PM spezial Kanzleien 04/2016 - page 7

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spezial Kanzleien im Arbeitsrecht 2016
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das Interview führte
Holger Schindler.
konzeptioniere und entwickle primär
Softwarelösungen und individuelle
Workflows für Kanzleien und Rechts­
abteilungen. Dazu gehören dann als
Lösungsanbieter auch passgenaue
Dienstleistungen, wie zum Beispiel die
systematische Strukturierung und Klas­
sifizierung von großen Daten- und Do­
kumentenbeständen, durch erfahrene
Review-Teams, um den Kanzleien und
personalmagazin:
Wie verläuft die Zusam-
menarbeit mit den beim Auftraggeber
direkt angestellten Kollegen – gibt es da-
bei viele Reibungsverluste oder beflügelt
diese Konstellation Ihre Arbeit?
Küper:
Die Zusammenarbeit mit den di­
rekt angestellten Kollegen läuft Hand in
Hand. Als Projektjurist ist man zu einem
großen Teil in die Strukturen des Unter­
nehmens eingebunden, lernt schnell das
Unternehmen und die Mitarbeiter ken­
nen. Zwischen den direkt angestellten
Kollegen und mir gibt es normalerwei­
se kaum Koordinationsschwierigkeiten.
Aber natürlich bedarf es zu Beginn der
Tätigkeit einer gewissen Zeit, sich in die
Aufgaben einzufinden. Teilweise kann
eine solche Konstellation auch erheblich
beflügeln, da ich als Projektjurist noch
praktisch unvoreingenommen in das
Projekt eingebunden werde. Hierdurch
kann auch eine weitere objektive und
damit unvoreingenommene fachliche
Bewertung des Projekts vorgenommen
werden. So lassen sich Fehler oder Pro­
bleme gut erkennen und gegebenenfalls
neu bewerten, wodurch auch korrigie­
rende Entscheidungen durch den Auf­
traggeber getroffen werden können.
personalmagazin:
Was hat Sie dazu bewo-
gen, sich als Projektjurist zu engagieren?
Küper:
In erster Linie interessieren mich
die vielfältigen unterschiedlichen Auf­
gaben des Projektjuristen. In der Ver­
MARTIN KÜPER
ist
Fachanwalt für Ar-
beitsrecht. Neben sei-
ner Tätigkeit in einer
eigenen Kanzlei in
Mainz ist er seit 2015
auch als Projektjurist
im Einsatz.
gangenheit konnte ich bereits bei ver­
schiedenen Unternehmen interessante
Einblicke in interessante Aufgabenfel­
der erlangen, sowohl als Projektjurist als
auch im Rahmen meiner anwaltlichen
Tätigkeit. So eröffnet die Tätigkeit als
Projektjurist ein interessantes neues
Aufgabenfeld in Unternehmensberei­
chen, zu welchen man in der klassischen
rechtsanwaltlichen Tätigkeit keinen Zu­
gang hat. Man kann daher seine Fähig­
keiten, eben projektbezogen, aus der
Unternehmensposition einsetzen. Dies
wiederum führt zu neuen Berufserfah­
rungen, einer Erweiterung des eigenen
Horizonts sowie einer Vergrößerung des
im klassischen juristischen Schaffens
relativ beschränkten Tätigkeitsbereichs.
personalmagazin:
Wo sehen Sie persönlich
die größten Vorteile, die Projektjuristen
den Auftraggebern – seien es Unterneh-
men oder Kanzleien – bringen?
Küper:
Der größte Vorteil ist meiner Mei­
nung nach die Möglichkeit des schnellen
Zugriffs auf eine große Fachkompetenz
und fachliche Erfahrung, welche sonst
im Unternehmensbereich nicht dau­
erhaft benötigt wird. Darüber hinaus
besteht eine große Flexibilität des Ein­
satzes und auch der Einsatzdauer im
Vergleich zu fest angestellten Mitarbei­
tern. Auch dürfte der Wissensvorsprung,
durch einschlägige oder ähnliche Erfah­
rungen in anderen Unternehmen, bei
einem Projektjuristen erheblich höher
sein. Zudem können mit einem Projekt­
juristen Arbeitsspitzen schnell und fach­
lich kompetent aufgefangen werden.
personalmagazin:
Worauf sollten aus Ihrer
Sicht Auftraggeber besonders achten, die
sich Projektjuristen ins Haus holen?
Küper:
Wichtig ist meines Erachtens eine
gewisse Einsatz- und auch Lebenserfah­
rung. Projektjuristen, die sich bereits
in verschiedenen Projekten eingebracht
und darüber hinaus auch als Anwalt
schon eine Vielzahl an Mandaten geführt
haben, können mit ihrer Erfahrung sehr
wahrscheinlich auch in neuen, komple­
xen Projekten schnell eingesetzt werden.
Eine umfangreiche Einarbeitung wird
wahrscheinlich erheblich reduziert. Zu­
dem bestätigt die Tätigkeit als Projektju­
rist schon eine gewisse Flexibilität und
eine Affinität zu herausfordernden neuen
Tätigkeiten. Wichtiger als die klassische
Benotung der Examensergebnisse sind
meines Erachtens die Bewertungen des
praktischen beruflichen Werdegangs.
Rechtsabteilungen profunde Entschei­
dungsgrundlagen zu bieten.
Der Ansatz: Datendetektive mit
juristischem Hintergrund
Rethinklegal zählt mit seinem techno­
logischen Ansatz und dem juristischen
Background zu den sogenannten Legal-
Tech-Unternehmen, die mit ihren Lösun­
gen alt tradierte Arbeitsweisen revoluti­
onieren. Das Unternehmen zielt darauf
ab, Kanzleien und Rechtsabteilungen
einen eigenen technologisch-juristi­
schen Mehrwert zu bieten. „In einem
Zeitungsbeitrag wurden wir vor einiger
Zeit als Datendetektive bezeichnet“, er­
zählt Clas-Steffen Feuchtinger. Dies tref­
fe den Ansatz von Rethinklegal genau.
„Einige aus unserem Team haben früher
selbst nach altem Muster Dokumente
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