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4|2015
ENERGIE UND TECHNIK
Dezentrale Energieerzeugung in Berlin
„Quartierstrom“ für Tegel-Süd
Im Keller einer Gewobag-Wohnanlage in Tegel-Süd erzeugen künftig
sechs Blockheizkraftwerke (BHKW) der Gasag Contracting GmbH sog.
„Quartierstrom“. Die Mieter von 837 Wohnungen der Gewobag können
den Strom zu Preisen unterhalb des örtlichen Grundversorgertarifs bezie-
hen. Zudem werden nach Angaben der Beteiligten jährlich ca. 300 t CO
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eingespart.
Die Gasag betrieb bereits seit über zehn Jahren in mehreren Gebäuden
des Wohnungsunternehmens Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Diese
Anlagen wurden nun durch größere und effizientere Blockheizkraftwerke
ersetzt. Der Quartierstrom sei eine Antwort auf das politische Leitbild in
Zeiten der Energiewende und strenger Klimaziele. „Ab sofort können auch
unsere Mieter, die Quartierstrom beziehen, ein Zeichen setzen und einen
aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagte Jens Goldmund, Ge-
schäftsführer der Gewobag ED Energie- und Dienstleistungsgesellschaft.
Medienversorgung
Glasfaserausbau in Würzburg
In Würzburg kooperieren die Würzburger Stadtwerke AG (STW) und die
Münchner M-net Telekommunikations GmbH. Gemeinsam wollen die
beiden Unternehmen die Wohnungswirtschaft mit modernsten Glasfa-
serleitungen erschließen – die Stadtwerke durch die Bereitstellung der
notwendigen Infrastruktur, die M-net als Telekommunikationsanbieter,
der die kompletten Dienste eines Providers mit Kabel-TV, Internet und
Telefonie auf die Glasfaserleitungen schaltet.
Die beiden Partner wollen im Laufe des Jahres 2015 auch den entste-
henden Stadtteil Würzburg-Hubland sukzessive an das Glasfasernetz
anschließen.
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Weitere Informationen:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
Gewobag ED-Geschäftsführer Jens Goldmund und Gasag Contracting-
Geschäftsführer Frank Mattat
Quelle: Gewobag
„Wer nichts weiß, muss alles
glauben“
Von Zeit zu Zeit fragen wir uns, ob wir für das Energiesparen nicht
mehr Energie aufwenden, als wir am Ende sparen. Oder ob die ver-
bauten Materialien nicht Gefahrstoffe enthalten, die den zukünfti-
gen Rückbau erschweren. In der Presse wird viel geglaubt, auch in
den alltäglichen Gesprächen glauben wir mal dies und mal das. Die
Hochglanzbroschüren der Hersteller sind meist qualitativ hochwertig
und liefern blumige Aussagen, aber keine Fakten. Was wissen wir also
eigentlich?
Als unabhängige Information gibt es die sogenannten Environmen-
tal Product Declarations, kurz EPDs. Dort sind Energieaufwand und
Umweltwirkung eines Produktes über den Lebenszyklus abgebildet.
Weiter gibt es Sicherheitsdatenblätter für Baustoffe sowie Abfall-
schlüssel für die Entsorgung von Stoffen.
In den EPDs findet man z. B. Angaben zur Herstellungsenergie für
Wärmedämmstoffe und für ganze Wärmedämmverbundsysteme
(WDVS). Ein m
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Styropor erfordert danach pro cm Dämmstoffdicke
ca. 5 kWh für die Herstellung. Für 1 m
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WDVS mit 16 cm Styropor
fallen etwa 100 kWh an, davon 80 kWh für den Dämmstoff. Rechne-
risch können 16 cm Dämmung auf einer Ziegelwand pro m
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und Jahr
ca. 100 kWh einsparen. Praktisch ist es weniger (Wärmebrücken,
Rebound-Effekte). Selbst wenn es nur die Hälfte wäre, würde sich das
WDVS in zwei Jahren energetisch amortisieren. Aber was macht die
Entsorgung?
Styropor enthält als Flammschutzmittel bis zu 1% des Gefahrstoffs
Hexabromcyclododecan (HBCD). Nach verschiedenen Sicherheitsda-
tenblättern kann Styropor aber heute als „normaler“ Abfall behandelt
werden. Derzeit findet meist die Müllverbrennung statt. Im Gegensatz
dazu Mineralfaserdämmstoffe: Sog. alte Mineralwollen, die vor dem
1. Juni 2000 hergestellt wurden, gelten als krebserzeugend, sind
damit als gefährlich eingestuft und müssen entsprechend entsorgt
werden. „Neue“ Mineralwollen dagegen gelten als biolöslich und sind
normaler Abfall.
Und hier ist das Wissen zu Ende, denn wir fragen uns, ob Polystyrol
zukünftig auch in „altes“ (mit HBCD bis August 2015) und „neues“
(anderes Flammschutzmittel ab August 2015) eingestuft wird? Wer
bringt das Wissen über Herstellungsenergie, Entsorgung und Weiteres
eigentlich zu den Anwendern? Wir wirken sich Entsorgungsfragen auf
die Wirtschaftlichkeit von Energieeinsparmaßnahmen aus (über die
diese Kolumne nichts aussagt)? Was und wem sollen die Anwender
glauben, wenn sie kein Wissen kriegen?
KOLUMNE TECHNIK
Ingrid Vogler
Referentin Energie, Technik, Normung
GdW, Berlin
(Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach)