4
          
        
        
          „Cash is King“ – Liquidität zählt neben hoher
        
        
          Rentabilität und Existenzsicherung zu den we-
        
        
          sentlichen Zielen eines Unternehmens. Eine
        
        
          wichtige Wirkung auf Liquidität hat das im Un-
        
        
          ternehmen gebundene Kapital, das durch ein
        
        
          effektives und effizientes Working Capital Ma-
        
        
          nagement beeinflusst wird. Eine isolierte Opti-
        
        
          mierung des Working Capital kann jedoch zu
        
        
          negativen Auswirkungen entlang der Supply
        
        
          Chain führen. Deshalb ist die Berücksichtigung
        
        
          der Einflussfaktoren auf das Working Capital
        
        
          sowie deren prozessübergreifenden Wechsel-
        
        
          wirkungen von besonderer Bedeutung – ein
        
        
          integrierter, funktionsübergreifender Ansatz im
        
        
          Working Capital Management ist gefordert.
        
        
          Das
        
        
          Working Capital (WC)
        
        
          bezeichnet die kurz-
        
        
          fristigen Bilanzpositionen, die dem Umlaufver-
        
        
          mögen auf der Aktivseite und den kurzfristigen
        
        
          Verbindlichkeiten auf der Passivseite der Bilanz
        
        
          zugeordnet sind:
        
        
          + Liquide Mittel
        
        
          +  Vorräte an Roh-, Hilfs- und Betriebs-
        
        
          stoffen, Halbfertig- und Fertigerzeugnisse,
        
        
          Handelswaren
        
        
          + Geleistete Anzahlungen
        
        
          + Lieferforderungen
        
        
          + Sonstige Forderungen, unverzinsliche
        
        
          Vermögensgegenstände, Aktive
        
        
          Rechnungsabgrenzung
        
        
          – Kurzfristige Rückstellungen
        
        
          – Erhaltene Anzahlungen
        
        
          – Lieferverbindlichkeiten
        
        
          – Sonstige unverzinsliche Verbindlichkeiten,
        
        
          Passive Rechnungsabgrenzung
        
        
          = Working Capital
        
        
          Working Capital Management (WCM)
        
        
          be-
        
        
          zeichnet die Optimierungsaufgabe bezüglich
        
        
          der Höhe dieser Positionen.
        
        
          Durch die Redu-
        
        
          zierung der Kapitalbindung
        
        
          wird dadurch
        
        
          einerseits
        
        
          Liquidität freigesetzt
        
        
          und somit
        
        
          der finanzielle Handlungsspielraum erwei-
        
        
          tert
        
        
          und andererseits
        
        
          die Rentabilität eines
        
        
          Unternehmens erhöht.
        
        
          
            Working Capital Management
          
        
        
          
            im Spannungsfeld der Unterneh-
          
        
        
          
            mensfunktionen
          
        
        
          Working Capital Management steht jedoch im
        
        
          Spannungsfeld der Unternehmensfunktionen,
        
        
          die bei mangelnder Abstimmung und Kommu-
        
        
          nikation mitunter konkurrierende Interessen
        
        
          verfolgen. Eine daraus resultierende, isolierte
        
        
          Optimierung des Working Capital in einzelnen
        
        
          Funktionsbereichen kann so zu negativen Aus-
        
        
          wirkungen entlang der Supply Chain des Unter-
        
        
          nehmens führen. Daher ist sowohl in der Litera-
        
        
          tur als auch in der betrieblichen Praxis die For-
        
        
          derung nach einem ganzheitlich integrierten
        
        
          Ansatz zu beobachten. Dieser verlangt jedoch
        
        
          eine
        
        
          prozess- und funktionsübergreifende
        
        
          Sicht-
        
        
          weise, welche alle direkten und indirekten Aus-
        
        
          wirkungen einzelner Optimierungsmaßnahmen
        
        
          entlang der Supply Chain berücksichtigt.
        
        
          
            Steuerungskonzept
          
        
        
          
            „Cash Conversion Cycle“
          
        
        
          Eine solche prozessorientierte Perspektive
        
        
          auf die gesamte Supply Chain wird durch das
        
        
          Steuerungskonzept des Cash Conversion Cycle
        
        
          (CCC) unterstützt, basierend auf der Ausgestal-
        
        
          tung der drei Kernprozesse:
        
        
          ·
        
        
          Order to Cash (OTC),
        
        
          ·
        
        
          Forecast to Fulfil (FTF) und
        
        
          ·
        
        
          Purchase to Pay (PTP).
        
        
          Im Gegensatz zur statischen Betrachtung der
        
        
          reinen Höhe der Bilanzpositionen des Working
        
        
          Capital ermöglicht der dynamische Ansatz des
        
        
          Cash Conversion Cycle die Beurteilung der
        
        
          Ef-
        
        
          fektivität und Effizienz
        
        
          des Working Capital
        
        
          Managements. Dazu dienen die jeweils zu den
        
        
          Kernprozessen korrespondierenden Kennzah-
        
        
          len (vgl. Abbildung 1):
        
        
          ·
        
        
          Order to Cash => Days Sales Outstanding
        
        
          (DSO)
        
        
          ·
        
        
          Forecast to Fulfil => Days Inventory Held (DIH)
        
        
          ·
        
        
          Purchase to Pay => Days Payables Outstan-
        
        
          ding (DPO)
        
        
          Der Cash Conversion Cycle errechnet sich aus
        
        
          der
        
        
          Bestandsreichweite
        
        
          (Days Inventory Held –
        
        
          DIH) zuzüglich der
        
        
          Forderungsreichweite
        
        
          (Days
        
        
          Sales Outstanding – DSO) und abzüglich der
        
        
          Verbindlichkeitenreichweite
        
        
          (Days Payables
        
        
          Outstanding – DPO):
        
        
          CCC (d) = DIH + DSO – DPO
        
        
          Die Kennzahl beschreibt den Zeitraum (in Ta-
        
        
          gen), in dem ein Unternehmen den Umsatz
        
        
          vorfinanzieren muss – also den Zeitraum zwi-
        
        
          schen dem Zahlungsausgang an den Lieferan-
        
        
          ten und dem Zahlungseingang vom Kunden.
        
        
          Die daraus resultierende Dauer der Kapital-
        
        
          bindung gilt es unter Berücksichtigung der
        
        
          wesentlichen Unternehmensziele – Liquidität,
        
        
          Rentabilität und Existenzsicherung – zu mini-
        
        
          mieren.
        
        
          Der dynamische Ansatz des Cash Conversion
        
        
          Cycle tritt also an die Stelle einer isolierten Be-
        
        
          trachtung der drei Hauptkomponenten
        
        
          Forde-
        
        
          rungen, Vorräte und Verbindlichkeiten
        
        
          . Die-
        
        
          se prozessorientierte Sichtweise ist die Basis
        
        
          für eine ganzheitliche Optimierung des Wor-
        
        
          
            Wechselwirkungen im
          
        
        
          
            Working Capital Management
          
        
        
          von Bettina Schoberegger und Martin Tschandl
        
        
          
            Wechselwirkungen im WCM