheiten zur Verfügung stehen.
Die Investitionskosten sind auf insgesamt ca.
70 Mio. € veranschlagt. Die 1919 gegründete
Märkische Scholle, die mehr als 3.500 Wohnun-
gen bewirtschaftet, verfügt bereits über positive
Erfahrung mit Solarwärme. Daher beauftragte
sie das Berliner Ingenieurbüro eZeit Ingenieure
GmbH, das auf Basis des Dynamischen Energiema-
nagers (DEM), einer neuen Regelungstechnik samt
modularen Hydraulikkomponenten, ein ganzheit-
liches Energiekonzept erarbeitete.
Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass die
Regeln der Energieeinsparverordnung die Bau-
herren mit ständig steigenden Kosten für eine
energetische Perfektionierung der Wärmehülle
konfrontiert, ohne nachhaltige und umweltori-
entierte Energieeffizienz zu bieten. Obwohl der
CO
2
-Ausstoß reduziert werden soll, wird der für
die Dämmung benötigte Ressourcenaufwand, die
sog. graue Energie, weder berücksichtigt, noch
energetisch bilanziert. Für Taco Holthuizen, Archi-
tekt und Geschäftsführer der eZeit Ingenieure, ist
das „eine staatlich subventionierte Energie- und
Ressourcenverschwendung“. Deshalb wählte er
eine andere Betrachtung der EnEV. Deren Ziel sei
ja die Reduzierung des Primärenergiebedarfes und
der CO
2
-Emissionen. Der Primärenergiebedarf
wird nach EnEV aus einer einfachenMultiplikation
der Transmissions- und Lüftungswärmeverluste
mit der Anlagenaufwandszahl ep berechnet. „Wir
dämmen und reduzieren den Wärmeverlust über
die Gebäudehülle ad absurdum, ohne gleichzeitig
über ep zu diskutieren“, begründet Holthuizen sei-
nen Ansatz. „Der ep-Wert kann 1,2, z. B. auf Basis
von Gasthermen, oder aber 0,6 auf Basis vonWär-
mepumpen in Kombination mit Solar betragen“,
erläutert er weiter.
Abschied von der Fernwärme
Die Fassadendämmung spiele für ihn daher nur
eine untergeordnete Rolle. „Vielmehr stellenwir in
Lichterfelde Süd auf Eigenenergieerzeugung um.“
Die Energie stammt zukünftig aus jeweils 40 bzw.
50 m
2
großen Solarkollektoren, aus Wärmepum-
pen und aus der Wärmerückgewinnung der Abluft.
Ein von den eZeit Ingenieuren selbst entwickelter
saisonaler Erdwärmespeicher, der „eTank“, der
als geothermische Quelle für die Wärmepumpe
genutzt wird, sowie ein dynamischer Energiema-
nager, stellen den Mittelpunkt des rein regene-
rativen Energiesystems dar. Von der Fernwärme
des Energieversorgers Vattenfall habe man sich
vollständig verabschiedet.
Bei den eTanks handelt es sich um nach unten
offene Erdspeicher, also geothermische Quellen,
die unbegrenzt Wärme aus dem Erdreich abzie-
hen können. Ihre Speicherkapazität beträgt je-
weils 400 m
3
. Sie liegen 80 cm unter dem Rasen
vor den vier bereits fertig gestellten Häusern und
dienen als Quelle für die Wärmepumpe. Sie neh-
men zudemdie solarthermischen Überschüsse auf.
Dies erhöht ihre Temperatur und verbessert die
Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpen. Bei eZeit
Ingenieure spricht man von Jahresarbeitszahlen,
die „über fünf liegen dürften“. Auch für die solar-
thermische Anlage ergäbe dies Vorteile, denn
Quelle: eZeit Ingenieure
Quelle: Scienzz Communication/Klaus Oberzig
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