DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 11/2015 - page 14

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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11|2015
Flüchtlingsunterbringung
Der Verantwortung gerecht werden
Die organisierte Wohnungswirtschaft in Deutschland trägt die Hauptlast bei der Flüchtlings-
unterbringung. Wohnungsunternehmen und ihre Verbände stellen sich der Verantwortung,
und entwickeln dabei kreative Lösungen.
800.000 Flüchtlinge werden bis Ende des Jahres
nach Deutschland gekommen sein, vielleicht auch
1 Mio. – oder mehr. Wie es im kommenden Jahr
weitergeht, ist ungewiss. Die Menschen müssen
versorgt und betreut werden, und vor allembrau-
chen sie ein Dach über dem Kopf.
Und das ist bekanntermaßen schwierig. Rund
400.000 Wohnungen pro Jahr müssten neu ge-
baut werden – und das in den kommenden fünf
Jahren, wie das Pestel-Institut in Hannover gerade
ermittelte.
Ein Hauptgrund dafür seien die rasant wachsenden
Flüchtlingszahlen. Einige Flüchtlinge kommen in
privatenWohnungen unter, den Löwenanteil muss
die organisierte Wohnungswirtschaft leisten. Sie
sieht sich in der Verantwortung, Wohnraum be-
reitzustellen, und tauscht sich mit der Politik in-
tensiv zu allen Facetten des Themas aus.
Ein Anfang ist gemacht
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs-
und Immobilienunternehmen e. V. gibt nach einer
Umfrage unter seinenMitgliedern an, dass bereits
zwei Drittel der befragten UnternehmenWohnun-
gen für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Ähnlich
der Bundesverband Freier Immobilien- und Woh-
nungsunternehmen: Mitglieder brächten bereits
in beträchtlichem Umfang Flüchtlingsfamilien in
ihren Beständen unter oder fänden andere krea-
tive Lösungen, sagte Sönke Struck, Vorsitzender
des BFW Landesverbands Nord.
Die gut 300 Mitgliedsunternehmen des Verband
norddeutscherWohnungsunternehmen e. V. (VNW)
stellten bereits HunderteWohnungen in Schleswig-
Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern sogar
fast 1.000 Wohnungen für geflüchtete Menschen
zur Verfügung.
Auf dem sehr engen Wohnungsmarkt in Hamburg
geht es dagegen eher zögerlich voran. Hier wirft
die Caritas der Wohnungswirtschaft Blockadehal-
tung auf Kosten der Sozialbehörde vor. Die SAGA
will das Thema nun mit einer stark gesteigerten
Bauleistung angehen: „Wir können uns vorstellen,
die im Bündnis für das Wohnen vereinbarten jähr-
lich 1.000 Wohnungen zum Ende der Legislatur-
periode auf bis zu 2.000 Wohnungen zu steigern,
wenn die erforderlichen Grundstücke vorliegen.“
Sabine Richter
freie Immobilienjournalistin
Hamburg
Drei Trave-Mitarbeiter auf
einem Stadtteilfest in Lübeck-
Moisling, wo besonders viele
Flüchtlinge leben
Quelle: Trave
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