Ralf Klöpfer:
Es gibt viele naheliegende Lösun-
gen. Nehmen wir mal die Nachtspeicherheizung.
In den letzten Jahren war sie energie- und um-
weltpolitisch abgeschrieben. Warum machen wir
die Nachtspeicherheizung nicht intelligent und
ermöglichen so, dass sie nicht mehr stur nachts
geladen wird, sondern genau dann, wenn Wind
oder Sonne einen Stromüberschuss produzieren?
Dann könnte der Kunde mit der Heizung deutlich
sparen oder sogar noch Geld verdienen. Die Spei-
cherung des Stroms ist eine zentrale Herausfor-
derung der Energiewende. Und dabei spielt die
Wohnungswirtschaft eine wichtige Rolle. Sie ver-
fügt zum Beispiel über Warmwasserspeicher, bei
der die Power-to-Heat-Technologie zum Einsatz
kommen kann.
Ein anderes Beispiel: Bei einem Neubau könnte
man zwei Schächte vorsehen, einen für den Aufzug
und einen für einen riesigenWarmwasserspeicher.
Deshalb ist die interdisziplinäre Diskussion zwi-
schen Energie- undWohnungswirtschaft sowich-
tig. Dann haben beide Seiten davon einen Vorteil.
Dr. Peter Schaffner:
Das sind interessante Bei-
spiele, Herr Klöpfer. Kann denn ein Wohnungs-
unternehmen bei Ihnen ein Energiekonzept für
eine Siedlungmit 500 oder 1.000Wohneinheiten
bestellen?
Ralf Klöpfer:
Aber natürlich. Wobei ich gleich er-
gänzenmöchte: Ein Konzept von der Stange ergibt
keinen Sinn. Es geht immer umEinzelbetrachtun-
gen. Wir beginnen mit einer Bestandsaufnahme
und prüfen anschließend, welcheMaßnahmen aus
Kundensicht viel bringen und schnell umzuset-
zen sind: Ist eine Dämmung sinnvoll? Sollte die
Heizung ausgetauscht werden? Ist ein intelligen-
tes Energiemanagement der richtige Weg? Oder
braucht es eine Kombination aus unterschiedli-
chen Maßnahmen? Und dann gehen wir gemein-
sam die Umsetzung an.
Kristina Jahn:
Wir als Wohnungswirtschaft ha-
ben den großen Vorteil, die Assets, also die Im-
mobilien, in unserer Hand zu haben. Besonders
in den Großsiedlungen
verfügen wir über jede
Menge Fassaden, Dächer
und Freiräume. Diese
Stärken sollten wir nut-
zen, um unseren Mietern
langfristig bezahlbaren
Wohnraum – und zwar bezahlbar bezogen auf die
Gesamtmiete – zur Verfügung stellen zu können.
Wenn der Erdwärmespeicher, den wir jetzt in un-
serem Zukunftshaus ausprobieren, funktioniert,
dann spricht überhaupt nichts dagegen, diese
Technologie auch in der Fläche anzuwenden. Aber
wir müssen diese innovativen Lösungen selbst in
unseren Beständen testen und die Übertragbar-
keit dieser Lösungen prüfen. Dabei dürfen wir
uns nicht allein auf die Energieberater verlassen,
von denen es ja unglaublich viele gibt. Denn als
langfristiger Bestandshalter haben wir eine ganz
andere Intention als ein professioneller Energie-
erzeuger oder ein Energieberater.
Jürgen Steinert:
Herr Gansewig hat in seinem
Statement das Geothermie-Projekt in Neubran-
denburg vorgestellt, das ich für extrem span-
nend halte. Deshalb möchte ich auf ein zweites
ähnliches Vorhaben hinweisen, das die Vivawest
verfolgt und das von der Öffentlichkeit nach
meiner Feststellung so gut wie überhaupt nicht
wahrgenommen wird. Die Vivawest hat sich dar-
an erinnert, dass ein erheblicher Teil ihrer Woh-
nungsbestände auf den stillgelegten Zechen der
Ruhrkohle steht. Diese Schächte gehen mehrere
hundert Meter in die Tiefe – da muss also nichts
mehr gebohrt werden. Das wirft die Frage auf,
warum dieses Potenzial nicht in großem Stil ge-
nutzt wird. Eine Antwort darauf lautet, dass die
Geothermie wesentlich weniger stark gefördert
wird als andere regenerative Energien. Deshalb
halte ich es für sinnvoll, die Förderung dahin zu
lenken, wo wir alle einen möglichst großen Nut-
zen daraus ziehen können. Übrigens: Wenn ich
„Warum rüsten wir die Nachtspeicherheizung nicht
auf und ermöglichen es, dass diese nicht mehr stur
nachts geladen wird, sondern dann, wenn Wind oder
Sonne einen Stromüberschuss produzieren?“
Ralf Klöpfer
Ingo Malter
Hans-Otto Kraus
Ralf Schekira
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4|2015