CONTROLLER Magazin Software-Kompendium 2016/2017 - page 9

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Dadurch ergeben sich auch weitreichende Änderungen
für das Reporting und die Planung in Unternehmen.
Bislang müssen Informationen – meist während der
Nacht – aggregiert in ein Data Warehouse extrahiert
werden und stehen dort für Auswertungen am nächsten
Tag zur Verfügung. Dieser Prozess geschieht meist für
Finanz- und Controlling-Daten separat. Da die Daten auf
dem Weg in das Reporting-System meist noch für das
Berichtswesen optimiert werden, und der Zeitpunkt der
Datenbeladung nicht identisch ist, ist es fast nicht mög-
lich, übereinstimmende Werte zu erhalten. Das bringt
umfangreiche Abstimmungsaufwände mit sich.
Mit S/4 HANA Finance ändert sich dies grundlegend,
da ein leistungsstarkes Reporting nun auch direkt im
Quellsystem möglich ist. Da es nur noch einen Beleg
gibt, in dem eine unbeschränkte Anzahl von Dimen-
sionen auf unterster Ebene zur Verfügung steht und
dieser in Echtzeit ausgewertet werden kann, wird das
Reporting einfacher, flexibler und schneller. Da liegt
die Vermutung nahe, dass sich Unternehmen künftig
den Aufbau eines separaten unternehmensweiten
Systems für Reporting und Planung sparen können
und den Zugriff auf die Unternehmensdaten direkt
dort ermöglichen, wo die Informationen entstehen:
in der SAP Business Suite selber. Auch die Planung
kann direkt im S/4 HANA System erfolgen. War es
bislang sehr aufwändig, zum Beispiel zu beplanende
Kostenstellen neu anzulegen und in der Planung zur
Verfügung zu stellen, so steht die Kostenstelle in der
neuen Suite sofort nach der Anlage zur Verfügung.
Separates Data Warehouse oder nicht?
Insofern sollten Anwender eigentlich davon ausge-
hen können, dass die Systemarchitektur und auch
die Anwendungsszenarien durch den Einsatz von S/4
HANA Finance extrem vereinfacht und flexibel werden.
Grundsätzlich stimmt das auch. Jedoch schafft genau
diese Flexibilität eine nur schwer überschaubare
Vielzahl möglicher Optionen und Szenarien, welche
bei der Architekturentscheidung in Betracht gezogen
werden müssen. Es ist daher elementar, frühzeitig
und sorgfältig eine Grundsatzentscheidung zu fällen,
welche die Basis für alle weiteren Überlegungen ist:
Setzt das Unternehmen auf ein separates Data Ware-
house oder will es die Berichte direkt in der S/4 HANA
Business Suite aufbauen?
Zur Beantwortung dieser Kernfrage gibt es keinen für
alle Unternehmen funktionierenden Best-Practice-
Ansatz. Da die meisten Unternehmen gerade erst mit
der Einführung der neuen SAP Business Suite starten,
fehlen diese Erfahrungswerte noch. Hinzu kommt, dass
die passende Auswahl von den spezifischen Unter-
nehmensanforderungen abhängt. Hilfreich für eine
fundierte Entscheidung ist es auf jeden Fall, zunächst
die grundlegenden Vorteile eines eigenständigen Data
Warehouse nüchtern zu betrachten und kritisch zu hin-
terfragen, ob diese nach einer S/4HANA-Einführung
noch Bestand haben werden.
Ein wichtiger Aspekt ist beispielsweise die Harmoni-
sierung: Kommen die Daten aus dem Finanzbereich
aus unterschiedlichen Systemen, das heißt, hat das
Unternehmen nicht nur ein einziges S/4 HANA System
im Einsatz, so ist weiterhin eine (separate) Plattform
erforderlich, die ein unternehmensweites Reporting
und gegebenenfalls auch die Konsolidierung sicher-
stellt. Eine einheitliche Definition von Kennzahlen
und erforderlichen Stammdaten in einer zentralen
Berichtsplattform, wie beispielsweise ein unterneh-
mensweit gültiger Kontenplan, Kostenstellehierar-
chien, Funktionsbereiche etc. ermöglicht es, die Infor-
ist Expertin für Business Intel-
ligence im Competence Center
Controlling & Finance bei der
Managementberatung Horváth & Partners in
Stuttgart.
Christina Eilers
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