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9|2016
gen Ort. „Es gibt die Steinscheune und die beiden
Gutshäuser zum Wohnen“, sagt Oskar Tschörner,
Mitglied bei „Natur & Kultur“ und einer der Initi-
atoren des Vereins „Stadtgut Blankenfelde“. „Und
es gibt alte Scheunen und Stallungen, die sich für
Handwerk und Gewerbe eignen.“
Doch die Stadt verlangte mehr Geld für das Gut,
als der Verein hätte aufbringen können. Ein Gut-
achter hatte den Verkehrswert der Gebäude zwar
mit null angesetzt, den des Grundstücks jedoch
auf 770.000 € taxiert. Erst als sich ein Altlasten-
verdacht bestätigte, lenkte die Stadt ein und
überschrieb demVerein das Gut; allerdings mit der
Auflage, das Grundstück von Altlasten zu befreien
und die Gebäude denkmalgerecht auszubauen. Die
Vereinsmitglieder, inzwischen etwa 100 an der
Zahl, machten sich sofort an die Arbeit.
Zu tun gab es mehr als genug; zehn Jahre Leer-
stand hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Dach-
rinnenwaren zugewuchert und entwässerten nach
innen, überall in den Gebäuden wuchs der Haus-
schwamm. Dort, wo einst die Tankstelle für den
Maschinenpark stand, war das Erdreich bis in tie-
fere Schichtenmit Altöl und Benzin kontaminiert.
Es musste großflächig abgetragen werden.
Lebendige Nachbarschaft: Beispiel des
alljährlichen Sommerfest
Quelle: Oskar Tschörner
Die beiden Postkarten stammen aus der Zeit um 1910, als das
Stadtgut ein beliebtes Ausflugsziel war
Quelle: Archiv Peter Rahn
Investoren schreckten vor hohen Sanierungskosten
und den Auflagen des Denkmalschutzes zurück.
Der Verein „Natur & Kultur“
Erst als Mitglieder des Vereins „Natur & Kultur
– Labsaal Lübars“ auf das Gelände aufmerksam
wurden, zeichnete sich das Ende des Dornröschen-
schlafes ab. Der Verein, ein freier Kulturträger im
Norden Berlins, hatte bereits Erfahrungenmit der
Sanierung denkmalgeschützter Ensembles gesam-
melt. Nach eingehender Besichtigung des Gelän-
des war man sich schnell einig, dass das Stadtgut
ideal sei, um einen alten Traum zu verwirklichen:
gemeinsam leben und arbeiten an einem einzi-