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4|2015
MARKT UND MANAGEMENT
Drittel der GdW-Unternehmen in der Lage sehen,
noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen.
„Deutschland braucht Zuwanderung. Nur so haben
wir eine Chance, den zunehmenden Fachkräfte-
mangel zu bekämpfen und für gesamtwirtschaft-
liches Wachstum zu sorgen. Für diese nationale
Aufgabe sind aber dringend mehr staatliche In-
vestitionen in Wohnen, Integration und Bildung
notwendig“, mahnt der GdW-Präsident. Mit seiner
„Strategie für eine zukunftsfähige Unterbringung
und Eingliederung von Flüchtlingen“ legt der GdW
als Spitzenverband der Wohnungswirtschaft eine
umfassende Zusammenstellung der notwendigen
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Maß-
nahmen vor und fordert die entsprechenden staat-
lichen Ebenen zum Handeln auf.
Vordringlich bedarf es neuen Konzepten zur ge-
ordneten Aufnahme, schnellen Unterbringung und
dauerhaften Betreuung der zu uns strömenden
Menschen. Neben Bund und Ländern, die vor al-
lemzur finanziellen Unterstützung der Kommunen
bei der Bewältigung der großen Aufgabe gefragt
sind, sind es viele Akteure in den Kommunen, de-
Wohnungswirtschaft legt Strategie vor
Für eine zukunftsfähige Unterbringung
und Eingliederung von Flüchtlingen
Derzeit wandern so viele Flüchtlinge und Asylsuchende nach Deutschland, wie zuletzt Anfang der 1990er
Jahre. Für ihre menschenwürdige und integrationsfördernde Unterbringung engagiert sich die Wohnungs-
wirtschaft sehr. Bei steigenden Flüchtlingszahlen müssen Bund, Länder und Kommunen jedoch dringend
die Rahmenbedingungen zugunsten einer zukunftsfähigen Flüchtlingsunterbringung verbessern.
Der ZustromvonMenschen, die vor Krieg und Not
nach Deutschland flüchten, hält unvermindert an.
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 202.834
Asylanträge gestellt. Das entspricht einer Stei-
gerung um 59,7% gegenüber dem Vorjahr. Eine
höhere Anzahl von Asylanträgen war letztmalig
Anfang der 1990er Jahre zu verzeichnen. Auf
Grundlage ihrer sozialen und gesamtgesell-
schaftlichen Verantwortung engagiert sich die
deutscheWohnungswirtschaft bereits mit großem
Nachdruck für die menschenwürdige und integ-
rationsfördernde Unterbringung dieser Personen.
In Zukunft wollen die Wohnungsunternehmen in
Deutschland die Menschen und die Kommunen,
in denen sie leben werden, bei der Wohnungs-
versorgung nach Möglichkeit in noch größerem
Umfang unterstützen. Dazumüssen Bund, Länder
und Kommunen jedoch dringend die Rahmenbe-
dingungen zugunsten einer zukunftsfähigen
Flüchtlingsunterbringung verbessern.
„Wir brauchen in Deutschland dringend eine Ge-
samtstrategie des Bundes für eine geregelte Auf-
nahme und eine rasche, solide Unterbringung und
Integration von Flüchtlingen“, so der Appell von
Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes
der Wohnungswirtschaft GdW. Nachbarschaften
dürfen nicht durch ungeordnete Zuwanderung
überfordert und eine erfolgreiche Integration nicht
durch eineWiederholung von Fehlern aus der Ver-
gangenheit aufs Spiel gesetzt werden. „Deutsch-
landmuss seine humanitäre Verantwortungwahr-
nehmen, aber auch die demografische Chance der
Zuwanderung erkennen“, so der GdW-Chef.
Aktuelle Umfrage zeigt: Staat muss mehr für
Wohnen, Integration, Bildung tun
Die Wohnungswirtschaft leistet bereits einen
starken Beitrag zur Unterbringung von Flücht-
lingen, wie eine aktuelle Umfrage des GdW unter
seinen Wohnungsunternehmen zeigt. Rund zwei
Drittel der befragten Unternehmen setzen bereits
Wohnungen zu diesem Zweck ein. Ihr Hauptmo-
tiv: Soziale Verantwortung, wie 92,5% der Woh-
nungsunternehmen bestätigen. Dabei würden sie
sich aber noch viel stärker engagieren, wenn die
politischen undwirtschaftlichen Voraussetzungen
das zulassenwürden. Bund, Länder und Kommunen
müssen dazu ihr finanzielles Engagement bei der
sozialen Betreuung und integrativenMaßnahmen,
besonders in den Bereichen Gesundheit und Bil-
dung, deutlich verstärken, fordern zwei Drittel
der Wohnungsunternehmen. Unter verbesserten
Voraussetzungenwürde sich immerhinmehr als ein
Andreas Schichel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
GdW
Berlin
WARUM ENGAGIEREN SIE SICH BEI DER FLÜCHTLINGSUNTERBRINGUNG?
soziale
Verantwortung
neue Zielgrup-
pe: Flüchtlinge
sind die Mieter
von morgen
kommunale
Anweisung
anderer
Grund
eine Unterbrin-
gung in bestehen-
den, durchmisch-
ten Quartieren ist
die beste Option
57,8%
92,5%
insb. Wohnungs-
unternehmen
verfügen über
angemessenen
Wohnraum für
Flüchtlinge
35,4%
32,9%
21,7%
9,9%
(Mehrfachnennungen möglich)