CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 22

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Überwachungssystems für den Ansatz kalku-
latorischer Zinsen?
Das Controlling fungiert einerseits als inter-
ner Dienstleister für alle Subsysteme des
Überwachungssystems und andererseits
muss sich das Controlling selbst den Regeln
und Standards der Corporate Governance
stellen.
Dem Risikocontrolling stehen mannig-
faltige Tools zur Verfügung (vgl. Abbildung 4).
Diese eröffnen allerdings nicht nur Chancen,
sondern tangieren auch risikobehaftete Frage-
stellungen. In Abbildung 5 sei diese Kontroverse
kurz für die Kostenkalkulation, speziell für den
Ansatz kalkulatorischer Zinsen dargestellt.
Der Ansatz kalkulatorischer Kosten für die
Selbstkostenermittlung ist grundsätzlich frei-
willig und unterliegt keinen gesetzlichen Regle-
mentierungen. Werden hingegen Informationen
Abb. 4: Ausgewählte Instrumente des Risikocontrollings
Autoren
Prof. Dr. Jana Eberlein
ist Professorin am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an
der Hochschule Harz für die Themen Kosten- und Leistungs-
rechnung & Controlling.
E-Mail:
Christopher Pfeiffer, B.A.
ist an der Hochschule Harz Masterand im Studiengang Busi-
ness Consulting mit der Vertiefung Controlling. Im Zusammen-
hang der Forschungstätigkeit spezialisiert er zudem auch sei-
ne Master Thesis auf das Themengebiet.
E-Mail:
Ulrike Pachal, B.A.
ist Masterandin im Studiengang Business Consulting mit der
Vertiefung Controlling an der Hochschule Harz. Zudem absol-
viert sie derzeit ein Praktikum im Bereich der Strategiebera-
tung in München.
E-Mail:
für ein fundiertes Benchmarking, ein konstantes
Preisgefüge und belastbare Kostendaten im Sin-
ne des bewerteten Verbrauchs von Produktions-
faktoren bevorzugt, so sind kalkulatorische
Kosten insbesondere in Bezug auf Zinsen und
Abschreibungen sowie mit Einschränkungen für
Wagnisse unabdingbar. Nur die Kenntnis des na-
hezu realitätsnahen Kostenniveaus erlaubt eine
erfolgversprechende Unternehmensführung.
Kosten- und Erlösrechung als
internes Steuerungsinstrument
Im externen Rechnungswesen teilweise oder
ganz unberücksichtigt, gestatten kalkulatori-
sche Kosten im internen Rechnungswesen eine
Ergänzung bzw. Anpassung an den tatsächli-
chen Werteverzehr. Auf diese Weise kommt die
Kosten- und Erlösrechnung ihrer Planungs- und
Kontrollaufgabe nach. Sie stellt plausible Infor-
mationen für die Kalkulation bereit, befreit die
Daten von Unregelmäßigkeiten und gewährleis-
tet die Stetigkeit von Kostenansätzen
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. Die
Selbstkostenkalkulation sollte unabhängig von
der Finanzierungsform des Unternehmens er-
folgen. Hierbei nehmen die kalkulatorischen
Zinsen im Zusammenspiel zwischen Control-
ling, Überwachungssystem und wertorientierter
Unternehmensführung eine besondere Stellung
ein. Durch den Vergleich von Kapitalzinssatz
und partiell subjektiv beeinflussbarer interner
Verzinsung lässt sich der Wertbeitrag einer Un-
ternehmensaktivität bestimmen.
Unterneh-
men streben üblicherweise eine möglichst
hohe interne Verzinsung an, um u. a. für
ihre Kapitalgeber attraktiver zu werden.
Ferner besteht entsprechend des Überwa-
chungssystems der Anspruch nach korrek-
ter interner Verzinsung und damit der Risi-
kovorsorge. Somit durchbricht der Ansatz
kalkulatorischer Zinsen die bloße innerbe-
triebliche Steuerung und erfährt eine lang-
fristige, außerbetriebliche Komponente.
Spannend gestaltet sich der Ansatz kalkulatori-
scher Zinsen deshalb unter vielerlei komple-
mentären wie auch konträren Perspektiven, wie
bspw. Unternehmensführung, Risikominimie-
rung, Stake- und Shareholderinteressen, Subs-
tanzerhaltung, Opportunitätskostenidee sowie
der Erfolgs- und Kostenermittlung. In der Be-
rechnung der Zinskosten ergeben sich zahlrei-
che subjektive Spielräume. Unabhängig von der
Corporate Governance und Controlling
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