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4|2015
ENERGIE UND TECHNIK
Energieerzeugung
Mieterstrom als Chance für die Wohnungsunternehmen
Die Energiewende führt zu einem radikalen Umbau des bundesdeutschen Energieversorgungskonzeptes.
Zentrale Strukturen weichen zunehmend dezentralen Stromerzeugungsanlagen. Die EnEV bzw. das
EEWärmeG fordern erhebliche Investitionen in die Energieeffizienz unserer Wohngebäude und den Einsatz
erneuerbarer Energien. Niedrigstenergie- oder Plusenergiehäuser werden zur Aufbesserung der Jahres-
energiebilanz zwingend neben Wärme auch Strom produzieren müssen.
Die quartiersnahe Stromproduktion und -verwen-
dungwird zukünftigmassiv an Bedeutung gewin-
nen, da diese den Bedarf an Höchstspannungslei-
tungen reduziert und die öffentlichen Stromnetze
durch eine enge räumliche Verzahnung von Strom-
erzeugung und Stromkonsum stabilisiert.
Auch aus Eigeninteresse wird die Immobilien-
wirtschaft sich mit den Stromkosten der Mieter
stärker beschäftigen müssen. Für einen durch-
schnittlichen Mieterhaushalt sind die Stromkos-
ten mit ca. 700 €/a inzwischen deutlich höher
als die Heizkosten mit ca. 676 €/a
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. Steigende
Stromkosten belasten das Budget der Mieter
und schmälern das (Kalt-)Mietenpotenzial. Zur
Entlastung der Mieter von Nebenkosten reicht
eine Konzentration auf die warmen und kalten
Betriebskosten nicht mehr aus.Eine Auseinan-
dersetzung mit unterschiedlichen Energieerzeu-
gungs- und -vermarktungswegen sowie eine klare
Positionierung im Rahmen der Unternehmens-
strategie erscheinen unausweichlich.
Kraft-Wärme-Kopplung
Eine der interessantesten Technologien zur
quartiersnahen Energieerzeugung ist derzeit
die Kraft-Wärme-Kopplung, die Wärme- und
Stromerzeugung verbindet. Im Vergleich zur
konventionellen Erzeugung von Strom und Wär-
me können bis zu 40% an Primärenergie und ca.
50% an CO
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eingespart werden.
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Dies trägt aktiv
zu Klima- und Umweltschutz bei, erleichtert die
KfW-Förderung und bietet gleichzeitig monetä-
re Einsparpotenziale, die Mieter wie Vermieter
entlasten können.
Eine aktuelle Studie der EBZ Business School
Bochum
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– sie befasst sich mit der Energieer-
zeugung in wohnungswirtschaftlichen Bestän-
den – zeigt, dass die Herstellkosten für Wärme in
einem BHKW mit ca. 6 ct/kWh netto noch unter
dem durchschnittlichen Preis konventioneller
Gasbrennwerttechnik von etwa 8 ct/kWh liegen.
Der quartiersnah erzeugte BHKW-Strom hat Ge-
stehungskosten von etwa 7-11 ct/kWh netto. Die
aktuell nochweitverbreitete Netzeinspeisung des
BHKW-Stroms ist bei demaktuellen Baseload-Tarif
an der Leipziger Strombörse (4. Quartal 2014:
3,482 ct/kWh) inklusive Förderung kaum noch
kostendeckend.
Bei Gestehungskosten für BHKW-Strom von ca.
11 ct/kWh ist der Eigenverbrauch wirtschaftlich
interessant, da er nur zusätzlich mit 40 % der
EEG-Umlage (aktuell 6,24 ct/kWh) belastet wird
und das Marktniveau bei ca. 28 ct/kWh liegt. Al-
lerdings sind die hier benötigten Strommengen,
z. B. für Allgemeinstrom in Treppenhäusern oder
Pumpen, gering. Produzierte Stromüberschüsse
müssen dann zu ungünstigen Konditionen wieder
in das öffentliche Netz eingespeist werden.
Durch die Direktvermarktung, also den Verkauf
von Stroman Dritte über das öffentliche Netz, wird
das Wohnungsunternehmen zum Energieversor-
gungsunternehmen mit umfangreichen Anforde-
rungen an die Organisation und das Berichtswe-
sen. Dies überfordert aus Sicht des Verfassers die
typischen Wohnungsunternehmen.
Der Verkauf des BHKW-Stroms an die Mieter über
eine eigene Kundenanlage bietet dagegen nach-
haltige wirtschaftliche Vorteile für den Mieter
und das Wohnungsunternehmen bei beherrsch-
baren Risiken, wie die Ergebnisse der EBZ-Studie
belegen. Beim Stromverkauf über ein eigenes
Prof. Dr. Norbert Raschper
EBZ Business School, Bochum,
Geschäftsführer
iwb Entwicklungsgesellschaft
mbH, Braunschweig
THEMA DES MONATS
STROMVERMARKTUNGSWEGE
Stromvermarktung
nach EnWG, EEG, KWKG
Netzeinspeisung
Eigenverbrauch
Verkauf an Dritte
Direktvermarktung
über öffentliches Netz
außerhalb EEG
an Mieter
über Kundenanlage
nach EEG
Stromvermarktungswege nach EnWG, EEG bzw. KWKG
