DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 12/2015 - page 80

MARKT UND MANAGEMENT
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12|2015
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Für die Kalkulation wird eine Gesamtjahresarbeits-
kapazität von etwa 220 Arbeitstagen je Mitarbeiter um
die nicht produktiven Zeiten wie Urlaub, Krankheit,
Fortbildung etc. reduziert.
Die Priorität der einzelnen Prüffelder kann Werte
zwischen 1 und 4 annehmen; dementsprechend
kann die in Tabelle 5 gezeigte, abschließende
Einteilung für alle bewerteten Prüffelder vorge-
nommen werden.
Nach dieser Einteilung stellt in dem gewählten
Beispiel die Aufgabe der Internen Revision, den
Vermietungsprozess zu prüfen, ein A-Prüffeld dar
und ist somit in die Jahresrevisionsplanung mit
aufzunehmen.
Jahresrevisionsplan
Fest eingeplante Prüfungen
Die Gesamtrevisionsplanung setzt sich aber nicht
nur aus allen hoch und teilweise mittel bewerte-
ten Prüffeldern (A- oder B-Priorität) zusammen,
sondern muss darüber hinaus auch den Zeit- und
Ressourcenbedarf für fest eingeplante Prüfungen
(z. B. Prüfungen aus dem Vorjahr, Pflichtprüfun-
gen, Themenvorschläge und Prüfungswünsche der
Geschäftsführung sowie ungeplante, sog. Ad-hoc-
Aufträge), welche als fixe Größen in den Jahresre-
visionsplan eingehen, mit berücksichtigen.
Alle vorab fest eingeplanten Revisionsaktivitä-
ten sind hinsichtlich ihrer Nettozeit zusammen-
zufassen und als Summe mit der verfügbaren
Gesamtnettoprüfzeit
1
zu vergleichen. Ergibt sich
hierbei ein Wert kleiner oder gleich 50%, kann
diese erste Phase der Planung als abgeschlos-
sen betrachtet werden. Sind allerdings mehr als
50% der Jahresnettokapazität verplant, sollten
die festen Planungspositionen nochmals kritisch
hinterfragt werden. Dieser Wert basiert u. a. auf
Erfahrungswerten, da sich inbesondere durch die
wechselseitig verflochtenen Prüfungseinsätze in-
direkte Auswirkungen auf die verfügbare Kapazi-
tät ergeben können. Möglicherweise können durch
geschicktes Zusammenlegen von Prüfungsthemen
oder Verschiebungen von Prüfungen verbesserte
Werte erzielt werden. In jedem Fall sollte eine
ganzheitliche Betrachtung imMittelpunkt stehen,
die es ermöglicht, das am risikoreichsten erschei-
nende Prüfungsthema zu favorisieren.
Risikobasierte Prüfungen
Zusätzlich zu fest eingeplanten Prüfungenwerden
für die Jahresrevisionsplanung die Prüffelder mit
der höchsten Priorität aus der Risikobewertung
übernommen. Unter Berücksichtigung der bereits
eingetragenen festen Prüfungen ergibt sich eine
verfügbare Nettoplanprüfzeit nach der Formel:
Nettokapazität laut (Jahres-)Kapazitätsplan
- bereits fest eingeplante Prüfungszeiten
= Nettokapazität für risikobasierte Prüfungen
Der Jahresrevisionsplan wird nun entsprechend
aufgefüllt. Dabei muss für jedes aufgenommene
Prüfungsthema (das Prüffeld insgesamt oder ein-
zelne Teile daraus) eine zeitliche Bewertung unter
Gesamtplan 20xx / (Jahres-)Nettokapazität 320 Tage
Kategorie
Thema
Priorität
Aufwand Aufwand kum.
im Jahresplan
Fest eingeplante Prüfung
40
40
ja
Fest eingeplante Prüfung
35
75
ja
Fest eingeplante Prüfung
25
100
ja
Risikobasierte Prüfung
Neubau
3,60
45
145
ja
Risikobasierte Prüfung
Vermietung
(von Kündigung bis Neuvermietung)
3,25
30
175
ja
Risikobasierte Prüfung
Ankauf von Immobilien
3,20
35
210
ja
Risikobasierte Prüfung
Bauen im Bestand
2,90
45
255
ja
Risikobasierte Prüfung
Mietpreisgestaltung/-anpassungen
2,75
25
280
ja
Risikobasierte Prüfung
Verkauf von Immobilien
2,65
30
310
ja
Risikobasierte Prüfung
Bestandspflege und -erhaltung
2,60
35
345
nein
Risikobasierte Prüfung
Mietenbuchhaltung, Mahn- und Klagewesen
2,45
25
370
nein
Einstellung der bewerteten Prüffelder
A-Prüffeld
[4 ≥ P > 3]
Prüffeld ist in jedem Fall zu
berücksichtigen
B-Prüffeld
[3 ≥ P > 2]
Berücksichtigung des
Prüffelds ist zu erwägen und
anhand weiterer Informatio-
nen zu entscheiden
C-Prüffeld
[2 ≥ P > 1]
Prüffeld kann, muss aber
nicht berücksichtigt werden
TAB. 5: EINTEILUNG DER PRÜF-
FELDER NACH PRIORITÄT (BEISPIEL)
TAB. 6: ABLEITUNG DES JAHRESREVISIONSPLANS (BEISPIEL)
Beachtung des (Jahres-)Kapazitätsplanes erfol-
gen. Sobald das maximal verfügbare Zeitvolumen
erreicht ist, ist die Phase der risikogesteuerten
Aufnahme von Prüfungsthemen in den Jahresre-
visionsplan abgeschlossen. Die beispielhafte Ab-
leitung eines Jahresrevisionsplans auf Basis der
Risikoanalyse zeigt Tabelle 6.
Schließlich kommt es zur finalenKonsolidierung der
eingeplanten Prüfungsthemen. Eswird geprüft, ob
die Themenauswahl und -zusammenstellung, aber
auch der Bearbeitungsumfang einzelner Themen
angemessen sind. Stetsmuss nachvollziehbar blei-
ben, dass die Planung unter Optimierungsgesichts-
punkten erfolgte und keine willkürliche Themen-
auswahl darstellt. Dies ist besonders auch für die
Reputation der InternenRevision imUnternehmen
wichtig, da sie immer den Nachweis ihrer Objekti-
vität erbringen können muss.
Fazit
Das vorgestellte Modell beinhaltet ein standar-
disiertes Verfahren, um einen objektiven, nach-
vollziehbaren Auswahlprozess der in den Jahres-
revisionsplan aufzunehmenden Prüfungsthemen
durchzuführen. Dieses Verfahren zwingt den An-
wender zur intensiven Auseinandersetzung mit
den einzelnen Prüfungsthemen hinsichtlich der
Bestimmung ihres Risikopotenzials. Die Umset-
zung dieses Modells soll dazu beitragen, die be-
grenzten Revisionsressourcen möglichst effizient
zu nutzen.
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