DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT 06/2016 - page 32

NEUBAU UND SANIERUNG
30
6|2016
macht. Die Nettokaltmieten liegen gefördert
bei durchschnittlich 5,50 €/m2 Wohnfläche und
damit unter der Hälfte des heute üblichen Miet-
preises im freifinanzierten Neubau.
Allein dies mag ein Hinweis auf die Bedeutung
der Arbeit kommunaler Wohnungsunternehmen
für gemischte Quartiere und eine sozial ausba-
lancierte Stadtentwicklung sein.
Energieeffizienz: Abwasserwärmetauscher
Auch die steigenden Anforderungen an die Ener-
gieeffizienz und Klimaschutzmaßnahmen mit der
Bezahlbarkeit des Wohnens und der Wirtschaft-
lichkeit von Investitionen in Einklang zu bringen
stellt Unternehmen vor hohe Herausforderun-
gen. In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken
Konstanz wurde ein bislang für die Region ein-
maliges Pilotprojekt im Rahmen effizienter Ener-
gieversorgung gestartet.
Im Abwasser steckt jede Menge nutzbarer Ener-
gie, die als Wärmequelle genutzt werden kann.
Auf demGrund eines nahe gelegenen Kanals wur-
de ein 120 m langer Wärmetauscher installiert.
Da das Abwasser mit 12 bis 20 °C wärmer ist,
wird das meist unter 10 °C kalte Frischwasser
erwärmt, wobei sich das schmutzige Wasser
abkühlt. Das so erwärmte Wasser wird in einer
Wärmepumpe, die durch ein Blockheizkraftwerk
gespeist wird, auf 35 °C erhitzt und den Haushal-
ten zur Verfügung gestellt.
Das BHKW steht in einer Heizzentrale, die auch
einen Gasheizkessel für Spitzenverbrauchszei-
ten bereithält. Mit dieser Technologie lassen
sich bis zu 196 t CO2 einsparen. Auf den großen
Bruder-Klaus-Straße
Bahnsteig
Robert-Gerwig-Straße
I
III
IV
III
III
IV
III
IV
III
IV
Lageplan des mit dem Bauherrenpreis Neubau
ausgezeichneten WOBAK-Projekts
Quelle: WOBAK
Die WOBAK ist das kommunale Wohnungs-
bauunternehmen der Stadt Konstanz.
Das 1924 gegründete Unternehmen mit
einer Bilanzsumme von 225 Mio. € und
insgesamt 9.600 eigenen und verwal-
teten Wohnungen sowie einem eigenen
Wohnungsbestand von 3.811 Wohnungen
dient der Stadt Konstanz als wohnungspo-
litisches Handlungsinstrument.
WOBAK
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Flachdächern wurde eine Photovoltaikanlage
mit 345 Modulen installiert. Sie produzieren ca.
82,8 kWpeak, was dem Stromverbrauch von rund
20 Familien im Jahr entspricht.
Würdigung
Die Jury würdigte dieses Projekt als besonde-
ren Beitrag dazu, wie lärmbelastete Orte wieder
städtebaulich in den Stadtkontext eingebunden
und für qualitätvolles Wohnen nutzbar gemacht
werden können. Sie sprach der Wohnanlage einen
hohen Wert als Teil einer städtebaulichen Neu-
ordnung zu, deren Areal durch unterbrochene
Straßenzüge, teilweise stillgelegte Bahnanlagen
und Brachflächen geprägt war. Der WOBAK und
dem Architektenteam sei es gelungen, mit einer
geschickt gewählten Bau- und Erschließungsty-
pologie auf das sehr schwierig zu bebauende
Grundstück, direkt an der angrenzenden Bahn-
linie, zu reagieren.
Entstanden sind 109 geförderte Mietwohnungen
mit einer Wohn- und Nutzfläche von ca. 7.800 m2
und Baukosten von 1.800 €/m2 Wohnfläche
(nach DIN 276 KG 300+400). Die Blockrandbe-
bauung umschließe einen gut proportionierten,
gemeinschaftlich wie auch privat nutzbaren be-
grünten Innenhof, der trotz der realen Dichte als
großzügiger und räumlich abwechslungsreicher
Freiraum erlebbar sei. Im Norden wurde zum
Schutz vor dem Eisenbahnlärm ein abschirmen-
der viergeschossiger „Rücken“ ausgebildet. Nach
Süden ist der Block geöffnet und stellt den Bezug
zur umliegenden Bebauung her. Die Wohnungen
sind für unterschiedliche Wohnbedürfnisse gut
geeignet und wirtschaftlich organisiert.
Das Beispielhafte der Wohnanlage sei die Grund-
rissausbildung des nördlichen Lärmschutzrie-
gels, der trotz Hochparterrelage barrierefrei
erschlossen wurde. Teils 3- und 4-spännige
Treppenhäuser erschließen die Wohnungen mit
einem gut proportionierten hellen Treppenraum,
der ein angenehmes und großzügiges Raumge-
fühl bewirkt.
Die Wohnungen im „Rücken“ zur Bahnlinie wur-
den in dem schmalen Baukörper, der tiefere
Bauvolumina aufweist, klug organisiert. Diese
Grundrisse zeigten, so die Jury, dass auch Lärm-
schutzgrundrisse als durchgesteckte Wohnungen
eine gute Wohnqualität ermöglichen; die tiefe-
ren kammartigen Gebäudeteile organisierten gut
nutzbare Ost-West-orientierte Grundrisse.
Dass sich hier vor einigen Jahren noch eine brachgefallene Bahnanlage befand, vermutet heute
keiner mehr. Das ist auch ein Verdienst einer lärmreduzierenden Bauweise
Quelle: WOBAK
1...,22,23,24,25,26,27,28,29,30,31 33,34,35,36,37,38,39,40,41,42,...76
Powered by FlippingBook