DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2015 - page 18

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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11|2015
dards für fünf Jahre mit einer Option für weitere
fünf an, dann machen wir Altenwohnungen dar-
aus. Das Genehmigungsverfahren inklusive Finan-
zierungszusage für beide Nutzungen haben wir in
sechs Wochen durchgekriegt“, freut sich Knüpp.
Kampagne für mehr Toleranz
Die Dortmunder DOGEWO21 hat aktuell 500 ih-
rer 16.350 Wohnungen an Flüchtlinge vermietet.
Die meisten in Einzelwohnungen, aber auch eine
Gemeinschaftsunterkunft in Formeiner Globalver-
mietung an die Stadt Dortmund ist in Betrieb. „Wir
haben der Stadt zwei Häuser für 15 bis 20 Familien
angeboten, mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss
für Betreuungsangebote“, erklärt Geschäftsführer
Klaus Graniki. Zwei weitere Häuser mit gleichen
Rahmenbedingungen werden im November fer-
tig. In einem anderen Gebäude sind unbegleitete
junge Flüchtlinge untergebracht. Auch dieses ist
komplett an die Stadt vermietet. „Wir geben dem
Sozialamt quasi den Schlüssel und das kümmert
sich um alles“, sagt Graniki. Ein weitere Einrich-
tung für diese Flüchtlingsgruppe ist geplant.
„Betriebswirtschaftlich ist es gleich, an wen wir
vermieten, bei öffentlich gefördertenWohnungen
übernimmt die Stadt die Kosten der Unterkunft
bis zu 5,25 €/m
2
.“ Einen punktuellen Leerstand,
den die Flüchtlinge füllen könnten, gibt es bei der
Dogewo nicht, die Leerstandsquote liegt bei 0,4%.
Das Unternehmen will die Menschen unauffällig
und diskret integrieren. „Wir belegen Quartiere
nicht geballt mit Flüchtlingen, sondern streuen
sie locker in den Bestand ein, um die Integration
zu fördern und die Bewohnerschaft nicht zu über-
fordern“, so Graniki. „Wir legen Wert darauf, dass
die Flüchtlinge durch städtische Mitarbeiter gut
betreut werden, unternehmen aber auch eigene
Anstrengungen, vom eigenen Sozialarbeiter vor
Ort über gemeinsame Feste, Deutschkurse bis hin
zum internationalen Kochkurs.“ In der Regel sei-
en dieMietverhältnisse unproblematisch. „Unsere
Mitarbeiter werden speziell geschult und haben
durch die geringe Mieterfluktuation Zeit für Son-
deraufgaben.“ Erleichternd komme hinzu, dass es
in Dortmund ohnehin sehr bunt zugehe. „Wir ha-
ben eine hohe Begrüßungskultur, es gibt etablierte
Strukturen und einweit verzweigtes Unterstützer-
netzwerk mit hoher Spendenbereitschaft.“
Das unterstreicht auch die Kampagne „Dortmund
wohnt bunt“ – von fünf Dortmunder Wohnungs-
gesellschaften. Seit August wird gemeinsam auf
Großflächenplakaten, Autoaufklebern, Pins und
Postkarten für Toleranz und Vielfalt geworben.
Reihenhäuser als preiswerte Lösung
Eine kreative Lösung beim Neubau von Flücht-
lingsunterkünften hat die Stadt Espelkamp im
Norden von Nordrhein-Westfalen gefunden. Die
vorhandenenWohnungen reichten angesichts der
gestiegenen Flüchtlingszahlen nicht mehr aus und
so baut derzeit die Aufbaugemeinschaft Espel-
kamp GmbH acht Reihenhäuser zur zeitweiligen
Unterbringung von bis zu sechs Flüchtlingen oder
zwei Familien. Die Reihenhäuser werden in einer
zweigeschossigen Zeilemit Flachdachkonstrukti-
on zu Quadratmeterpreisen von 1.350 € errichtet.
„Die preiswerte Wohnform ist auch für junge Fa-
milien interessant, es gibt also eine langfristige
Perspektive, wenn die Stadt die Häuser nach acht
Jahrenwieder an uns zurückgibt“, sagt Hans-Jörg
Schmidt, Vorstand der Aufbaugemeinschaft.
Das teils kirchliche, teils in Landesbesitz befindli-
cheWohnungsunternehmen vermietet bereits seit
2008 Wohnungen für Flüchtlinge. Derzeit beher-
bergt das Unternehmen in seinen 3.000Wohnun-
gen 180 Asylsuchende. Nach dem Ansteigen der
Zahlenwurden auch einige zumAbriss bestimmte,
abseits gelegeneWohngebäude zur Zwischenver-
mietung dazugenommen. „Wir vermieten zu übli-
chenMietpreisen von 4,50 bis 5,50 €/m
2
, die zahlt
uns auch das Sozialamt“, erklärt Schmidt. Bisher
habe diese Form der dezentralen Unterbringung
dank des hohen persönlichen Einsatzes der Mit-
arbeiter des Espelkamper Sozialamtes, die auch
die Nachbarschaft einschließt, gut funktioniert.
Persönliche Ansprechpartner helfen weiter
Das Wohnungsunternehmen LEG, das an rund 160
Standorten Nordrhein-Westfalens rund 300.000
Bewohner betreut, stellt derzeit rund 450 Woh-
nungen für Flüchtlinge zur Verfügung. Die nach
Deutschland kommenden Menschen sieht das
Land NRW als Chance, Städte mit rückläufiger
Bevölkerung durch Zuzug zu stabilisieren. Des-
halb bietet die LEG der Stadt generell an allen
Standorten freie Wohnungen zur Flüchtlingsun-
terbringung an.
Die 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen werden von
Familien oder von alleinstehenden Flüchtlingen
teilweise in Wohngemeinschaften bewohnt,
Vertragspartner sind die Städte, aber auch die
Flüchtlinge selbst. „Wir machen die Menschen
wohlüberlegt zu Mitbewohnern“, sagt Ramona
Klukas, verantwortlich für das Zentrale Quartiers-
management der LEG. „Vor allem beachten wir
die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe
und vermeiden Clusterungen.“ Mit Hilfe des Quar-
tiersmanagements und der Kooperationspartner
aus Sozialarbeit und Sozialpädagogik versucht
das Unternehmen, die Flüchtlinge behutsam in
ihre bestehenden Nachbarschaften zu integrieren.
„Als zielführend hat sich vor allem die Betreuung
durch persönliche Ansprechpartner erwiesen“,
sagt Klukas.
Quelle: Aufbaugemeinschaft Espelkamp
Die Aufbaugemeinschaft Espelkamp baut acht Reihenhäuser
zur zeitweiligen Unterbringung von Flüchtlingen
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