Wer sind die Top-Influencer in und
für HR? Als wir uns in der Redaktion mit
dieser Frage beschäftigten, war schnell
klar, dass wir diese Frage eigentlich alle
zwei Jahre mit unserer Liste der „40 füh-
renden HR-Köpfe“ beantworten. Denn auf
die Liste gelangt nur, wer Einfluss auf
die Meinungsbildung in HR nimmt: Wis-
senschaftler, die kluge Bücher schreiben;
Redner, die packende Vorträge auf Kon-
gressen halten; Personen, die wichtige
Ämter in der HR-Szene einnehmen.
Doch wer ist auch ein digitaler Influ-
encer? Wer ist in den sozialen Medien
aktiv und erhält ein Echo auf Posts und
Tweets? Wer hat in den sozialen Medi-
en ein großes Netzwerk mit relevanten
Followern aufgebaut? Diese Frage war
nicht so leicht zu beantworten. Zu Be-
ginn der Recherche setzten wir auf Tools,
die Marketingverantwortliche nutzen, um
Budgets zur Netzwerkdurchdringung zu
vergeben. Doch schon beim ersten Blick
auf die Ergebnislisten merkten wir, dass
es so einfach nicht geht. Die Tools spuck-
ten zwar eine beträchtliche Anzahl von
Influencern aus. Doch viele relevante
Personen, die der Redaktion aus den So-
cial Media als Meinungsmacher schon
geläufig waren, tauchten gar nicht auf.
Die Erklärung dafür liegt auf der Hand:
Einerseits lässt sich das Themenfeld Hu-
man Resources nicht sauber über Schlag-
worte abgrenzen, andererseits sind vor
allem Recruiter präsent, die über Social
Media nach Bewerbern suchen. Am Ende
blieb also nur eine händische Lösung.
Dabei sind wir ähnlich vorgegangen wie
bei den 40 HR-Köpfen: Wir haben eine
Liste an Influencern erstellt, die wir im
Gespräch mit Multiplikatoren erweitert
haben. Relevant war für uns die Präsenz
bei Linkedin und Twitter, wo die Nutzer
über eigene Beiträge ein inhaltliches Pro-
fil aufbauen können. Bei Xing lässt sich
das so nicht abbilden und Instagram –
sonst der Hotspot der Influencer – ist für
die HR-Fachszene wenig relevant.
Wir haben die Zahl der Follower in den
Fokus gestellt. Die Tücken einer quanti-
tativen Betrachtung waren uns bewusst,
gibt es doch im Internet zahlreiche Ange-
bote, um Follower zu kaufen. Wir haben
deshalb nachgehakt, wenn wir Erklä-
rungsbedarf sahen: Guido Bosbach bei-
spielsweise verfügt über 35.000 Follower,
was für den Chef einer kleinen Beratungs-
firma ungewöhnlich ist. Auf Nachfrage
gestand er ein, dass ein Drittel seiner
Follower aus China kommen. Er spricht
von einem „technischen Effekt“ bei Lin-
kedin, den er sich nicht erklären kann.
Doch zieht man ein Drittel von seiner
Follower-Zahl ab, liegt er immer noch
weit vor anderen Influencern.
Nachgefragt haben wir auch bei
Andreas Dittes, Chef des Start-ups Talent-
wunder. Denn er hat hohe Follower-Zah-
len, obwohl seine Aktivität überschaubar
ist. Er erklärt dies damit, dass er Tweets
verfasst, die eine hohe Resonanz erzeu-
gen. Der Detecon-Berater Marc Wagner
wiederum beschrieb in einem Blogbei-
trag, wie man maschinell bei Twitter Fol-
lower sammelt, hat seine eigenen aber
– so sagte er uns – genuin generiert.
In die Liste aufgenommen haben wir
auch zwei Influencer, die nicht aus der
HR-Szene stammen, aber eine hohe
Reichweite für HR-relevante Themen er-
zielen: Blogger Sascha Lobo und Wi-
wo-Herausgeberin Miriam Meckel. Sie
führen die Liste an.
Das Ranking der
Top 25 Influencer
in HR zu erstellen,
war keine leichte
Aufgabe für
die Redaktion.
Automatische
Auswertungen
halfen nicht weiter.
Welche Kriterien ein Top-Influencer
erfüllen musste und warum persön
liche Nachfragen nötig waren.
Von Reiner Straub
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personalmagazin 07.18
Schwerpunkt