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          Liebe Leser,
        
        
          Theorie und empirische Studien belegen,
        
        
          dass gute Fähigkeiten im Umgang mit
        
        
          Chancen und Gefahren (Risiken) potenziell
        
        
          für den Erfolg eines Unternehmens wesent-
        
        
          lich sind. Dies liegt nahe, weil bei einer
        
        
          nicht sicher vorhersehbaren Zukunft eben
        
        
          Erträge und Risiken bei der Vorbereitung
        
        
          unternehmerischer Entscheidungen gegen-
        
        
          einander abzuwägen sind. Empirische Stu-
        
        
          dien (wie z. B. die von Walkshäusl, 2013)
        
        
          belegen zudem, dass gerade die Unterneh-
        
        
          men mit niedrigen Ertragsrisiken zugleich
        
        
          überdurchschnittliche Wertsteigerungen
        
        
          generieren. In Anbetracht der potenziellen
        
        
          Bedeutung des Risikomanagements wun-
        
        
          dert man sich über die geringen Ressour-
        
        
          cen, die speziell den Risikomanagement-
        
        
          abteilungen – im Vergleich z. B. zum
        
        
          Controlling – zur Verfügung stehen.
        
        
          Eine interessante Orientierung für eine ange-
        
        
          messene Ressourcenausstattung des Risiko-
        
        
          managements insgesamt im Vergleich zu Con-
        
        
          trolling und Planung kann die Betrachtung der
        
        
          Wertbeiträge sein. Die Methode der risikoge-
        
        
          rechten Bewertung zeigt, dass eine Relation
        
        
          von bis zu 4 zu 1 angemessen ist.
        
        
          Ein kleines Beispiel zeigt die Vorgehensweise
        
        
          einer risikogerechten Bewertung, die nicht auf
        
        
          Kapitalmarktdaten (z. B. „Beta“) angewiesen
        
        
          ist: Angenommen, durch eine Risikoanalyse
        
        
          und Simulation (Risikoaggregation) seien
        
        
          folgende Informationen über zwei Projekte
        
        
          bekannt: Projekt A generiert einen erwarteten
        
        
          Überschuss von 10 Mio. mit einer möglichen
        
        
          typischen Abweichung von 8 Mio. (Standard-
        
        
          abweichung als Risikomaß). Für Projekt B gelte
        
        
          9 Mio. plus / minus 2 Mio. Den risikogerechten
        
        
          Wert W berechnet man mittels Risikoabschlag:
        
        
          W = Erwartungswert –
        
        
          Ѝ
        
        
          · Risikomaß, also
        
        
          W (Projekt A) = 10 – 0,25* 8 = 8
        
        
          W (Projekt B) = 9 – 0,25 * 2 = 8,5
        
        
          Projekt B hat damit ein besseres Rendite-
        
        
          Risiko-Profil und damit auch einen höheren
        
        
          Wert. Die Größe
        
        
          Ѝ
        
        
          ist ein Maß für die Risiko-
        
        
          aversion, abgeleitet aus dem Rendite-Risiko-
        
        
          Profil verfügbarer Geldanlagealternativen
        
        
          (und zeigt die Opportunitätskosten für Risiken).
        
        
          Zieht man Investments in Aktien und deutsche
        
        
          Staatsanleihen in Erwägung, ist
        
        
          Ѝ
        
        
          gerade
        
        
          das Sharpe Ratio, das etwa bei 0,25 liegt.
        
        
          Es ist das Verhältnis der Marktrisikoprämie
        
        
          zur Standardabweichung der Rendite des
        
        
          Marktportfolios.
        
        
          Betrachtet man nun diese Bewertungsglei-
        
        
          chung, wird offensichtlich: bei
        
        
          Ѝ
        
        
          = 0,25 ist
        
        
          eine Veränderung des Risikoumfangs um z. B.
        
        
          4 Millionen gerade äquivalent zu einer Verände-
        
        
          rung des Erwartungswerts der Erträge um eine
        
        
          Million. So ergibt sich damit eine Relation der
        
        
          Bedeutung eben von 4 zu 1 von „Ertragsstei-
        
        
          gerung“ zu „Risikosteigerung“, wenn alle Risi-
        
        
          ken bewertungsrelevant sind. Betrachtet man
        
        
          dies, wird ziemlich offensichtlich, dass das
        
        
          Risikomanagement ist in den Unternehmen mit
        
        
          Ressourcen – und Menschen – massiv unter-
        
        
          besetzt ist und die dort vorhandenen Potenzi-
        
        
          ale von den meisten Unternehmen bisher nicht
        
        
          erschlossen sind.
        
        
          Besonders wichtig ist die Risikoaggregation,
        
        
          weil meist nicht Einzelrisiken sondern Kombi-
        
        
          nationseffekte mehrerer Risiken auftreten. Die
        
        
          Möglichkeit der Risikoaggregation beschreibt
        
        
          in dieser Ausgabe des Controller Magazins
        
        
          Herr Bohmfalk mit seinem interessanten Bei-
        
        
          trag „Möglichkeiten der stochastischen Szena-
        
        
          rioanalyse für die Unternehmensplanung“.
        
        
          Viele interessante Anregungen beim
        
        
          Lesen wünscht
        
        
          Prof. Dr. Werner Gleißner
        
        
        
          TOP
        
        
          EVENT
        
        
          29. Januar 2016
        
        
          – 10. Sitzung Arbeitskreis
        
        
          Business Continuity Management
        
        
          25. Februar 2016
        
        
          – 4. Sitzung Arbeitskreis
        
        
          Interne Revision&Risikomanagement bei der
        
        
          Deutschen Bahn in Frankfurth / Main
        
        
          06. April 2016
        
        
          – Weiterbildungsprogramm
        
        
          zum Enterprise Risk Manager (Univ.) in Würzburg
        
        
          Impressum
        
        
          Ralf Kimpel
        
        
          Vorsitzender des Vorstands der
        
        
          Risk Management Association e. V.
        
        
        
           V.i.S.d.P.
        
        
          RMA-Geschäftsstelle
        
        
          Risk Management Association e. V.
        
        
          Englmannstr. 2, D-81673 München
        
        
          Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
        
        
          Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          web: 
        
        
        
          Dr. Werner Gleißner
        
        
        
          Tel.: +49.(0)711- 79 73 58 30
        
        
          
            CM Januar / Februar 2016
          
        
        
          Wieviel Ressourcen benötigt das Risikomanagement
        
        
          im Vergleich zum Controlling?
        
        
          20%, wenn man den potenziellen Wertbeitrag vergleicht.
        
        
          Prof. Dr. Werner Gleißner