DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2015 - page 20

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4|2015
Grenzenloses Europa
„Interkulturelles Wohnen“ in Wien
Im PaN-Wohnpark in der Wiener Leopoldstadt werden mehr als 20 Sprachen gesprochen. Rund ein Viertel
der Bewohner weist einen Migrationshintergrund auf. Eine gelungene Architektur und viele Begegnungs-
möglichkeiten trugen dazu bei, dass die vielschichtige und multikulturelle Nachbarschaft nicht als Problem
wahrgenommen wird, sondern als Chance.
Der PaN-Wohnpark ging aus einem Bauträger-
wettbewerb zum Thema „Interkulturelles Woh-
nen“ hervor. Der Name PaN verweist auf den
Verband „Partner aller Nationen“, der sich zum
Ziel gesetzt hat, das harmonische Zusammenle-
ben von Menschen unterschiedlicher Kulturen zu
fördern. Gewinner des Bauträgerwettbewerbs war
die gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsge-
nossenschaft Neues Lebenmit demWiener Archi-
tekten Werner Neuwirth. Dieser holte die beiden
Architekturbüros Von Ballmoos Krucker (Zürich)
und Sergison Bates Architects (London) ins Boot
und schuf ein Ensemble aus drei Häusernmit rund
90 Wohnungen, die sich um einen Platz gruppie-
ren. Der Bau des PaN-Wohnparks kostete rund
14Mio. € undwurdemit über 5Mio. € aus Mitteln
der Wiener Wohnbauförderung unterstützt. 2014
erhielt das Projekt den renommierten Österreichi-
schen Bauherrenpreis.
Konversionsfläche wird Stadtteil
Die Siedlung liegt auf dem Gelände des ehemali-
gen Nordbahnhofs, einemder größten innerstäd-
tischen EntwicklungsgebieteWiens. Hier sollen bis
2025 rund 10.000 neue Wohnungen entstehen.
ImGegensatz zu denmeisten anderen geförderten
Wohnbauten, die dort in den letzten Jahren ent-
standen sind, ist der PaN-Wohnparkmit 28 bis 32
Wohnungen pro Haus eine eher kleine Anlage. Eine
Entscheidung, die ganz bewusst getroffenwurde.
Alles, was über 30Wohnungen hinausgeht, ist für
den Architekten Werner Neuwirth „Quell für An-
onymität“. Und jedes Haus im PaN-Wohnpark ist
anders. Das zeigen die Fliesen imStil der 1970iger
Jahre in Haus 1, der Parkettvorplatz im Haus 2
oder die unzähligen Niveausprünge in Haus 3. Im
Erdgeschoss gibt es einen Gemeinschafts- und
einen Kinderspielraum, eine Waschküche sowie
einen Fahrradraum mit 60 abschließbaren Fahr-
radboxen. Hinzu kommt eine geschützte Dachter-
rasse, die nur Bewohnern des jeweiligen Hauses
vorbehalten ist.
Viele Grundrissvarianten
DieWohnungen übertreffen dieMindeststandards
im geförderten Wohnungsbau. Geboten wird ein
breites Spektrum an Grundrissen. In einem der
drei Häuser sind die Wohnräume drei bis fünf
Meter hoch, die Schlafräume dagegen niedriger.
Großzügige, von drei Seiten zugängliche Loggien
verbessern die schwierige Belichtungssituation.
Alle Gebäude haben Niedrigenergiestandard,
verfügen über Fußbodenheizungen, kontrollierte
Wohnraumlüftung und werden über Fernwärme
beheizt. Die zwischen 45 und 107m
2
großenWoh-
nungen haben ein bis vier Zimmer; diemeisten von
ihnen zwei bis drei Zimmer. Es sind offenbar eher
kleine Haushalte, die in den PaN-Wohnpark gezo-
gen sind. Mehr als zwei Drittel der Mieter wohnen
allein oder mit einemPartner zusammen, nur rund
ein Viertel hat Kinder. Dies zeigt eine Onlinebe-
fragung von Neues Leben und dem Wiener Medi-
ations- und Beratungsbüro wohnbund:consult,
an der im August 2013 rund 80 künftige Mieter
teilnahmen.
Die monatliche Miete im PaN-Wohnpark beträgt
6,59 €/m
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. Allerdings müssen die Bewohner neben
der Miete sog. Eigenmittel in Höhe von 473 €/m
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aufbringen. Diese anteiligen Grund- und Baukos-
ten sind bei allen gefördertenWohnungen inWien
an den gemeinnützigen Bauträger zu zahlen. Endet
das Mietverhältnis, erhält der Mieter den Betrag
zurück. Er verringert sich jedoch für jedes „abge-
wohnte“ Jahr um 1%.
Begleitetes Kennenlernen, erhöhte
Identifikation
Schon bevor die Mieter im September 2013 ein-
zogen, wurden sie zu einem ersten Informations-
abendmit Architekten und Bauträger eingeladen.
Organisiert wurde er von wohnbund:consult. Ein
halbes Jahr lang veranstaltete das Beratungsbüro
für alle Bewohner einmal pro Woche mehrstün-
dige Treffen und Workshops. Dort konnten sich
NEUBAU UND SANIERUNG
Gabriele Kunz
freie Journalistin
Hamburg
Bauherr und Eigentümer:
Neues Leben Gemeinnützige Bau-, Wohn- und
Siedlungsgenossenschaft
Architektur:
Sergison Bates Architects, London
Von Ballmoos Krucker Architekten AG, Zürich
Werner Neuwirth, Wien
Freiraum:
DND landschaftsplanung, Wien
Community Coaching:
wohnbund:consult, Wien
Grundstücksfläche:
4.393 m
2
Bruttogeschossfläche:
11.840 m
2
Kosten:
1.475 €/m
2
Ausführung:
2011-2013
PROJEKTDATEN
1...,10,11,12,13,14,15,16,17,18,19 21,22,23,24,25,26,27,28,29,30,...92
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