CONTROLLER Magazin Software-Kompendium 2016/2017 - page 17

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Prof. Gadatsch:
Wir haben diese Frage in einer Lang-
zeitstudie eingehend untersucht. Es gibt drei grundleg-
ende Möglichkeiten, die in der Praxis gewählt werden:
»
In etwa 10 % der Fälle wird das IT-Controlling dem
Vorstand bzw. der Geschäftsführung unterstellt.
Dieses „Idealbild“ findet man vor allem bei IT-orien-
tierten Unternehmen wie Banken oder Versicherun-
gen. Es hat den großen Vorteil der Unabhängigkeit
des IT-Controllers, findet aber nur Anwendung in
IT-intensiven Branchen.
»
In etwa der Hälfte aller Fälle ist das IT-Controlling
dem CIO unterstellt. Der IT-Controller ist hier ein
abhängiger und weisungsgebundener Mitarbeiter,
der dafür aber nahe am Geschäft ist. Hier stehen
auch die oben bereits diskutierten Budget- und
Abrechnungsfragen im Vordergrund, aber auch
inhaltliche Aspekte wie Projektcontrolling oder Qual-
itätsmanagement.
»
In ca. 27 % der Fälle ist das IT-Controlling im Finanz-
bereich untergebracht, meist in oberen Organ-
isationseinheiten von Konzernen. IT-Controlling
bedeutet hier oft reines Budgetmanagement weit
weg vom inhaltlichen IT-Geschäft. In früheren Jahren
lag dieser Anteil höher.
Insgesamt ist festzustellen, dass IT zunehmend Chef-
sache wird. Sei es, dass die IT-Budgets dezentral bei
den Fachseiten liegen oder aber Entscheidung von der
Geschäftsführung vorgenommen werden. Auch hier
gilt: Jedes Unternehmen braucht seinen eigenen Weg.
Prof. Klein:
Wie lassen sich die Kosten von Support-
Prozessen sinnvoll ermitteln? Empfiehlt sich der Ein-
satz von Prozesskostenrechnungen?
Prof. Gadatsch:
Ich empfehle auf meinen Vorträgen
stets den Auf- und Ausbau einer IT-Kosten- und Leis­
tungsrechnung. Ob eine aufwändige Prozesskosten-
rechnung erforderlich ist, hängt von der Branche und
Größe des Unternehmens ab und vor allem davon, ob
die gewonnenen Daten auch nutzbringend verwendet
werden können. In stark regulierten Branchen (Tele-
kommunikation, Energie) werden Sie vermutlich eine
Prozesskostenrechnung benötigen, um die Kosten-
bestandteile in den Prozessen zu splitten, um damit
dann den Nachweis „angemessener“ und nicht wett-
bewerbsverzerrender Herstellkosten zu führen. Nach
meiner Erfahrung aus der bereits angesprochenen
Studie verfügen aber noch viele Unternehmen nicht
über eine ausreichende IT-Kosten- und Leistungsrech-
nung. Eine Prozesskostenrechnung finden Sie in den
wenigsten Unternehmen.
Prof. Klein:
Gibt es so etwas wie die wichtigsten IT-
Kennzahlen, die jedes Unternehmen kennen sollte?
Prof. Gadatsch:
Das ist eine spannende Frage, die ich
gerne beantworte. In unserer Langzeitstudie gibt es
einige Top-Kennzahlen, die häufig genutzt werden.
Neben den Klassikern wie „Verfügbarkeit von IT-Sys-
temen“ oder „IT-Kosten vom Umsatz“ dominieren
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