Der Versuch, den Begriff New Work
einzukreisen, ist ein schwieriges Unter-
fangen. Von der ursprünglichen Idee der
„Neuen Arbeit“ eines Frithjof Bergmann,
einer Arbeit, die jeder Mensch „wirklich
wirklich will“, ist heute im praktischen
Verständnis nur wenig geblieben. Die
Perspektive hat sich von individueller
Freiheit hin zu einer organisationalen
Notwendigkeit, zu einer Art Überlebens-
strategie, verschoben. Die Kräfte der Di-
gitalisierung erschüttern die Grundfesten
der Arbeitswelt. Organisationen realisie-
ren, dass sich die Marktentwicklung nicht
mehr so einfach planen lässt. Sie ist kom-
pliziert, gar komplex. Permanenter Wett-
bewerb erfordert laufend neue Lösungen.
New Work ist das Versprechen, in dieser
unsicheren, sich schnell ändernden Um-
welt eine bessere Anpassungsfähigkeit
zu entwickeln.
Auch wenn New Work
draufsteht, ist es bei der
Vergütung selten drin
Die Erfolgsgeschichte von New Work fußt
gleichwohl nicht ausschließlich auf einer
dynamischen Marktlage. Auch die Men-
schen richten sich neu aus. Insbesondere
die nachrückende Generation, aber auch
viele erfahrene Fachkräfte haben inzwi-
schen andere Vorstellungen von ihrer
Arbeit. Sinnstiftung, Verantwortung und
eine gute Vereinbarkeit mit dem Privatle-
ben werden wichtiger. So lässt sich auch
erklären, warum ein bedingungsloses
Grundeinkommen in aller Welt immer
mehr Fans gewinnt. In einer Situation
von akutem Fachkräftemangel suchen
viele Menschen den Weg in die Selbst-
ständigkeit. Für Fach- und Führungskräf-
te hat frei verfügbare Zeit einen hohen
Stellenwert – entweder um sich sozial
zu engagieren oder um mehr Kapazität
für Familie und Freunde zu haben. Die
gesellschaftliche Debatte um flexible Ar-
beitsmodelle, die beim Tarifkonflikt mit
der IG Metall Anfang 2018 exemplarisch
zum Tragen kam, ist ein weiterer Mosaik-
stein dieser Werteverschiebung.
Arbeitgeber versuchen mit allen Mit-
teln, den Anschluss zu behalten. Sie le-
gen die Businesskleidung ab, duzen alle
Mitarbeiter und im schlimmsten Fall
muss der Kickertisch herhalten – aber
wirkliche Veränderungen führen sie kei-
ne herbei. Der unreflektierte Griff in die
Weniger Hierarchie,
mehr Agilität, positives
Menschenbild. Oder
doch nur Kickertisch,
Freizeitkleidung und ein
Obstkorb? – New Work ist
ein Buzzword mit unklaren
Konturen. Ob Unternehmen
es wirklich ernst damit
meinen, zeigt sich meist
erst, wenn's ums Gehalt
geht. Eine Blogparade
gibt Einblick in ein neues
Verständnis der Vergütung.
Von Sven Franke, Stefanie Hornung & Nadine Nobile
New Work =
New Pay?
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personalmagazin 07.18
Strategie & Führung