PM HR-Start-ups - page 11

11/16 spezial Start-ups
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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das Interview führte
Reiner Straub.
fiziert, die wir spannend finden und mit
denen wir dann zusammenarbeiten. Das
kann ein Projekt sein, um sich kennen-
zulernen oder eine feste Kooperation.
So haben wir beispielsweise zusammen
mit Etventure die Unternehmerschmie-
de gegründet. Der dritte Baustein ist
das Beteiligungsgeschäft, das den Wis-
senstransfer ermöglicht und für unsere
Kunden auch einen Mehrwert schafft.
personalmagazin:
Kienbaum ist sehr erfolg-
reich im Headhunting. Wollen Sie sich
mit der Unternehmerschmiede jetzt für
die Personalsuche in der Start-up-Szene
attraktiv machen?
Kienbaum:
Es ist mehr als das: Wir ver-
ändern die Personalsuche! Bei der
Unternehmerschmiede wollen wir Un-
ternehmen helfen, eine Digitaleinheit
aufzubauen, die wir am Ende — ähnlich
einem Windparkmodell — schlüsselfertig
übergeben. Wir helfen bei der Personal-
besetzung, bei der Beurteilung von in-
ternen Kandidaten, aber auch beim Trai-
ning-on-the-Job. Wir haben uns zum Ziel
gesetzt, Teams aus Entrepreneuren und
Intrapreneuren schmieden zu können.
personalmagazin:
Sie sprechen von Füh-
rungskräften mit Start-up-Geist. Was
zeichnet diese aus?
Kienbaum:
Die besten Kandidatinnen und
Kandidaten sind eigentlich diejenigen,
die die New Economy mitgemacht haben.
Sie sind Ende dreißig, Anfang vierzig
und besitzen die Fähigkeiten, Teams zu
führen und Change-Prozesse zu mana-
gen. Gerade in Innovationseinheiten sind
diese Fähigkeiten wichtig, was manch-
mal unterschätzt wird. Sie brauchen
Typen, die Leidenschaft und Kreativität
mitbringen und etwas verändern wollen.
Das zeichnet Teams wie Individuen aus.
personalmagazin:
Viele CEOs reisen ins
Ausland, um Start-ups anzuschauen oder
zu kaufen. Ist das Inszenierung oder
auch wirkliches Interesse?
Kienbaum:
Die Inspiration, die man bei
Besuchen von Start-ups aufsaugt, ist
enorm. Spirit, Geschwindigkeit und
Radikalität, die man erlebt, sind beein-
druckend. Solche Reisen lösen bei CEOs
häufig große Veränderungsbereitschaft
aus. Die Herausforderung besteht darin,
„zuhause“ die richtigen Voraussetzun-
gen zu schaffen, sowohl strukturell als
auch personell. Gelingt dies nicht, be-
steht die Gefahr, dass lediglich Inszenie-
rungseindrücke zurückbleiben.
personalmagazin:
Manche Unternehmen
gründen auf der grünen Wiese eine
Digitaleinheit, in der eine neue Unter-
nehmenskultur entsteht. Wie lassen sich
Erfahrungen aus der neuen Einheit in
das etablierte Unternehmen übertragen?
Kienbaum:
Kurzum: Die Übertragung
funktioniert am besten, wenn die neue
Einheit Erfolg hat. Dann lassen sich die
Leute von den Vorteilen einer neuen Un-
ternehmenskultur überzeugen. Es reicht
aber nicht aus, die neue Arbeitswelt über
die internen Kommunikationskanäle zu
verbreiten. Die Menschen müssen das
auch haptisch erleben. Sie können bei-
spielsweise Start-up-Unternehmer ein-
laden, gemeinsame Projekte initiieren,
Tandems zwischen alten und neuen Ein-
heiten im Sinne des Mentee-Mentoren-
Modells bilden oder aber auch Mitarbei-
ter in Coworking Spaces entsenden. Eine
Veränderung der Räumlichkeiten kann
helfen, auf diese Entwicklung positiv
einzuzahlen. Entscheidend ist, dass die
Mitarbeiter Chancen für sich selber in
der neuen Arbeitswelt erkennen.
personalmagazin:
Gilt das auch für die
Unternehmensberatung Kienbaum?
Verändern Sie Ihre Organisation?
Kienbaum:
Wir sind mitten drin. Wir haben
unsere operativen Gesellschaften Mitte
September zusammengeschlossen und
ein Digital-Team gegründet, das jedoch
nicht als separate Business-Einheit ope-
riert, sondern integriert quer über die
operativen Bereiche hinweg agiert. Auch
die Unternehmenskultur verändern
wir aktiv. Ich kann das am Beispiel der
Kommunikation erläutern: Bislang domi-
nierte die eher eindimensionale E-Mail-
Kommunikation. Wir steigen jetzt mehr
und mehr auf eine Kommunikationslö-
sung via Corporate Social Network um,
mit der wir besser interagieren können,
beispielsweise Gruppen bilden, wie das
jeder aus dem Privatleben kennt. Unsere
Grundlogik ist, private Kommunikati-
onsmuster in die Unternehmenswelt zu
tragen, um Echtzeit-Transparenz her-
zustellen: Wer ist bei welchem Kunden
unterwegs? Wie sehen die Zahlen genau
aus? Alle wichtigen Informationen sollen
künftig mit allen geteilt werden.
personalmagazin:
Welche weiteren New-
Work-Elemente wollen Sie einführen?
Kienbaum:
Unsere Zentrale verlegen wir
von Gummersbach nach Köln. Die neuen
Räumlichkeiten werden uns bei der Kul-
turveränderung helfen. Es wird weniger
Einzelbüros geben, mehr Glas und Open
Space. Wir wollen tätigkeitsbezogene
Umfelder schaffen. Die Grenzen zwischen
privat und beruflich werden fließender,
das muss sich in der Arbeitsorganisation
abbilden. Das betrifft Home-Office-Rege-
lungen, aber auch die Frage, ob jemand
seinen Hund ins Büro mitbringen darf.
„Die Grenzen zwischen privat und beruflich wer-
den fließender. Das muss sich auch in der Arbeits­
organisation abbilden.“
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