DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2015 - page 30

NEUBAU UND SANIERUNG
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dorf“. Durch die Entwicklung des Arbeitskreises
zu einem Stadtteilnetzwerk sollen die Potenziale
aller vorhandenen Einrichtungen gestärkt, die
Nachbarn – sowohl die im Arbeitskreis beteilig-
ten Einrichtungen als auch darüber hinaus – für
eine Kooperation gewonnen und die Zukunft des
Krankenhausareals breit diskutiert werden.
Schon kurze Zeit später gab es eine erste Anlauf-
stelle für Interessierte, ein Quartiersbüro. Mit
Hilfe von Ko-Finanzierungsmitteln der Lottoge-
sellschaft konnte rasch eine Ansprechpartnerin
für das Quartiersbüro eingestellt werden. In Pla-
nungs- und Ideenwerkstätten wurden mit allen
interessierten Anwohnern, Initiativen und orts-
ansässigen Gewerbetreibenden Ziele definiert. Als
Ergebnisse fanden sich Themen, wie „städtische
Lebensräume imAlter“, „Bücher-Café“, „Barriere-
freies Quartier“, „Zugänglichkeit und Nutzbarkeit
von Grün- und Freiflächen“ und „Repaircafé“. An-
wohner begannen die Geschichte des Quartiers
Wohnpflegegemeinschaft und die Institution
„Kulturhaus“ nebst einem neuen Saal für knapp
100 Menschen unterzubringen.
Die Anforderungen an solche Planungen sind
immens: Der erhaltenswerte Baumbestand auf
dem Grundstück muss geschützt werden, We-
gebeziehungen semi-öffentlich gestaltet sein.
Schranken und Zäune sind also nicht gewünscht.
Ein innovatives Energiekonzept und die Forderung
nach einembeschränkten Architektenwettbewerb
für die Wohnungsneubauten rundeten das Auslo-
bungsverfahren ab.
Genossenschaftliches Know-how gewinnt
Der BVE hat mit seiner Kompetenz im genossen-
schaftlichenMietwohnungsbau und der jahrzehn-
telangen Erfahrung mit gefördertem Wohnraum
die Ausschreibung gegen 15 namhafte Wettbe-
werber gewonnen. Man verzichtet auf teure Ei-
gentumswohnungen, der BVE baut auf dem Areal
zu 100% öffentlich gefördertenWohnraum. Über
45 Wohnungen sind familiengerecht in unter-
schiedlichen Größen im modernen 2. Förderweg
und mindestens 24 Wohnungen wird es für eine
Baugemeinschaft im 1. Förderweg geben. Fünf
Wohnungen sind rollstuhlgerecht; 23Wohnungen
seniorenfreundlich ausgebildet. Die Tagespflege
wird 19 Plätze für Demenzerkrankte bereithal-
ten; zehn Appartements finden sich in der Wohn-
Pflegegemeinschaft.
Wichtig war dem BVE auch, dass das Grundstück
größtmöglich barrierearm erschlossen wird und
die schönen alten Bäume erhalten werden. Der
durchgeführte beschränkte Architektenwettbe-
werb hat zeitgemäße und ästhetische Planungen
für die Neubauten hervorgebracht. Geheizt wird
– erstmalig in dieser Größe für Wohnraumund Ge-
werbe in Hamburg – über einen sog. Eisspeicher.
Innovatives soziales Wohnungsbauprojekt
Die Entwicklung des Projekts erfolgt mit starken
Partnern: Der Verein „Hamburgische Brücke“
wird eine Sozialstation und eine Beratungsstelle
für Ältere eröffnen. Das „Kulturhaus“ erhält den
schon lange gewünschten modernen großen Saal
mit 99 Plätzen. Der Partner „Crazy Artists“ wird
sein Angebot inklusiver Kunstprojekte und kre-
ativer Gesundheitsförderung für Menschen mit
psychischen Erkrankungen und starker seelischer
Belastung in einemweiteren Bau des BVE in direk-
ter Nähe offerieren.
Die Planungen sind abgeschlossen und die nächste
Zeit wird spannend: ImApril 2015 erfolgte der lei-
der notwendige Abriss der nicht erhaltenswerten
Gebäude. Krankenhausbauten weisen nicht nur
eine ganz eigene Charakteristik auf, die häufig
zu sehr an die ehemalige Nutzung erinnert und
Ein historischer Blick ist reizvoll. Bereits Mitte des 19. Jh. war Hamburg eine „wachsende Stadt“.
Die Bevölkerung wuchs im Zuge von Industrialisierung und Aufschwung des Handels. In den
Innen- und Vorstädten fand sie keinen ausreichenden Wohnraum. Außerhalb der ehemaligen
Stadtgrenze dienten die ersten Stadterweiterungsgebiete traditionell als Flächen für Bevölkerung
und Nutzungen, die in der Stadt nicht erwünscht waren bzw. für die es keinen Platz gab.
Als Folge hieraus gab Hamburg ab 1860 die Äcker, Wiesen und Weiden des Umlandes zur Bebau-
ung frei. Das Dorf Eppendorf wurde zum Vorort Hamburgs und damit zum Stadterweiterungs-
gebiet. Die Planung für das Krankenhaus Eppendorf sah von Anfang an Flächen für öffentliche
Zwecke vor, die zu einer möglichen Erweiterung des Krankenhauses und als öffentliche Grün-
anlage freigehalten wurden.
Zur Sicherung allgemeiner Gesundheitsinteressen durften im Umkreis des Krankenhauses keine
lärmintensiven und luftverunreinigenden Nutzungen stattfinden. Aus diesem Aspekt wurde der
Eppendorfer Park zwischen Stadtteil und Krankenhaus errichtet. Von dieser „Ruhezone“ profitie-
ren die Bewohner Eppendorfs noch heute. Dort wo nach dem Plan der Stadt dichtere Bebauung
vorgesehen war, siedelten sich ausschließlich soziale Einrichtungen und Wohnstifte an.
So erfolgten 1888 der Bau des Hospitals der Grauen Schwestern (St. Josephstift) und 1893 die
Errichtung des Krankenhauses Bethanien auf staatlichen Grundstücken an der Martinistraße.
Einen anderen Teil des vom Staat angekauften Terrains erhielten gegen geringe Beträge Fürsor-
geanstalten, die Heime für Schutzbedürftige errichteten.
AUS DER HISTORIE ENTWICKELT – EIN BLICK ZURÜCK
Historische Ansicht
des Bethanien-
Krankenhauses vor
der Errichtung des
Erweiterungsbaus
Quelle: BVE
aufzuschreiben, man rückte näher zusammen in
diesem nicht alltäglichen Planungsprozess.
Anforderungen und Wünsche
Nun erfolgte 119 Jahre nach der ersten Bebauung
die Ausschreibung des Grundstücks des ehema-
ligen Bethanien-Krankenhauses – eine Konzept-
ausschreibung im Sinne des Stadtteils und seiner
Bewohner sowie eine neue Perspektive für Nach-
barschaften. Auch die Kommunalpolitik wünsch-
te sich, dass der beliebte Wohnstandort gestärkt
undmit möglichst vielenMietwohnungen ergänzt
würde. Auf den Bau von Eigentumswohnungen
wurde nicht allzu großer Wert gelegt.
Verpflichtend für sämtliche Interessenten war
daher – neben demWohnungsbau mit mind. 50%
öffentlich geförderter Wohnungen im 1. und 2.
Förderweg – die Unterbringung einer Sozialsta-
tion, einer Beratungsstelle, einer Tagespflege
für Menschen mit demenzieller Erkrankung, eine
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