fünf Jahre oder länger. Auf diese Fünfjah-
resfrist sollen zusätzlich auch alle Ent-
leihungen des betreffenden Mitarbeiters
bei dem jeweiligen Arbeitgeber angerech-
net werden, egal über welches Verleih
unternehmen. Erst nach einer Karenzzeit
von drei Jahren soll in solchen Fällen
ein erneutes befristetes Arbeitsverhältnis
wieder zulässig sein.
Viele Arbeitgeber sind
betroffen
„Ich hätte mir ja mal eine Regierung
gewünscht, die weniger reguliert“, sagt
dazu Oliver Maassen, Personalleiter beim
Maschinenbauunternehmen Trumpf im
schwäbischen Ditzingen mit rund 12.000
Beschäftigten, davon etwa die Hälfte in
Deutschland. „Aber das bleibt wohl ein
frommer Wunsch.“ Trumpf sei spürbar
von den Plänen betroffen. „Wir beschäf-
tigen in Deutschland derzeit etwa 15 Pro-
zent der Belegschaft befristet“, erklärt
Maassen weiter. Enthalten seien dabei
sowohl Befristungen mit Sachgrund nach
§ 14 Abs. 1 TzBfG als auch sachgrundlose
Befristungen nach § 14 Abs. 1 TzBfG. „Al-
lerdings sind es zum überwiegenden Teil
sachgrundlose Befristungen – zumal es
hoch aufwendig ist, Sachgrundbefristun-
gen juristisch ganz sauber aufzusetzen.“
Maassen hat nur Kopfschütteln für die
Koalitionspläne übrig. „Warum man nun
hingehen und dieses personalpolitische
Instrument kippen will, ist mir völlig un-
verständlich“, sagt der HR-Manager. In
der betrieblichen Realität gebe es nun
einmal gute Gründe für Befristungen.
„In vielen Fällen handelt es sich um Pro-
jektsituationen, bei denen eben nur für
eine bestimmte Zeit zusätzlicher Perso-
nalbedarf besteht, oder um zyklischen,
aber auch zeitlich begrenzten Mehrbe-
darf“, so Maassen. „Unserer Ansicht nach
gibt es zahlreiche Fälle, bei denen sich
dies sinnvoller über befristete Arbeits-
verträge abdecken lässt als etwa durch
Arbeitnehmerüberlassung“, erläutert der
Trumpf-Personalchef weiter.
Ferner dienten sachgrundlose Befris-
tungen in manchen Fällen auch dazu,
Mitarbeiter und ihre Fähigkeiten erst
einmal eingehend kennenzulernen, be-
vor man sie langfristig ans Unternehmen
binde und dann in hohem Maß in ihre
Einarbeitung und Qualifizierung inves-
tiere. „Man darf nicht vergessen, dass in
unserer Branche die Probezeit per Tarif-
vertrag auf drei Monate begrenzt ist – das
ist in manchen Konstellationen einfach
zu kurz für einen zutreffenden Eindruck“,
so Maassen, „und in Deutschland sind wir
ja zudem, anders als an manchem ande-
ren Standort, auch am langen Ende stark
reguliert, wenn sich beispielsweise zeigt,
dass eine längerfristige Zusammenarbeit
nicht mehr sinnvoll ist und man sich von
einem Mitarbeiter trennen will.“
Doch nicht nur aus Arbeitgebersicht
hält Maassen die Pläne für kontrapro-
duktiv. „Auch beschäftigungspolitisch
gesehen ist das ein Unsinn“, sagt er. Spä-
testens, wenn sich die Konjunktur wieder
eintrübe, werde sich erweisen, wie kon
traproduktiv dieses Vorhaben sei. „Dann
werden wir erleben, wie die Arbeitslosig-
keit gigantisch nach oben geht, weil sich
jeder Arbeitgeber dreimal überlegt, ob er
wirklich in einer Situation der Unsicher-
heit oder sogar Krise jemanden unbefris-
tet einstellen will.“
Zusätzliche unbefristete Jobs
eher die Ausnahme
Maassens Fazit: Arbeitgeber werden, vo
rausgesetzt die Wirtschaft läuft weiter
gut, in Einzelfällen Mitarbeitern unbe-
fristete Verträge anstelle von sachgrund-
los befristeten anbieten, im Regelfall
aber auf Leiharbeit oder Werkverträge
ausweichen, wo dies möglich ist, oder
gegebenenfalls den Personalbedarf ins
Ausland verlagern. Auch eine Arbeitsver-
dichtung über vermehrte Überstunden
sei grundsätzlich denkbar, wobei man da,
Befristungen in Deutschland
Sachgrundlose Befristungen
Alle Befristungen
2013
2013
2016
Betriebsgröße
in Tausend
Anteil in % in Tausend
Anteil in % in Tausend
Anteil in %
bis 74 Beschäftigte
484
2,7
1.065
5,8
1.056
5,5
75 und mehr Beschäftigte
828
5,1
1.674
10,0
1.810
10,2
Gesamt
1.312
3,8
2.739
7,8
2.866
7,8
Quelle: IAB, Nürnberg, 2018; Prozentwerte beziehen sich auf die Gesamtzahl aller Arbeitsverhältnisse
„Das wird
sicher kein
Konjunkturpaket
für die Branche
der Personal
dienstleister.“
Carlos Frischmuth, Hauptstadtrepräsen-
tant beim Personaldienstleister Hays
67
Sachgrundlose Befristung