ENERGIE UND TECHNIK
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8|2015
merischen Vorteile tut sich Jahr für Jahr eine enor-
me Investitionslücke auf. Der Investitionsbedarf
für die notwendigen Energieeffizienzmaßnahmen
wird allein für die professionellen Vermieter auf
über 7Mrd. € pro Jahr geschätzt. Gegenwärtigwird
davonweniger als die Hälfte tatsächlich investiert.
Hemmschwelle mangelnde Transparenz
Die DENEFF und der WWF haben mit Unterstüt-
zung des Bundesumweltministeriums wesentliche
Gründe für die Investitionslücke im Gebäudebe-
stand analysiert und möchten nun dazu beitra-
gen, Investitionshürden gezielt abzubauen. Dafür
wurde bereits 2013 das Projekt effin ins Leben
gerufen, ein Forum für Finanzierungsfragen rund
ums energetische Modernisieren.
Für die Analyse fanden insgesamt vier Workshops
mit 30 Teilnehmern aus Wohnungs- und Finanz-
wirtschaft, Energieversorgung, Contracting und
Verbänden statt. DieWorkshops zeigten vor allem,
dass die realen wirtschaftlichen Effizienzpotenzi-
ale - insbesondere über Portfolios hinweg - häufig
intransparent bleiben. Diese Intransparenz stellt
für Wohnungsunternehmen mit umfangreichen
Beständen die größte Herausforderung dar. Mar-
tin Bornholdt, geschäftsführender Vorstand der
DENEFF, kommentiert die Workshopergebnisse
und beschreibt die nächsten Projektschritte: „Bis-
her fehlten den Entscheidern konkrete Zahlen, was
die energetische Sanierung ihres Gebäudebestands
kostet undwas sie ihnen langfristig bringt. Mit effin
und einem gemeinsamen Praxisprojekt der HEAG
Südhessische Energie AG (HSE)/ENTEGA und der
Bauverein AG Darmstadt, dem größten südhessi-
schen Immobiliendienstleister, wollten wir einen
Branchenstandard schaffen, der Wohnungsunter-
nehmenOrientierung bietet und die Zahl der ener-
getischen Modernisierungen erhöht.“
Im Praxisprojekt wurde ein strukturierter Prozess
zur Bewertung der individuellen Chancen und Ri-
siken energetischer Sanierungen entwickelt. Ent-
standen ist ein leicht zuhandhabendes Excel-Modell
zur Analyse der Wirtschaftlichkeit energetischer
Modernisierungsmaßnahmen auf denEnEV-2014-
undKfW-55-Standard. ImVergleich zu anderen am
Markt erhältlichenwohnungswirtschaftlichenAna-
lyse- undPlanungsinstrumentenhat das imProjekt
effin entwickelte Modell verschiedene Vorteile:
• Es rechnet mit den relevanten wohnungswirt-
schaftlichen Inputfaktoren, Kennzahlen und
Methoden zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit
von Investitionen,
• es berücksichtigt ein ambitioniertes Moder-
nisierungsniveau und operationalisiert das
CO
2
-Vermeidungspotenzial und die CO
2
-Ver-
meidungskosten,
• es entwickelt einen langfristigen nachhaltigen
Sanierungsfahrplan auf Portfolioebene, auf
dessen Basis der Entscheider die Maßnahmen
auf die Gebäudeebene herunterbrechen kann,
• es bezieht alternative Lösungsangebote in die
Berechnung ein (z. B. integrierte Wärmelö-
sungen durch den regionalen Versorger oder
Energiedienstleister).
50% des Portfolios sind auf KfW-55-Niveau
modernisierbar
Im nächsten Schritt entwarfen die Projektpart-
ner Handlungsoptionen für wirtschaftliche ener-
getische Sanierungsfahrpläne. Zusammen mit
dem Projektpartner HSE/ENTEGA wurden zudem
integrierte Wärmelösungen (Wärmeinseln) auf
technische Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit
bewertet. „Wir können durch moderne Wärme-
inseln nicht nur die Vorteile effizienter Heizungs-
undWarmwasserversorgung an die Mieter weiter-
geben, sondern sparen imVergleich zur Versorgung
durch einzelne Heizkessel in jedem Keller auch
Platz, Instandhaltungskosten und Ärger“, erklärt
Dr. Steffen Frischat vomEnergieversorger ENTEGA.
Thomas Lemmermeyer von der Bauverein AG er-
gänzt: „Mit unseremProjektwolltenwir amkonkre-
tenBeispiel untersuchen, ob sich eine ambitionierte
energetische Modernisierung ohne Mieterhöhung
für die Mieter wirtschaftlich rechnet.“
Beispielprojekt mit Berechnungsmodell
Unter Verwendung des Rechenmodells wurde ein
konkretes Gebäudeportfolio analysiert, das über-
wiegend aus dem 19. Jh., teilweise aber auch aus
dem 20. Jh. stammt. Der energetische Zustand
des Portfolios ist schlechter als der Durchschnitt
in Deutschland. Die heutigen Mieten liegen meist
Der Großteil der Gebäude stammt aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert