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SPEZIAL START-UPS
_METHODEN
spezial Start-ups 11/16
P
rodukte müssen heute schnel-
ler denn je auf den Markt kom-
men. Innovative Unternehmen
— nicht nur Google, Dropbox,
Airbnb oder Virgin Airlines — experi-
mentieren dazu mit einem neuen An-
satz: „Lean Startup“. Den Begriff hat der
amerikanische Autor Eric Ries 2008 ge-
prägt, indem er den Lean-Management-
Ansatz auf Start-ups übertrug.
Die Lean-Start-up-Methode kombi-
niert Erfolgsorientierung mit einer inno-
vativen Feedback-Strategie. So können
Produkte entwickelt werden, die genau
auf das Bedürfnis der Zielgruppe zuge-
schnitten sind. Eric Ries formuliert dafür
fünf Handlungsprinzipien.
Die fünf grundlegenden Prinzipien
Erstens: „Entrepreneurs are every-
where“ — Jeder kann Entrepreneur
werden. Lean Entrepreneurs überlegen
nicht lange, sondern machen einfach.
Keine lange Vorplanung, keine mona-
telangen Power-Point-Schlachten mit
hundertfachen Abstimmungsschleifen –
sondern: ausprobieren, ob das Produkt
funktioniert und wie es bei den Zielkun-
den ankommt.
Zweitens: „Entrepreneurship is Ma-
nagement“ — Das Management ist der
Schlüssel zum Erfolg. Alle Abläufe werden
im Lean Startup so organisiert, dass sie
möglichst schlank, kostengünstig und agil
sind. Klarheit steht im Vordergrund. „If
you can’t explain it, simply you don’t un-
derstand it well enough“, wie schon Albert
Einstein treffend formuliert hat.
Von
Stephan Grabmeier
Schneller mit „Lean Start-up“
EINBLICK.
Schlank und agil wie ein Start-up: Um Produktideen schneller auf den
Markt zu bringen, nutzen innovative Unternehmen die Lean-Start-up-Methode.
Drittens: „Validated Learning“ — Lernen
messbar machen. Einzelne Hypothesen
werden mit geeigneten Methoden direkt
an der Zielgruppe getestet (statt in iso-
lierten Abteilungen). Nach der Auswer-
tung der Tests werden die Hypothesen
angepasst. Durch das direkte und evalu-
ierte Kundenfeedback erhält man neue
Optimierungspunkte für mehr Markter-
folg. Je häufiger Iterationen stattfinden,
umso höher wird die Qualität.
Viertens: „Innovation Accounting“ —
Innovation durch relative Kennzahlen
berechenbar machen. Beim „Innovation
Accounting“ kommt es darauf an, das Ge-
lernte zu definieren, messbar zu machen
und zu kommunizieren. Anstatt sich nur
auf Umsatzvariablen zu konzentrieren,
werden so auch Umstände erfasst, die
wichtig sind, bevor die ersten Einnahmen
fließen – oder ausbleiben. Dave McClure
unterscheidet dabei fünf Messkriterien:
Acquisition: How do users find you?
Activation: Do users have a great first
experience?
Retention: Do users come back?
Revenue: How do you make money?
Referral: Do users tell others?
Fünftens: „Build-Measure-Learn“ —
Ständige Verbesserung durch Kunden-
feedback. „Lean Building“ bedeutet
nicht, ein Produkt bis zum letzten Detail
zu entwickeln, bevor man es auf den
Markt bringt, sondern es mit minima-
len Anforderungen zu produzieren und
möglichst zeitnah zu vermarkten. Somit
kann Kundenfeedback schneller in den
nächsten Produktzyklen integriert und
das Produkt gezielt verbessert werden.
Während in Firma A noch am perfekten
Produkt geplant und gearbeitet wird,
kann Firma B selbst mit wenig Kapital
durch diese Methode schon eine Pro-
duktversion nach der anderen heraus-
bringen.
Der ideale Beginn für Lean Start-up
Am besten fängt man damit an, die Ge-
schäfts- oder Produktidee zu visualisie-
ren. In der Praxis hat sich hierfür die
„Business Model Canvas“ von Alexan-
der Osterwalder beziehungsweise „Lean
Canvas“ von Ash Maurya bewährt, da sie
einfache und im Team nutzbare Resul-
tate generiert. Für jeden thematischen
Punkt in der Canvas werden Zeitfenster
gesetzt. Diese werden so gewählt, dass
sie den Mitarbeitern anfangs als zu
klein erscheinen, zum Beispiel: „Ich be-
schreibe die Idee in zehn Minuten.“ Dies
ist beabsichtigt, um sofort erste Ergeb-
nisse zu erhalten. So wird sichergestellt,
dass man das Ziel vor Augen hat und sich
nicht verzettelt. Mit „Lean Start-up“ liegt
der Fokus auf dem Hier und Jetzt. Es gilt,
sich voll und ganz auf die einzelne, aktu-
elle Aufgabe zu konzentrieren.
Kundenfeedback gezielt entwickeln
Sobald die Geschäfts- oder Produkt-
idee formuliert ist, erfolgt der nächste
Schritt in Richtung Kunde: „Erstelle ein
Kundeninterview in zehn Minuten.“
Wichtig dabei ist, dass das Interview
wie eine Unterhaltung geführt wird.
Dem Kunden wird nichts angepriesen,
und es darf auch kein reines Frage-Ant-
wort-Spiel sein. Nachhaken ist erlaubt
und sogar wünschenswert, um mehr
zu erfahren. Mit jedem Interview erhält
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