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4|2015
NEUBAU UND SANIERUNG
Wohnen im Denkmal
Kompromiss zwischen Denkmalschutz und Energiesparen
Die Hälfte des Bestands der Baugenossenschaft Reinickes Hof eG steht unter Denkmalschutz. Die Berliner
Genossenschaft versucht, die Gebäude nicht nur energetisch sparsamer zu machen, sondern auch ihren
historischen Wert zu erhalten. Für die Sanierung eines Ensembles aus den 1920er Jahren im Stadtteil
Reinickendorf erhielt die Genossenschaft jüngst eine Belobigung. Bald steht auch die denkmalgerechte
Erneuerung des namensgebenden Ensembles an.
Helmut Richter wohnt schon sein ganzes Leben
im Becherweg in Berlin-Reinickendorf. Der heu-
te 77-Jährige ist in der Nummer 5 geboren und
aufgewachsen, seit 45 Jahren lebt er mit seiner
Frau Irene in einer 2,5-Zimmer-Wohnung in der
Nummer 7. Sein Sohn Christianwohnt inzwischen
in der Wohnung, in der sein Vater geboren wur-
de. Helmut Richter freut sich, dass sein Wohn-
haus endlich wieder ansehnlich aussieht: „Nach
der Wende wurde überall saniert, nur bei uns sah
es ganz schlimm aus, das war alles anthrazit und
schwarz geräuchert und ausgebessert wurde im-
mer nur stückchenweise“, erzählt der Mieter.
Architektonisch-historisches Erbe erhalten
Die Baugenossenschaft Reinickes Hof eG, der das
unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble
aus den 1920er Jahrenmit 155Wohnungen in der
Humboldtstraße und im Becherweg gehört, hat
nun die Häuser saniert. Sie erstrahlen wieder in
freundlichem Gelb. Die Klinker, die die Fassaden
schmücken, wurden geputzt, Balkonbrüstungen
erneuert. Die Vorgärten sehen gepflegt und wie-
der genauso aus, wie sie 1927 bis 1929 angelegt
wurden. Gut 1,1 Mio. € wurden investiert. Die
Pflege des Stadtbildes wurde vom Berliner Be-
zirk Reinickendorf gewürdigt. Von ihmerhielt die
Genossenschaft im Rahmen der Verleihung des
Bauherrenpreises im Oktober 2014 in der Kate-
gorie Erhaltung historischer Bausubstanz eine
Belobigung für die denkmalgerechte Sanierung
und energetische Ertüchtigung.
Eva Dorothée Schmid
freie Journalistin
Hamburg
Noch original erhalten sind die kunstvoll gestalteten Eingangsbereiche
Quelle: Reinickes Hof