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SERVICE
_FORSCHERPORTRÄT
PERSONALquarterly 02 /15
Innovation als ständiger Begleiter
Forschung, Lehre und Verwaltung sind für Professorin Christiane Hipp an der
Technischen Universität Cottbus untrennbare Elemente des Hochschullebens
Ruth Lemmer
,
Freie Wirtschaftsjournalistin, Düsseldorf
D
ie Innovation lässt Christiane Hipp nicht los. An
der Brandenburgischen Technischen Universität
Cottbus-Senftenberg steht sie mit ihrem Lehrstuhl
an der Fakultät für Maschinenbau, Elektrotechnik
und Ingenieurwesen zwar für Organisation, Personalmanage-
ment und Unternehmensführung innerhalb der Allgemeinen
Betriebswirtschaft. Doch große Themen der Wirtschaft wie
Digitalisierung und neue Arbeitsformen, Individualisierung
und Dienstleistung, alternde Gesellschaft und Feminisierung
oder auch Nachhaltigkeit brauchen neuartige Ansätze. „Die
Innovation klebt an mir“, sagt Hipp.
Und das nicht nur als Forschungsgegenstand, sondern ganz
praktisch in der Hochschulverwaltung. Seit Dezember 2014
ist die 46-Jährige hauptamtliche Vizepräsidentin der Univer-
sität, die als Neugründung die Vorgängerhochschulen integ
riert und für 10.000 Studierende den Übergang abfedert, sich
aber gleichzeitig hohe Ziele an Standortprofil, Neuordnung
der Fächerstruktur und exzellente Forschung setzt. Letzteres
wird der Schwerpunkt von Professorin Hipp: „Ich will gute
Bedingungen für die forschenden Kollegen schaffen und, auch
in Kooperation mit externen Instituten, unsere Position stär-
ken.“ Die Unterstützung bleibt nicht ideell, es wird Stipendien
geben.
Kooperativ und interdisziplinär hat die Wissenschaftle-
rin schon frühzeitig gearbeitet – auch deshalb, weil sie in
Deutschland eine der Ersten war, die sich empirisch mit In-
novationen im gesamten Dienstleistungssektor beschäftigten.
Geboren und aufgewachsen in der Uni-Stadt Tübingen, studier-
te Christiane Hipp an der Universität Karlsruhe Wirtschafts-
ingenieurwesen – und hatte nach dem Diplom erst einmal
genug Theorie in sich eingesogen. Sie arbeitete von 1994-95
in der Steinbeis-Stiftung für Wirtschaftsförderung in Stutt-
gart und anschließend bis 1999 am Fraunhofer-Institut für
Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe.
Parallel promovierte die energiegeladene Wissenschaftlerin
extern an der Universität Stuttgart über Innovationsprozesse
in Dienstleistungsbranchen, deren Erneuerungskraft sich
anders als in der Industrie nicht an Patenten messen lässt.
Auslandsaufenthalte beim führenden Innovationsforscher für
Dienstleistungen in Manchester, aber auch im US-amerika-
nischen Cambridge und in Wien schaffte Hipp im Wechsel
mit Produktentwicklungsprojekten bei Mannesmann und Be-
raterinnenjobs bei Vodafone, Siemens und ihrem ehemaligen
Arbeitgeber ISI. Die Habilitationsschrift zu Intellectual Pro-
perty bei Dienstleistern reichte die Forscherin als Externe an
der TU Hamburg-Harburg 2005 ein und folgte zum Jahresende
dem Ruf nach Cottbus, wo sie ein Jahr später Funktionen in
der Hochschulverwaltung übernahm, „um“, wie sie sagt, „die
Organisation von innen kennenzulernen“, die sie als Externe
nur peripher miterlebte.
Forschung, Lehre, Verwaltung. Bei Christiane Hipp darf
die Lebenslust trotz engen Zeitkorsetts nicht untergehen. Das
Lehrstuhlteam feiert Promotionen, spielt Tischtennis, pick-
nickt im Grünen – und trägt Schnäuzer, gezwirbelt oder wie
Asterix. „Wir sind ein eingeschworener Frauenhaufen“, er-
zählt Hipp. Sie grenzt Männer definitiv nicht aus, sondern
nimmt ihre Abwesenheit mit Humor. „Als wir bei der Night of
the Profs entdeckten, dass die Bärte wieder an die Uni kamen,
haben wir kurz mitgezogen.“
PROF. DR. CHRISTIANE HIPP
ABWL-Lehrstuhl für Personalmanagement
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
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