NEUBAU UND SANIERUNG
26
6|2016
dem Lärmschutz. Denn die höheren Gebäudeteile
halten Verkehrsgeräusche von der Anlage fern,
in den tieferen Fassadeneinschnitten reflektieren
lichtdurchlässige Glasschirme den Lärm. Zudem
sind alle Fenster auf der Südseite dreifachver-
glast.
Anhand der kammartigen Grundstruktur mit
ihren unterschiedlichen Gebäudetiefen wird
mehr Wohnfläche auf der ruhigen, zu den Höfen
ausgerichteten Seite geschaffen. Grund für die
idyllische Situation der Freiflächen ist, neben der
schützenden Gebäudehöhe, auch die Gestaltung
der Durchgänge von der Straßen- zur Hofseite:
Der vom Straßenniveau aus ansteigende Gang
wird baulich so um die Ecke geführt, dass der
Verkehrslärm vom Hofbereich wegreflektiert
wird.
Barrierefreiheit – Wohnungen für alle
Bevölkerunggruppen
Die GWG München zielt darauf ab, für viele Be-
wohner Münchens eine gute Vermieterin zu sein,
deshalb sind alle Wohnungen der neuen Anlage
in der Bad-Schachener-Straße durchgängig bar-
rierefrei.
Der südlichste Gebäudeteil, der sich direkt an
der U-Bahnhaltestelle „Michaelibad“ befindet,
ist für Menschen im Rollstuhl vorgesehen. Hier
lassen sich die Türen in den Hausfluren elektrisch
öffnen und die Tiefgaragenstellplätze liegen ne-
ben den Aufzügen. Teilweise in den Wohnungen
selbst, ansonsten in unmittelbarer der Nähe, gibt
es Räume mit Stromanschluss, für den Wechsel
vom Straßen- in den Hausrollstuhl. Die Fenster
in dem Gebäude lassen sich bequem im Sitzen
öffnen. Im Müllraum können die Tonnen mittels
einer Hydraulikanlage abgesenkt werden.
Ökologie und Familienfreundlichkeit
Neben der Wohnqualität spielt die Ökologie im-
mer eine Rolle bei der GWG München. Deshalb
entspricht die neue Wohnanlage dem KfW-Effi-
zenzhaus 70, wobei die städtische Wohnungsge-
sellschaft den Umweltgedankenweiterentwickelt
hat. Anstatt der üblichen PVC-Böden gibt es Eiche-
Parkett, das bei groben Gebrauchsspuren einfach
abgeschliffen werden kann. Zudem bezieht die
Bebauung an der Bad-Schachener-Straße Fern-
wärme aus regenerativer Energie. Auf den Höfen
sorgen unterschiedliche Spielanlagen dafür, dass
sich Kinder und Jugendliche allen Alters austoben
können. Für Erwachsene stehen Sitzbänke für Un-
terhaltungen bereit.
Wie lebt es sich in dem Neubau?
Gesprächemit zufriedenen Bewohnern bestätigen,
dass die Bebauung entlang der Bad-Schachener-
Straße insgesamt ein sehr gelungenes Projekt ist.
Gerade die großzügige Grünanlage ist es, welche
dieMieter in der neugestaltetenMaikäfersiedlung
sehr schätzen. Über die Freifläche identifizieren
sich die Bewohner mit der Anlage. Mit zur Zufrie-
denheit beigetragen hat sicher auch, dass viele
alte Bäume erhalten bleiben konnten. Die Woh-
nungen liegen an zentralen ÖPNV-Punkten, was
gerade bewegungseingeschränkten Menschen
Mobilität erlaubt.
Für das Projekt erhielt die GWG München zusam-
men mit dem Architekturbüro im April 2016 den
Preis für Baukultur der Metropolregion München
sowie im Februar 2016 den Deutschen Bauher-
renpreis Neubau (siehe DW 4/2016, S. 50). Für
die Jury des Deutschen Bauherrenpreises zeige
das Projekt in vorbildlicher Weise auf, wie die
Zeilenbebauung aus den 1950er Jahren maßvoll
weitergebaut werden kann. Die langgestreckten
Neubauten schlössen die vorhandenenWohnzeilen
zur Straße hin ab und fassten sie räumlich neu.
Durch die Neugestaltung sei eine erhebliche Qua-
lifizierung des Straßen- und Stadtraums erfolgt.
Die enge Verzahnung von Gebäude- und Freiraum-
planung verbesserte nicht nur den Lärmschutz,
sondern schuf neue Höfe mit Sitz- und Spielmög-
lichkeiten. Das Projekt stellt – ähnlich wie das
ebenfalls mit einem Bauherrenpreis prämierte
Projekt der WOBAK aus Konstanz (siehe S. 28
in dieser DW) – ein Beispiel für den innovativen
Umgang mit „schwierigen“, lärmbelasteten in-
nerstädtischen Arealen dar.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Um die Lichtverhältnisse des
komplexen Gebäudeentwurfs veran-
schaulichen zu können, wurde eine
Verschattungsstudie beauftragt
Quelle: Florian Krieger – Architektur und Städtebau GmbH
Quelle: GWG München, Foto: Stefan Müller-Naumann Architekturfotografie
An der vielbefahrenen Bad-Schachener-Straße wirkt die innovative Gebäudestruktur
als Lärmschutzmaßnahme und ermöglicht trotzdem ruhige und sonnige Innenbereiche
Abendsonne im Winter
Mittagssonne im Winter