NEUBAU UND SANIERUNG
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11|2015
Wohnsiedlung in Lübeck
Entgegen traditioneller Bauweise
In den 1960er Jahren errichtet, war eine Wohnsiedlung im Lübecker Stadtteil Kücknitz in die Jahre
gekommen. Ein Abriss und Wiederaufbau wurde unabdingbar. Überzeugt von den zahlreichen bau-
physikalischen Qualitäten moderner Mauerziegel, entschied sich die Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH
daher gegen eine traditionelle Bauweise. Das Konzept: eine zweischalige Wand mit Kerndämmung.
Ostpreußenring, Westpreußenring und Tannen-
bergstraße: ein großes, dreieckförmig umschlos-
senes Wohngebiet, durch das sich die Tilsitstraße
eine S-förmige Schneise schlägt. Dort finden sich
locker nebeneinander gereihte Geschosswoh-
nungsbauten mit vielen Grünflächen und Baum-
bestand. Die 4-geschossigen Gebäuderiegel aus
den 1960er Jahren mit ca. 310 Wohneinheiten
entsprachen sowohl funktional als auch technisch
nicht mehr den heutigen Anforderungen. 2008
schrieb die Stadt Lübeck deshalb einen Wettbe-
werb aus, der die Aufgabe stellte, eine familien-
gerechte, kinderfreundliche und generationen-
übergreifendeWohnbebauung zu entwickeln. Der
Stadtteil Kücknitz als Wohn- und Lebensort sollte
aufgewertet und die vorhandene Infrastruktur ge-
stützt werden.
Entwurf und Zeitschiene
Die mit der Umsetzung ihres Wettbewerbsent-
wurfes beauftragten Kieler Architekten Zastrow
+ Zastrow gliederten das Gebiet in drei Bebau-
ungskonzepte, die sich jeweils in Architektur und
Nutzung unterscheiden: Entlang der Tilsitstraße
schlängeln sich fünf Mehrfamilienhäuser, denen
im Süden ein Gebäude mit seniorengerechten
Wohnungen gegenübergestellt wurde. Seitlich
flankiert wird dieses von Mietreihenhäusern. Zu-
demdient einmittig platziertes Quartiershaus als
Begegnungsstätte und Treffpunkt für die Bewoh-
ner der Siedlung.
In den ersten beiden Bauabschnitten entstanden
bereits die Mehrfamilienhäuser mit 92 öffentlich
gefördertenWohnungen für Familienmit Kindern
und einer Kita. Der dritte Bauabschnitt umfasst
das Quartiershaus sowie die 38 Seniorenwohnun-
gen, die Ende 2015 bezugsfertig werden sollen.
Die Fertigstellung der Mietsreihenhäuser ist für
das Jahr 2017 geplant. 17 von ihnen bilden dann
eine lockere Teppichstruktur, die die Bebauung
zur Tannenbergstraße hin abschließt.
Die Reduzierung auf durchschnittlich drei Vollge-
schosse erzeugt ein angenehmes räumliches Ge-
fühl. Jedes Gebäude hat mehrere Treppenhäuser,
um die Anzahl der angeschlossenen Wohnungen
gering zu halten. Zudem ist jedeWohnung entwe-
der mit einer Terrasse, einem Balkon oder einer
Dachterrasse ausgestattet. Umdie gestalterische
Freiheit zu sichern und trotzdem keine Abstriche
in Sachen Wohnkomfort machen zu müssen, ent-
schied man sich beim Wandbaustoff für wärme-
dämmende Hochloch-Mauerziegel.
THEMA DES MONATS
Dipl.-Ing. Peter Gahr
freier Journalist
München
Fließende Anordnung der neuen Lübecker Wohnanlage: In den ersten beiden
Bauabschnitten entstanden Mehrfamilienhäuser mit 92 Wohnungen und einer Kita.
Der dritte Komplex umfasst das Quartiershaus sowie 35 Seniorenwohnungen
Quelle: Zastrow + Zastrow, Kiel