Der Verwalter-Brief 2/2017 - page 7

1980er Jahre u. a. in elastischen Dichtstoffen, wie hier z. B. in den
Fassadenfugen. PCB gehören trotz geringer akuter Toxizität zu den
ge-
fährlichsten Umweltgiften
. Bei der Entsorgung wird das Material als
gefährlicher Abfall eingestuft und ist gemäß BGR 128 und TRGS 524 von
einem geprüften Fachbetrieb auszubauen und zu entsorgen.
2.4 Geländer
Nach Entfernung der alten „Betonhandläufe“ und Entfernung der stark
korrodierten Befestigungspunkte standen von der alten Brüstung noch
knappe 60 cm. Die neue Edelstahlkonstruktion bestand aus vertikalen
Pfosten mit Befestigungsplatten, einem Rundrohrhandlauf (42,4/2,6
mm) und einer Edelstahl-Lochblechfüllung in einem Vierkantrahmen.
Die wichtigsten Kriterien der Geländerkonstruktion:
Sicherheit:
Einhalten vorgeschriebener Maße
Stabilität:
Nachweis der Geländerstatik mit Befestigung
Ästhetik:
Gestaltung des Geländers
Baustil:
Materialwahl des Geländers; Befestigungsmittel sollten
grundsätzlich in Edelstahl ausgeführt werden
Ausführung:
saubere Verarbeitung, Kondensatöffnungen, Dehnungs-
ausgleiche, Qualitätsnachweise und Zulassung des ausführenden Be-
triebes nach DIN EN 1090
Als Geländerhöhe empfehlen wir folgende Richtwerte:
Bis zu einer Absturzhöhe von 12 m:
100 cm
Über einer Absturzhöhe von 12 m:
115 cm
Die Geländerhöhen sind grundsätzlich an der ungünstigsten Stelle zu
ermitteln (z. B. an einem Gefällehochpunkt).
3 Herausforderungen für den Verwalter
Eine umfangreiche Sanierungsmaßnahme ist für den Verwalter eine re-
gelrechte Mammutaufgabe und bietet zahlreiche Herausforderungen,
die bereits weit vor den Sanierungsarbeiten beginnen.
Wer ist der geeignete sachkundige Planer?
Wie gestaltet sich die Organisation der Sanierungsmaßnahme?
Wieviel Budget wird für Unvorhergesehenes zur Verfügung gestellt?
Wie gestaltet sich die Information der Bewohner während der Bauzeit?
Wie werden Wahlmöglichkeiten der Eigentümer im Rahmen des Bau-
zeitplanes organisiert?
Plan B für den „Worst-Case“ – um nur wenige Beispiele zu nennen,
um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen.
Im beschriebenen Fallbeispiel wurden die o. g. Punkte wie folgt gelöst:
Die
Organisation
lief streng nach der Grafik „Die 6 Schritte“ ab, begin-
nend mit der Bestandsaufnahme und den Bauwerksuntersuchungen,
bis hin zur Leistungsbeschreibung mit Ausschreibung, Vergabe an eine
qualifizierte Fachfirma und Objektüberwachung der Bauausführung.
Für
Unvorhergesehenes
empfehlen wir im Regelfall ca. 10 % der Bau-
summe zur Verfügung zu stellen. Die gewählte Größenordnung ist dabei
individuell und objektabhängig anzusetzen.
Eine gute
Information der Bewohner
ist ein wesentlicher Bestandteil
eines ruhigen, harmonischen Bauablaufs. Bewährt haben sich neben
aktuellen und übersichtlich gestalteten Aushängen auch wenige, ausge-
wählte Baustellentermine für alle Anwohner.
Aber Vorsicht: Das Be-
gehen von Gerüsten von Unbefugten ohne Schutzausrüstung ist
streng verboten!
Es sollte somit beim „Bodentermin“ bleiben.
Wahlmöglichkeiten
wie im Fallbeispiel die Fliesenauswahl wurden
bereits bei der ETV mittels vorbereitetem Formblatt und einer Voraus-
wahl mit Abgabefrist abgefragt. Hier gilt: je rechtzeitiger desto besser
– trotz bester Vorbereitung immer mit ausreichendem Zeitpuffer!
4 Ist gleich = gleich?
Nach erfolgreichem Abschluss der Sanierung im November 2015 nach
insgesamt nur 7 ½ Monaten Bauzeit wurde die Instandsetzung von 2
weiteren Gebäuden der Wohnanlage geplant.
Obwohl es sich um dieselbe Konstruktionsart handelt und die Errichtung
fast im gleichen Zeitraum stattfand, unterscheiden sich die IST-Zustän-
de der Gebäude. Interessanterweise handelt es sich bei dem neuen
Bauabschnitt um 2 „baugleiche“ Gebäude, die sich – obwohl gleich alt
– ebenfalls vom Zustand wiederum unterscheiden.
Gleich ist somit nicht gleich: Was sind die Ursachen? Wie sehen die
Lösungen aus?
Ausblick: In einer Fortsetzung des Fallbeispiels an 2 benachbar-
ten Hochhäusern gleicher Konstruktionsart schildern wir teils
dramatische Feststellungen und deren Lösung.
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Dipl. Ing. Rainer
Eger plant und
begleitet seit
über 20 Jahren
M a ß n a h m e n
der Beton- und
Bauwerkinstandsetzung.
DER AUTOR
Wir empfehlen aufgrund der hohen Sicherheitsrelevanz bereits bei
geringem Verdacht, präventiv eine Untersuchung des Materials auf
PCB zu veranlassen!
PRAXIS-TIPP: PRÄVENTIVE MATERIALUNTERSUCHUNG
Ein
geeigneter sachkundi-
ger Planer
sollte folgende
Qualifikationen haben:
abgeschlossenes Bauinge-
nieurstudium
SIVV-Schein
mindestens 10 Jahre Bau-
leitungserfahrung
einschlägige Referenzen in
der Balkon- und Fassaden-
instandsetzung
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12
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