René Gansewig:
Diskussionen mit den Stadt-
werken – ich habe in meinem Statement darauf
hingewiesen – führenwir ebenfalls. Als Genossen-
schaft, der jede vierte Geschosswohnung in der
Stadt Neubrandenburg gehört, möchten wir ge-
meinsammit dem kommunalen Wohnungsunter-
nehmen und den Neubrandenburger Stadtwerken
Lösungen finden. Allerdings ist es dafür manchmal
nötig, zuerst einmal eine konträre Situation zu
schaffen, um dann Fortschritte zu erzielen.
Hans-Otto Kraus:
Wir dürfen nicht vergessen,
dass die Stadtwerke einen wesentlichen Beitrag
zum städtischen Haushalt leisten. Überspitzt
formuliert, dürfen sie sich eigentlich nicht um
Energieeinsparung kümmern, sondern müssen
möglichst viel Energie verkaufen. Das ist keine
Kritik an den Stadtwerken, sondern eine Kritik an
einem System, das eine konzertierte Aktion zum
Energiesparen in der Kommune be- bzw. verhin-
dert. Dabei, das will ich betonen und anerkennen,
haben sich bei uns inMünchen die Stadtwerke zum
Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren ihren Strom
und die Energieversorgung komplett auf umwelt-
freundliche Art zu produzieren. Aber wir brauchen
konzertierte Aktionen und Kommunen, die bereit
sind, auchmal auf Einnahmen zu verzichten. Sonst
schaffen wir es nicht.
Ralf Schekira:
Bei uns in Nürnberg gibt es bereits
abgestimmtes Handelnmit den StädtischenWer-
ken. So habenwir zusammen einModell zur effizi-
enten Fernwärmeversorgung
unserer Kernwohnanlagen
entwickelt. ZumHintergrund:
Die Fernwärmeerzeugung in
Nürnberg hat drei Energie-
träger, nämlich Gas, Müll und
Biomasse. Als Wohnungsunternehmen müssten
wir uns mit unseren großen Kernwohnanlagen
schon sehr weit strecken, um die Wärme so pro-
duzieren zu können. Da scheint mir das Koope-
rationsmodell dann doch der sinnvollere Ansatz
zu sein. Deshalb war ich auch überrascht, dass in
der von Herrn Gedaschko zitierten Umfrage so
viele Kollegen erklärt haben, Energie zu ihrem
Kerngeschäft zu zählen. Ich interpretiere das so-
zusagen als Hilferuf, weil sich die Energiepreise
so stark verteuert haben, dass die Bruttomiete
deutlich gestiegen ist.
Eine andere Frage ist, ob diese Unternehmen dann
das nötige Know-howund die nötigen Kapazitäten
haben, umdiese Dinge wirklichwirtschaftlich und
verlässlich umzusetzen.
Axel Gedaschko:
Bei der Zusammenarbeit zwi-
schen Stadtwerken undWohnungswirtschaft müs-
sen die Spielregeln für alle gleich sein. Das ist die
Ebene, auf der wir die Gesprächemit demVerband
kommunaler Unternehmen (VKU) führen. Das
heißt auch, dass das Verdrängungsverbot gemäß
Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz erhalten bleiben
sollte, dass also dieWohnungswirtschaft dort, wo
es bereits einen Fernwärmeanschluss gibt, nicht
in Konkurrenz dazu treten darf.
Umgekehrt muss das aber genauso gelten: Es darf
nicht sein, dass ein Anschluss- und Benutzungs-
zwang ausgesprochen wird, um unliebsame Kon-
kurrenz zu verhindern.
Thomas Ortmanns:
ImMarkt tut sichmomentan
unglaublich viel. Die Kunst liegt in meinen Augen
darin, die sinnvollen Dinge herauszufiltern und
sich nicht zu verzetteln. Umein Extrembeispiel zu
nennen: Es lässt sich heute imRahmen der Digita-
lisierung feststellen, wie lange sichwie viele Leute
in einemRaum aufhalten und welche Temperatur
dort herrscht. In der Konsequenz kannman erken-
nen, wann die Luftqualität so schlecht ist, dass die
Fenster geöffnet werden sollten. Jetzt stellen wir
uns mal vor, wir öffnen den Mietern zwangsweise
die Fenster! Ganz abgesehen vom Sicherheitsas-
pekt – vielleicht kommen ja auch Hacker auf die
Idee, mal eben nachts für Einbrecher das Fenster
zu öffnen. Es geht darum, herauszufinden, was
wirklich sinnvoll ist und was nur technischer
Schickschnack ist, der weder wirtschaftlich noch
im Sinne der Mieter ist.
René Gansewig
Dr. Peter Schaffner
„Wir haben neue Lösungsansätze gesucht, die sich
am Oberbegriff der Warmmietenneutralität orien-
tieren.“
René Gansewig
Axel Gedaschko
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4|2015
ENERGIE UND TECHNIK