DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 8/2015 - page 13

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8|2015
Weitere Informationen:
so
wie
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Verfolgt werden zum einen ganzheitliche
Quartierskonzepte, bei denen Maßnahmen im
Wohnungsbestand mit der Aufwertung des
Wohnumfeldes und der sozialen Infrastruktur
korrespondieren. Zum anderen gehen viele Woh-
nungseigentümer und Kommunen mit Blick auf
begrenzte Mieterhöhungsspielräume und wirt-
schaftliche Ressourcen denWeg der schrittweisen
Bestandserneuerung. Um eine gemischte Woh-
nungsbelegung zu ermöglichen, erweist es sich
als vorteilhaft, unterschiedliche Mietniveaus und
Wohnqualitätenmit unterschiedlichen Förderins-
trumenten zu gestalten.
Siedlungserneuerung als Lernfeld
für neue Wohnungsbauprojekte
Das Leitbild des Wohnens, das hinter der Errich-
tung der großen Wohnsiedlungen steht, ist kein
Auslaufmodell. Beim Wohnungsneubau in grö-
ßeren Losen wird der Typus des durchgrünten
und sozial gemischten Wohnquartiers mit guter
wohnungsnaher Versorgung, aber nur modera-
ter gewerblicher Durchmischung nach wie vor
bevorzugt.
Bau- undWohnungswirtschaft sind angesichts des
Bedarfs an kostengünstigem Bauen angehalten,
ihre Erfahrungenmit seriellemBauen auszubauen
bzw. wiederzuentdecken: Rationelle Bauweise und
effektive Baulogistik waren Stärken des industri-
ellen Siedlungsbaus, die für den Wohnungsbau
wieder aktuell sind. Die enge Verknüpfung von
Planung und Ausführung (Bauteams) ist ein Weg,
um Effektivitätspotenziale zu erschließen.
Appell an Bund und Länder:
Wirtschaftliche Tragfähigkeit sichern
Qualitätsverbesserung muss wirtschaftlich trag-
bar sein, sowohl für die Mieter als auch für die
Vermieter. Die wachsenden normativen Anforde-
rungen an Energieeffizienz und Klimaschutz be-
wirken im Zusammenspiel mit den Ansprüchen
an altersgerechtes und barrierearmes Wohnen,
dass die Erneuerung der großen Wohnsiedlungen
im Bestand wie beim Neubau für die Eigentümer
an die Grenzen der wirtschaftlichen Tragfähigkeit
stößt. Denn: Der enge Spielraum für die sozial-
verträgliche Umlage der Kosten auf die Mieten
schränkt das wirtschaftliche Handeln ein. Die Be-
fragungsergebnisse belegen, dass die Haushalte
im Durchschnitt ca. ein Drittel ihres Einkommens
für die Miete aufwenden müssen.
Für einen höheren Stellenwert
in der Förderpolitik
Die Studie verweist darauf, dass die Teilprogram-
me der Städtebauförderung ganzheitliche Erneu-
erungsprozesse in den großen Wohnsiedlungen
unterstützt haben. Die in den letzten Jahren be-
obachtbare stärkere Fokussierung der Förderung
auf die Innenstädte sollte überdacht werden, zu-
mal die großen Wohngebiete einen wesentlichen
Beitrag zur Innenentwicklung der Städte und zur
effektiven Flächennutzung leisten.
Auch die Wohnraumförderung der Länder sollte
die Gebietskulisse der großenWohnsiedlungen in
stärkeremMaße als in den letzten Jahren einbezie-
hen. Generell gilt: Auf die konkreten Bedürfnisse
zugeschnittene Förderangebote innerhalb eines
zu erneuernden Gebietes sind zweckmäßig, um
korrespondierend mit einer sozialverträglichen
Belegungspolitik gemischte Wohnungsangebote
und Bewohnerstrukturen zu bewirken.
Resümee
Die großen Wohnsiedlungen sind aus Sicht der
Gutachter insbesondere mit Blick auf die großen
Die vom Kompetenzzentrum Großsiedlungen e. V. gemeinsam mit
dem Deutschen Institut für Urbanistik im Auftrag von Hauptver-
band der Deutschen Bauindustrie e. V., Bundesverband Baustoffe -
Steine und Erden e. V., GdW Bundesverband deutscher Wohnungs-
und Immobilienunternehmen e. V. sowie dem Kompetenzzentrum
Großsiedlungen e. V. erarbeitete Studie befasst sich u. a. anhand
von Fallstudien mit den Entwicklungsperspektiven, stellt den
Status quo dar, erläutert die Investitionsbedarfe bis 2030 und gibt
Handlungsempfehlungen.
Das nun vorliegende Jahrbuch des Kompetenzzentrums stellt auf
215 Seiten nicht nur die 175-seitige Studie vor, sondern liefert
Impressionen der gleichnamigen Fachtagung aus dem Januar 2015 sowie einen Überblick über
Arbeitschwerpunkte und Mitglieder des Kompetenzentrums.
Es ist gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 20 € erhältlich unter
LITERATURTIPP: PERSPEKTIVEN GROSSER WOHNSIEDLUNGEN
P e r ß P e K T i V e n
Großßer WohnßiedlunGen
Jahrbuch 2015
Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V.
2015
PERSPEKTIVEN GROSSER WOHNSIEDLUNGEN
Studie : Weiterentwicklung großer Wohnsiedlungen
UMschlag5_05_2015:Layout 1 05.05.15 09:58 Seite 1
Quelle: Kompetenzzentrum Großsiedlungen
gesellschaftlichen Themen – sozialer Zusam-
menhalt und demografischer Wandel, Klima-
wandel und Energiewende – ein unverzichtbares
Zukunftspotenzial. Die derzeit absehbaren ge-
sellschaftlichen Trends sprechen dafür, dass die
Wohnsiedlungen, ihre sozialverträgliche Erneue-
rung vorausgesetzt, dauerhaft nachgefragte und
bedeutsame Segmente auf dem Wohnungsmarkt
bleiben werden. Politik und Wohnungswirtschaft
sollten deshalb weiterhin das Ziel verfolgen, die
großen Wohnsiedlungen der 1920er bis 1980er
Jahre sozial so zu stabilisieren und baulich zu
erneuern, dass sie auf Dauer zukunftsfähig sind.
Das erfordert:
• soziale Mischung und stabile Nachbarschaften
durch Sozialmanagement, Belegungspolitik
und nachfragegerechte Angebote der Gemein-
wesenarbeit zu fördern,
• die Bestände schrittweise und zu tragbaren
Kosten so zu entwickeln, dass sie als wichtige
Segmente des regionalen Wohnungsmarktes
dauerhaft nachgefragt und rentierlich bewirt-
schaftbar sind,
• Wohnungsbestände und Infrastruktur aufein-
ander abgestimmt und je nach Lage differen-
ziert zu ergänzen, aufzuwerten, zu moderni-
sieren oder zurückzubauen – und zwar so, dass
eine städtebauliche und gestalterische Aufwer-
tung der jeweiligen Siedlung gelingt und die
Einbindung in die Stadt als Ganzes verbessert
wird.
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