55 bis 60° C heißes Wasser-Sole-Gemisch fördern. Überall, wo wir diese
neue Sichtweise vorgetragen haben, hieß es: Das ist aber ein sehr ambi-
tioniertes Unterfangen. Jedoch ist es uns in Zusammenarbeit mit allen
Fachplanern, Wissenschaftlern und einem strategischen Partner gelungen,
rechnerisch auf diesem Weg auf einen Wärmepreis von 0,08 €/kWh brutto
zu kommen. Kerninhalt dieser Rechnung ist eine möglichst lange Jahres-
fahrweise der Anlage mit den niedrigen Vorlauftemperaturen aus der Geo-
thermie. Um herauszufinden, ob dies auch praxistauglich ist, haben wir ein
wissenschaftlich begleitetes Messprogramm durchgeführt. Dabei haben
wir in einem Haus, das sich energetisch erst in einem modular sanierten
Zustand befindet, simuliert, dass zwei Aufgänge mit Geothermie und zwei
Aufgänge mit Fernwärme versorgt werden.
Das Ergebnis ist, dass bei über 84% des Wärmebedarfes die Vorlauftempe-
ratur nicht mehr als 50° C betragen muss. Parallel dazu haben wir uns des
Themas Mieterstrom angenommen. In einem Objekt wollen wir eine Studie
zumEinsatz von Photovoltaik und eines BHKW einerseits und Brennstoffzelle
andererseits ziehen. Bei alledem geben wir uns bis zum 2018 Zeit, um die
rechtlichen und investiven Fragen zu klären.
Die Zukunftsstrategien der Wärme- und Stromerzeugung sind ohne Zweifel
eine Chance für die Wohnungswirtschaft, die man nicht verpassen darf.
Dabei vertrete ich die These, dass es allein schon aufgrund der Heteroge-
nität der Wohnungsunternehmen keine einheitliche Lösung geben wird.
Nicht nur die Gesellschaftsform und die Größe des Unternehmens spielen
dabei eine Rolle, sondern auch die Gesellschafterstruktur und die Kern-
kompetenzen.
Um dies zu verdeutlichen: Wir als wbg haben als Hauptgesellschafter die
Stadt Nürnberg und als Minderheitsgesellschafter die Städtischen Werke
Nürnberg. Für die Städtischen Werke stellt das Energiemanagement eine
zentrale Aufgabe dar, sodass wir bei diesem Thema ganz andere Vorausset-
zungen haben als andere Unternehmen. Hinzu kommt eine zweite Facette:
Unsere 18.000 Wohnungen verteilen sich auf sieben Kernwohnanlagen, die
alle um die 2.000 bis 3.000 Wohneinheiten umfassen und fast alle an das
Fernwärmesystem der Städtischen Werke angeschlossen sind oder ange-
schlossen werden können.
Vor diesem Hintergrund wäre es volkswirtschaftlich und energetisch nun
wirklich nicht nachvollziehbar, wenn wir alle Fernwärmeleitungen kap-
pen und uns in unseren Quartieren selber versorgen würden. Trotzdem
haben wir hinsichtlich der Energiewende
eine ganze Menge getan. So haben wir für
65 Photovoltaikanlagen unsere Dachflächen
an die N-Ergie AG vermietet, die diese Anla-
gen betreibt und den erzeugten Strom ins
Netz einspeist. Im letzten Jahr haben wir
zudem auf unserer Unternehmenszentrale
eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromer-
zeugung errichtet, auch hier in Zusammen-
arbeit mit der N-Ergie AG. Darüber hinaus
betreiben wir in unserem Wohnungsbestand Blockheizkraftwerke gemein-
sam mit der N-Ergie.
Dieses Unternehmen gehört mehrheitlich den Städtischen Werken. Wir
nutzen also Synergien, die sich aus der Gesellschafterstruktur ergeben.
Und das finde ich richtig, da das Know-how beim Energieunternehmen
liegt.
Unser Ziel ist, Strategien zu entwickeln – und zwar gemeinsam mit Part-
nern, die Energie als ihr Kerngeschäft beherrschen. Dabei agieren wir
sicherlich noch nicht auf Augenhöhe, die wir zwingend brauchen, um
Ralf Schekira, Technischer Geschäftsführer, wbg Nürnberg GmbH, Nürnberg
Wir setzen auf ein Kooperationsmodell
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