Meiner Ansicht nach geht die sozial orientierte Wohnungswirtschaft
grundsätzlich innovativ, mutig und offen an die Lösung von Aufgaben
heran, sei es im sozialen oder im technischen Bereich.
Auch beim Thema Energie sehe ich ein großes Potenzial für Innovatio-
nen. Hierzu habe ich selbst Erfahrungen gesammelt. In Nürnberg z. B.
haben wir im Rahmen einer Stadtteilerneuerung das erste Blockheiz-
kraftwerk zur Versorgung von bestehenden Wohnanlagen in Deutsch-
land gebaut – übrigens gegen heftigsten Widerstand der Stadtwerke.
Indem wir es trotzdem geschafft haben, konnten wir ein Gegengewicht
zu den Stadtwerken bilden.
Und das halte ich auch heute noch für strategisch wichtig. Denn Mono-
polisten, wie immer sie heißen mögen, stellen grundsätzlich eine
Hans-Otto Kraus, Geschäftsführer, GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH, München
Die Energieversorgung soll bei den Profis bleiben
stimmen – beispielsweise in der Steuergesetzgebung: Bestimmte Dinge
können wir nicht tun, weil wir sonst die erweiterte Gewerbesteuerkürzung
verlieren. Das hilft weder der Wohnungswirtschaft noch dem Klimaschutz.
Das Gleiche gilt für die Energieeinsparverordnung (EnEV). Wenn wir die
neueste EnEV erfüllen wollen, müssen wir unseren Kunden ein Verhalten
abverlangen, das ich ihnen nicht zumuten möchte. Wir müssen eigentlich
Wohnungen bauen, in denen man die Fenster am besten gar nicht mehr
öffnen kann, sondern die nur noch zwangsbe- und -entlüftet werden. Ich
jedenfalls möchte so nicht leben.
Ohnehin können wir nur Energie sparen, wenn unsere Kunden mitmachen.
Die schönste Wärmedämmung nützt nichts, wenn das Fenster den ganzen
Tag auf Kipp steht. Deshalb müssen wir einen kommunikativen Prozess in
Gang setzen, und zwar nicht, indem wir hehre Klimaziele vorbeten, son-
dern indem wir unsere Mieter direkt ansprechen – z. B. dadurch, dass wir
ihren Energieverbrauch transparent machen und sie so motivieren, ihr Ver-
halten zu ändern.
Bei alledem müssen wir frei bleiben in der Wahl der Mittel. Es gibt keinen
Königsweg. Mir schweben kombinierte Lösungen vor, wie sie momentan
leider zu wenig im Fokus stehen. Eine solche Kombination, die traditionelle
Mittel wie ein massives Mauerwerk durch technisch ausgereifte Innovati-
onen anreichert, hilft uns mehr als technologisch komplizierte Ansätze.
Wir sollten uns nicht auf Abwege begeben. Und ein solcher Abweg ist es,
wenn wir in die Energiewirtschaft einsteigen. Da kooperieren wir besser
mit den Profis.