Personalmagazin 6/2017 - page 7

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... Barbara Lochmann zum Thema Zielprozesse
Frage eins:
Können Sie Beispiele für „ver-
giftete“ Ziele nennen, die eher schaden
als nutzen?
Barbara Lochmann:
Es gibt vergiftete Ziele,
aber es gibt auch Grauzonen, die noch
häufiger vorkommen. Wirklich schädli-
che Ziele sind solche, die Mitarbeiter in
die Überforderung hineintreiben oder
die Teams Schritte gehen lassen, die
kurzfristige Erfolge einbringen, aber
langfristig keinen Beitrag leisten. Zu den
vergifteten Zielen zählen auch solche, die
zu Konkurrenzsituationen führen. Das
heißt, die Mitarbeiter sind nicht mehr als
Gefährten unterwegs, sondern als Geg-
ner. Am häufigsten kommt es jedoch vor,
dass Ziele als Kontrollinstrumente ein-
gesetzt werden. Diese sind nur auf das
Wohl des Unternehmens ausgerichtet.
Der Mitarbeiter selbst und seine Weiter-
entwicklung werden dabei vergessen.
Frage zwei:
Wo ergeben sich Grauzonen?
Lochmann:
Grauzonen entstehen dann,
wenn Ziele nicht als Chancen gesehen
werden. Ziele bieten unheimlich viele
Chancen, den Mitarbeiter weiterzuent-
wickeln. Typische Beispiele für Grauzo-
Drei Fragen an ...
BARBARA LOCHMANN
stellte als Inhaberin
des Beratungsunternehmens HR Guiding
sowie in früheren Positionen als Perso-
nalleiterin und Führungskraft fest, dass es
häufig „vergiftete“ Ziele gibt, bei denen
Verluste und Kollateralschäden auf dem
Weg zur Zielerreichung entstehen.
nen sind Zielprozesse, die irgendwann
eingeführt wurden und dann Jahr für
Jahr durchgezogen werden, ohne dass
sie jemand hinterfragt. Das Potenzial,
das Ziele bieten, wenn sie sinnvoll sind,
wird nicht ausgeschöpft.
Frage drei:
Heißt das, dass die grundle-
genden Regeln für die Zielgestaltung in
vielen Unternehmen missachtet werden?
Lochmann:
Missachtet ist nicht ganz der
richtige Ausdruck. Es fehlt oftmals die
Auseinandersetzung mit dem Ziel, das
mit der Einführung verfolgt werden soll.
Diese zentrale Frage wird häufig verges-
sen. Dann muss der Prozess von oben
nach unten durchdacht werden, das heißt
jede Führungskraft setzt sich ernsthaft
damit auseinander, ob das Ziel überhaupt
zu leisten ist. Sie muss eine Idee entwi-
ckeln, wie es erreicht werden kann. Und
dann – das ist das Wichtigste – muss
sie den Weg zur Zielerreichung mit dem
Mitarbeiter oder Team gemeinsam entwi-
ckeln. Nur dann stehen diese hinter dem
Ziel und übernehmen Verantwortung.
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