CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 18

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Wollen Unternehmen ihren Erhalt in Zeiten zu-
nehmender externer und interner Risiken
1
langfristig am Markt sichern, müssen sie pro-
aktiv mit potenziellen Störungen umzugehen
wissen. Gelingt es dem unternehmerischen
Überwachungssystem nicht, diesem Anspruch
zu genügen, so zeigen erst jüngst bekannt ge-
wordene Skandale die daraus resultierende
Gefahr für Unternehmensschieflagen
2
. Dies
belegt nachdrücklich die unerlässliche Regel-
und Gesetzeskonformität (Compliance) für ei-
nen langfristigen Unternehmenserfolg. Um Ri-
siken zu begegnen und ihnen präventiv entge-
genzuwirken, stehen den Unternehmen eine
Vielzahl an Kontroll- und Überwachungsme-
chanismen zur Verfügung. Ein ganzheitliches
und derzeit intensiv diskutiertes Konstrukt
bildet das unternehmerische Überwachungs-
system unter dem Dach der Corporate Gover-
nance. Es gewährleistet, Risiken frühzeitig zu
identifizieren, zu bewerten, zu priorisieren und
letztlich einen effektiven Umgang mit ihnen zu
ermöglichen. Zusätzlich beinhaltet das Über-
wachungssystem Instrumente zur Regelung
von Kompetenzen, Installierung von Überwa-
chungsprozessen und Kontrolle der einzelnen
Subsysteme der Unternehmensführung. Ziel
ist es, die Interessen der Share- sowie Stake-
holder zu schützen und damit eine verantwor-
tungsvolle Unternehmensführung zu fördern.
Es besteht der Ehrgeiz, die stetige Wertschöp-
fungssteigerung
3
und langfristige Erfolgssi-
cherung in das unternehmerische Handeln zu
integrieren.
Zudem können weitere Betrachtungsweisen
aufgeführt werden, welche die Notwendigkeit
von Corporate Governance im Kontext mit ei-
nem unternehmerischen Überwachungssystem
belegen. Die Trennung von Eigentum und Ver-
fügungsmacht ermöglicht der Unternehmens-
führung ohne Einfluss der Shareholder maß-
gebliche Entscheidungen zu treffen. Im Hinblick
auf die Prinzipal-Agent-Theorie ist es den
Shareholdern somit weder möglich, das Unter-
nehmen zu kontrollieren, noch es zu überwa-
chen. Doch die Forderung nach mehr Unter-
nehmenstransparenz wird beharrlich lauter,
wodurch der Corporate-Governance-Ansatz
noch stärker in den Fokus rückt
4,5
.
Dem Controlling obliegt hierbei eine besondere
Bedeutung, da es einerseits als interner Dienst-
leister für das unternehmerische Überwa-
chungssystem auftritt, und andererseits bei
Einsatz von Controlling-Tools genauso eigen-
verantwortlich den Richtlinien und Standards
unterliegt.
Beispielhaft sollen diese zwei
Sichtweisen für den Ansatz kalkulatori-
scher Zinsen behandelt werden.
Aufbau eines zeitgemäßen
Überwachungssystems im
Zusammenspiel von Corporate
Governance und Controlling
Die Abbildung 1 zeigt ein ganzheitliches Über-
wachungssystem unter Federführung der
Corporate Governance. Diese hat als fakti-
scher und rechtlicher Ordnungsrahmen im
Sinne aller Share- und Stakeholder eine inte-
grative und kompetente sowie auf den lang-
fristigen Erfolg orientierte Unternehmens-
führung und -kontrolle unter Beachtung von
Gesetzen, Regelwerken und Standards zu
gewährleisten
6
.
Die unternehmerische Verantwortlichkeit, also
die zielkonforme institutionelle, funktionale
und prozessuale Gestaltung, Steuerung und
Weiterentwicklung obliegt hingegen der Un-
ternehmensführung. Als leitende Instanz trägt
sie gemäß der Sorgfaltspflicht nach § 93 AktG
sowie § 43 GmbHG ggf. auch persönlich Re-
chenschaft gegenüber den Share- und Stake-
holdern. Damit besteht eine zentrale Aufgabe
der Unternehmensführung darin, die Idee der
Corporate Governance stetig in alle Subsyste-
me des Überwachungssystems zu kommuni-
zieren und deren unternehmenszielkonforme
Umsetzung dauerhaft sicherzustellen. Idealer-
weise besteht ein modernes Überwachungs-
system aus den komplementären, unterneh-
menszielabhängigen und dennoch eigen-
verantwortlichen Subsystemen Risikoma-
nagement, Internes Kontrollsystem und dem
Compliance Management. Tangierend ist die
Interne Revision als unternehmenszielunab-
hängiges Subsystem einzubeziehen. Die Ein-
ordnung des Controllings in das Überwa-
chungssystem fällt diffiziler aus. Controlling
wird als führungsunterstützendes Subsystem,
das vielfältig mit den einzelnen Bestandteilen
des unternehmerischen Überwachungssys-
tems zu vernetzen ist, verstanden. Darüber
hinaus fungiert das Controlling zunehmend als
Inhouse-Consulting und übernimmt weitere
Aufgabenfelder, wie:
a) Governance-Support
Aktive, schnelle und versierte Unterstützung
der Unternehmensführung, indem nicht nur
Corporate Governance und Controlling
Die Rolle des Controllings im unternehmerischen
Überwachungssystem am Beispiel kalkulatorischer Zinsen
von Jana Eberlein, Ulrike Pachal und Christopher Pfeiffer
Corporate Governance und Controlling
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