MBA Kompendium wirtschaft und weiterbildung 2015/2016 - page 18

mba kompendium 2015/16
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Ranking
Das erleichtert Studenten den Einstieg in eine neue
Branche oder Funktion und viele bekommen bereits im
Praktikum ein Jobangebot. International überwiegen
dagegen die einjährigen Studiengänge ohne längeres
Praktikum. Dabei unterscheiden sich die Ranglisten na-
türlich bei ihren Bewertungskriterien. Das US-Magazin
Businessweek lässt Studenten und Recruitingmanager
die Programme bewerten. Forbes beurteilt die Pro-
gramme nach dem Return on Investment, also danach,
wie schnell sich die Kosten für das Studium auszahlen
und geht dabei von der – recht gewagten – Annahme
aus, dass das Gehalt ohne MBA-Studium nur halb so
schnell gestiegen wäre.
Economist in der Kritik
Wie sehr die Platzierung auf die Kriterien ankommt,
zeigt sich vergangenes Jahr bei Businessweek, als das
US-Magazin seine Bewertungskriterien änderte. Statt
wie bisher nur den verantwortlichen Recruitingmana-
ger eines Unternehmens zu fragen, wurden nun alle
Personaler befragt, die dem Magazin von den Schulen
genannt wurden. Heraus kam eine völlig andere Rang-
folge der besten MBA-Programme. In Europa gelten
die Ranglisten von Financial Times und Economist als
die wichtigsten, wobei der Economist in letzter Zeit im-
mer stärker unter Kritik gerät. Ein Grund dafür sind die
absurden Abstürze und Aufstiege einiger Programme.
So verzeichnete 2014 fast ein Viertel der Schulen zwei-
stellige Veränderungen. Mit gravierenden Veränderun-
gen an den Schulen dürfte das jedoch weniger zu tun
haben als mit der fragwürdigen Methodologie, bei der
aufgrund der geringen Abstände selbst geringfügige
Änderungen enorme Abstürze oder Aufstiege bewir-
ken. Beim letzten Ranking des Economist zu Vollzeit-
MBAs verweigerten – wohl nicht zuletzt aufgrund der
fragwürdigen Methodologie – 17 Schulen ihre Teilnah-
me. Noch übler sah es beim Ranking von Executive
MBAs 2013 aus, wo etliche Topschulen fehlten – offen-
bar weil sie das Ranking boykottierten.
Beim Economist entfallen je 35 Prozent der Bewertung
auf neue Karrieremöglichkeiten und die persönliche
Entwicklung/Bildungserfahrung – wie die Qualität der
Professoren. 20 Prozent macht der Gehaltsanstieg aus
und zehn Prozent zählt das Netzwerkpotenzial. Beim
FT-Ranking wiederum macht das Gehalt beziehungs-
weise der Gehaltszuwachs 40 Prozent der Bewertung
aus. Dabei wird das in US-Dollar umgerechnete Gehalt
entsprechend der Kaufkraftparität (Purchasing Power
Parity – PPP) an die lokale Kaufkraft angepasst. Das
führt zu teils absurden Verzerrungen, von denen vor
allem die Schwellenländer profitieren. Denn für einen
Dollar kann man in China oder Indien nun mal mehr
kaufen als in der Schweiz. So verdienen die Absol-
venten von indischen oder chinesischen Schulen re-
gelmäßig mehr als die Absolventen in der Schweiz.
Und natürlich lässt sich die Gehaltssteigerung auch von
den Schulen steuern. Wer zum Beispiel viele Studenten
aus Schwellenländern zulässt, die nach dem Studium
einen Job in den USA oder Europa bekommen, wird
fast automatisch einen höheren Gehaltszuwachs ver-
zeichnen. Auch Schulen, deren Absolventen vor allem
im Investmentbanking landen, wo nach wie vor die
höchsten Gehälter bezahlt werden, sind im Vorteil.
Ein Herz für unbekannte Schulen?
Doch nicht nur an den Kriterien oder der Methodo-
logie sind Zweifel angebracht, sondern auch beim
Vorgehen der Medien. Dabei hat die Financial Times
schon – nicht nur einmal – gegen ihre eigenen Regeln
verstoßen, wonach nur Schulen, die ein Gütesiegel
von AACSB oder EQUIS haben, überhaupt ins Ranking
aufgenommen werden. Businessweek wiederum
hatte sich beim Ranking 2012 verrechnet und ver-
suchte, den Fehler zu vertuschen. Heimlich wurde
die Rangliste verändert, doch das Ganze flog auf.
Das alles zeigt mehr als deutlich, wie fragwürdig die
Platzierungen sind. Doch dem nicht genug. Denn es
gibt auch noch fragwürdigere Rankings. Ein Beispiel
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