CONTROLLER Magazin Software-Kompendium 2016/2017 - page 18

Interview
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finanzorientierte Kennzahlen wie „IT-Umsatz“ und
„Budgetausschöpfung“. Über den zweifelhaften Nut-
zen der Kennzahl „IT-Kosten vom Umsatz“ brauchen
wir sicher an dieser Stelle nicht reden. Grundsätzlich
kommt es bei der Auswahl von Kennzahlen darauf
an, dass sie den richtigen Effekt messen und mit ihr
eine Steuerungswirkung erzielt werden kann. Dane-
ben muss sie wirtschaftlich ermittelbar sein und ziel-
gruppenorientiert aufbereitet werden. Manchmal ist
es halt sinnvoller, auf die Ermittlung einer Kennzahl
zu verzichten und zum Beispiel Ersatzgrößen für eine
indirekte Bewertung heranzuziehen. Beispielsweise
ist die IT-Kundenzufriedenheit eine wichtige Größe,
aber Sie können ja schlecht täglich ihre Kunden
befragen. Stattdessen können aber die erfassten
„Beschwerden“ und „Störungen“ für eine Analyse
verwendet werden.
Prof. Klein:
Welche Voraussetzungen benötigt man
für ein effektives IT-Controlling. Müssen zusätzliche
Systeme angeschafft werden oder hat man das
wichtigste in Form von Standardanwendungen meist
schon im Haus?
Prof. Gadatsch:
Na ja, es klingt vielleicht banal.
Zunächst einmal brauchen Sie Personal, also IT-Con-
trollerinnen beziehungsweise IT-Controller. In unseren
Untersuchungen stellen wir leider immer wieder fest,
dass IT-Controlling von einem Mitarbeiter „nebenher“
miterledigt wird oder aber der dezidierte IT-Controller
weitere Aufgaben wahrnehmen muss. Als nächstes
müssen Sie einen Methodenwerkzeugkasten haben
und die Methoden auch einsetzen. Wir stellen bei
unseren Untersuchungen leider immer wieder fest,
dass wichtige Methoden nicht bekannt sind oder
nicht eingesetzt werden. Erst dann stellt sich die
Frage von Software. Natürlich brauchen Sie für das
Controlling Informationssysteme wie ERP, BI, Excel usw.
Damit können Sie prinzipiell alle Controlling-Prozesse
abbilden. Am Softwaremarkt hat sich aber eine Reihe
von Herstellern mit speziellen Controlling-Systemen
etabliert. Hier können Sie beispielsweise das Report-
ing einfacher gestalten oder eine IT-Kosten- und
Leistungsverrechnung in der Form unterstützen, dass
Primärdaten eingelesen, verarbeitet und als fertige
Buchungssätze zum Beispiel an SAP ERP übergeben
werden. Aber die Softwarefrage ist stets zuletzt rel-
evant. Wichtig sind eine gute IT-Controlling-Strategie
und die Methodenkompetenz.
Prof. Klein:
Kommen wir noch einmal auf das Thema
Cloud zurück. Werden wir uns darauf einstellen müs-
sen, künftig alle in der Cloud zu arbeiten?
Prof. Gadatsch:
Ich glaube, wir tun das bereits an
vielen Stellen. Sie haben sicher schon mal eine
Dienstreise geplant und Onlinedienste aus der Cloud
genutzt, um die Fahrtroute zu klären oder Hotels zu
buchen. Auch im professionellen Bereich bewegt
sich der Markt in Richtung Cloud. Allerdings, und das
haben wir in einem ja in einem Beitrag in diesem
Buch genauer beleuchtet, müssen beim Einsatz von
Cloud-Diensten Wirtschaftlichkeit, Ausfallsicherheit
und der Datenschutz diskutiert und in die Entschei-
dung mit einbezogen werden. Ohne vorgreifen zu
wollen: Kernprozesse mit sensitiven Daten gehören
derzeit eher nicht in die Cloud, allenfalls in eine stark
gesicherte Private Cloud.
Prof. Klein:
Wie sehen Sie die Entwicklung bzw.
was würden Sie unseren Lesern für die nächsten 24
Monate empfehlen?
Prof. Gadatsch:
Ich beschäftige mich seit etwa 15
Jahren mit dem Thema IT-Controlling. In dieser
Zeit haben sich die grundlegenden Instrumente
und Methoden kaum weiterentwickelt. Was sich
verändert hat und zwar ganz deutlich ist das Con-
trolling-Objekt, die Informations- und Kommunika-
tionstechnik und ihr Einsatz. IT-Controller werden
sich in den nächsten 24 Monaten mit Themen wie
Big Data, Industrie 4.0, Cloud und sicher auch Social
Media beschäftigen.
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