DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2015 - page 57

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4|2015
ren Handeln aufeinander abgestimmt werden und
ineinandergreifen muss.
Sechs-Punkte-Strategie für Bund, Länder
und Kommunen
Bund und Länder sollten insbesondere in Regio-
nen mit angespannten Wohnungsmärkten Son-
derprogramme zur Förderung des Neubaus von
Wohnungen auflegen, die auch für Wohnungs-
unternehmen, nicht nur für Kommunen, nutzbar
sind. Zugunsten einer raschen Erstunterbrin-
gung sollten Bauausführungsstandards flexibler
gestaltet und Vorgaben des Vergaberechts unter
die Lupe genommen werden, um den Bau neuer
Unterkünfte nicht unnötig zu verzögern.
Auf Länderebene sollte die Verteilung der Flücht-
linge diskutiert und durch eine Steuerung in Ab-
stimmung mit den Kommunen ein möglichst re-
gionsbezogener, gerechterer Ausgleich gefunden
werden. Denn durch den aktuellen Verteilungs-
mechanismus müssen besonders Metropolen die
meistenAsylsuchendenunterbringen. Dieseweisen
aber häufig bereits angespannteWohnungsmärkte
auf. Für einen reformierten Verteilungsschlüssel
sprechen sich 50% der GdW-Unternehmen aus,
weitere 35% sehen hier Diskussionsbedarf.
In den Kommunen sollten Flüchtlinge dezentral
untergebracht und bereits belastete Stadtviertel
ausgeklammert werden, um soziale Brennpunkte
zu vermeiden und stabile Nachbarschaften zu er-
halten. Das sehen auch mehr als zwei Drittel der
befragtenWohnungsunternehmen so. In entspann-
ten Wohnungsmärkten, beispielsweise Schrump-
fungsregionen, sollten die Kommunen für eine
schnelle Unterbringung leer stehendeWohnungen,
umnutzbare oder zumAbriss vorgesehene, intakte
Gebäude zügig zur Verfügung stellen. In Ballungs-
gebieten sind in erster Linie eine vergünstigte kom-
munale Grundstücksvergabe sowie beschleunigte
Baugenehmigungsverfahren notwendig. Insbeson-
dere müssen die Kommunen eine langfristige Be-
treuung und integrativeMaßnahmen sicherstellen.
Dazu sollten „Integrationslotsen“ sowohl für die
Flüchtlinge als auch für die Anwohner sowie eine
ausreichende Anzahl entsprechend geschulter
Sozialarbeiter eingesetzt werden. Die Flüchtlinge
brauchen nicht nur Zugang zu medizinischer Ver-
sorgung, Kinderbetreuung und Schulen, sondern
perspektivisch auch Beschäftigungsmöglichkeiten
SETZEN SIE WOHNUNGEN IN IHREN BESTÄNDEN
ZUR UNTERBRINGUNG VON FLÜCHTLINGEN EIN?
WELCHE MASSNAHMEN SIND AUS IHRER SICHT BEI DER FLÜCHTLINGSUNTERBRINGUNG AM DRINGLICHSTEN?
Nein, wir setzen
keine Wohnungen zu
diesem Zweck ein.
Noch nicht, aber
wir planen einen
verstärkten Einsatz
von Wohnungen zu
diesem Zweck.
Ja, wir setzen bereits
Wohnungen zu diesem
Zweck ein.
Wir setzen keine
Bestandswohnungen
zu diesem Zweck ein,
sind aber als Betreiber
von Flüchtlingsheimen
in Form von Gemein-
schaftsunterkünften
aktiv.
Quelle: GdW-Gremienumfrage, Unterbringung von Flüchtlingen, 02.-11.02.2015; n = 325
9,2%
33,2%
1,2%
56,3%
(Mehrfachnennungen möglich)
in ihrem Umfeld. Dazu sollte das Absolvieren von
Sprach- und Alphabetisierungskursen, nach dem
Beispiel der Niederlande, verpflichtend sein und
es sollten allen Beteiligten Dolmetscher zur Seite
stehen.
GdW-Informationsplattform zur
Flüchtlingsunterbringung gestartet
Eine Plattform mit weiterführenden Informatio-
nen rund um die Unterbringung von Flüchtlingen
steht Wohnungsunternehmen, die Mitglied im
GdWund seinen Regionalverbänden sind, ab sofort
imGdW-Extranet zur Verfügung. Dort sind Zahlen
und Fakten sowie Studien zur Zuwanderung, die
ausführlichen Positionen der Wohnungswirtschaft
und Beispiele aus den Regionen Deutschlands zur
Flüchtlingsunterbringung zu finden.
Stärkeres finanzielles Engagement von Bund,
Ländern und Kommunen bei der sozialen
Betreuung und integrativen Maßnahmen
66%
26%
7%
Stärkere finanzielle Förderung der Flüchtlings-
unterbringung durch Bund und Länder
43%
8%
4%
45%
Übergeordnete Planung/Koordination der
Flüchtlingsunterbringung auf Länderebene
41%
9%
4%
46%
Kurzzeitige Information und Beteiligung bei
der Planung und Koordination der Flüchtlings-
unterbringung auf kommunaler Ebene
45%
13%
3%
39%
Die Richtlinien für die Wohnungsbelegung
(z. B. Mindestgrößen von Wohnungen) müssen
flexibler gestaltet werden
31%
23%
3%
11%
32%
Zur zeitnahen Errichtung von Übergangsbauten
müssen das BauGB angepasst, Vorgaben für die-
sen Bereich nicht übermäßig strikt gefasst werden
28%
25%
3%
13%
31%
Schnelle und kostengünstige Bereitstellung von
Grundstücken durch die Kommunen
23%
24%
7%
17%
30%
sehr wichtig
wichtig
teils/teils
nicht vorrangig
unwichtig
1...,47,48,49,50,51,52,53,54,55,56 58,59,60,61,62,63,64,65,66,67,...92
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