21
4|2015
Natürlich geht es beim Neubau nicht nur um rei-
ne Stückzahlen. Was heute gebaut wird, prägt
morgen Stadtbild und Nachbarschaftsgefüge für
mitunter mehr als 100 Jahre und soll auch dann
noch gut vermietbar sein. Eine nachhaltige Neu-
bauplanung steht dabei besonders vor der Frage,
wie mit den Herausforderungen Demografie, In-
tegration, Energiewende und Digitalisierung um-
zugehen ist. Die Neubauwettbewerbe der Berliner
Senatsverwaltung befassen sich daher inhaltlich
insbesondere mit den Themenkomplexen Integ-
ration und Demografie.
Schwerpunkt Integration
Das Thema des erstenWettbewerbs „Bezahlbarer
Wohnraum für Berlin“ beleuchtet den sozialen
Aspekt der Integration. Es wurden Projekte ein-
gereicht, die vor allem den Erhalt der „Berliner
Mischung“ mit ihrem bewährten und bereichern-
den Neben- und Miteinander von einkommens-
stärkeren und einkommensschwächeren Haus-
halten in einem Kiez gewährleisten. Denn auch
wenn Haushaltseinkommen in Berlin steigen und
Beschäftigung aufgebaut wird – viele Haushalte
Das DPF-Projekt „Zeitgemäße Stadtvillen für
Familien und Senioren“ erhielt den 2. Preis –
es soll der Genossenschaft als Vorbild für
100 weitere Wohnungen dienen
sind nach wie vor auf staatliche Transferleis-
tungen angewiesen, während gleichzeitig die
Alterseinkommen sinken und gerade in Berlin
ein erfreulich großer Anteil junger Menschen in
Ausbildung lebt. Soziale Verantwortung, sehr
langfristige Projektlaufzeiten, kein Renditedruck,
Teilhabe und Quersubventionierungsmodelle bil-
den die Grundlage für eine erfolgreiche soziale
Durchmischung bei genossenschaftlichen Neu-
bauprojekten.
Schwerpunkt Demografie
Der zweite Neubauwettbewerbmit demTitel „Ge-
nerationenWohnen – Wohnen in Gemeinschaft“
stellte die Herausforderung des demografischen
Wandels in den Vordergrund. In einer rasch altern-
den Gesellschaft, die sich jetzt schon deutlich in
der Altersstruktur besonders von Genossenschaf-
ten zeigt, kommt der demografischen Integration
eine immer größere Bedeutung zu.
Auchwenn diese Alterungsprozesse in Berlin dank
des starken Zuzugs insbesondere junger Menschen
derzeit langsamer ablaufen als im Bundesdurch-
schnitt, müssen die Wohnangebote doch schon
heute sowohl im Bestand als auch im Neubau auf
die sich verändernden Bedürfnisse älterer Men-
schen eingerichtet werden.
Dabei ist es nicht ausreichend, lediglich Woh-
nungen barrierefrei zu planen. Wer ein echtes
Miteinander der Generationen erreichen will,
muss bei der Bauplanung auch Angebote für
Familien vorsehen. Bauliche Maßnahmen wie
Aufzüge, schwellenlose Bäder, verbreiterte
Türen, großzügige Grundschnitte, Unterstell-
möglichkeiten sowohl für Gehhilfen als auch
für Kinderwagen sowie Ladestationen für elek-
trische Rollstühle gehören deshalb ebenso zu
erfolgreichen Neubauprojekten wie die entspre-
chende Gestaltung von Wohnumfeldern und die
Kooperationen mit einem breiten Spektrum von
Dienstleistern.
Best Practice:
die Preisträger 2014
Die ausgezeichneten Projekte des zweiten
genossenschaftlichen Neubauwettbewerbs „Ge-
nerationenWohnen – Wohnen in Gemeinschaft“
sind dafür überzeugende Beispiele.
Quelle: GBSt
Quelle: DPF